Strategiepapier verkorkst

Hearing im Sportausschuss: Heftige Expertenkritik an DOSB/BMI-Vorlage zu nationalen Sportgroßveranstaltungen

Berlin, 6/.7. März. Der neuerliche Punch aus Lausanne im Bewerbungswettbewerb um Olympische Spiele, den die Macher aus Sport, Politik und rund um die Initiative RheinRuhr City nicht rechtzeitig erkannt haben, geschweige denn parieren konnten, schickte den deutschen (Spitzen-) Sport international und national auf die Bretter. Ein zum siebten Mal wiederkehrender Knockout – denn seit 1972 wurde der deutsche Sport vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und seinen Mitgliedern aus dem olympischen Bewerbungsrennen geworfen. Oder kam erst gar nicht bis dahin. Und ausgerechnet jetzt legten der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) mit dem Bundesministerium für Inneres, Bau und Heimat (sowie Sport) ein 103 Seiten umfassendes Werk mit dem Titel „Nationale Strategie Großsportveranstaltungen“ vor, mit dem man solchen Pleiten entgegenwirken will. Bei der Anhörung zum Strategiepapier im Sportausschuss des Bundestages am 3. März 2021 sind sich die meisten Experten einig: Mit diesem Papier wird sich nicht viel verbessern.

Warum? Weil es sich bei den vorgelegten Seiten bestenfalls um ein umfangreiches Infopaket, im schlechtesten Fall um ein Strategiepapier ohne Strategie handelt, bei dem die Beteiligten nun nach langem Anlauf wieder mal zu kurz gesprungen sind.

Das BMI war nach den diversen Bewerbungspleiten nicht nur alarmiert, sondern trieb auch Ursachenforschung: Die erfolgreichen Konzepte der Konkurrenz und auch das eigene Vorgehen wurden untersucht. Nicht nur unabhängige Experten kamen schon da zu dem Schluss, dass eigenes Unvermögen, falsche Stimmungseinschätzung in internationalen Gremien und Selbstüberschätzung der Sportführer sowie ihres Einflusses und anderes Gründe des Scheiterns waren. Vom DOSB hörte man dazu wenig bis nichts.

Fazit des Ministeriums war bereits 2014: Es sei auf Dauer nicht zu vertreten, weiter Millionen an Steuergeld zu versenken. Eine weitere Erkenntnis: Eine Strategie muss her. Die hatte noch der im April 2018 überraschend in den einstweiligen Ruhestand versetzte kenntnisreiche Abteilungsleiter Gerhard Böhm mit dem Segen des damaligen Bundesinnenministers Thomas de Maizière angeleiert. Doch wer sollte sie umsetzen? Seit 16. Mai 2019 gibt es nun im BMI, Abteilung Sport, ein eigenes Ressort Sportgroßveranstaltungen. Kritiker sahen sich mit der Einrichtung dieses Ressorts in ihrer Meinung bestätigt, dass die Politik dem DOSB nicht zutraut, alleine eine Strategie hinzubekommen.

Infopaket statt Strategiepapier

Aber auch das Tandem BMI/DOSB, so scheint es, kriegt es nicht hin. Nach 15-monatiger Arbeit legten BMI-Staatssekretär Stephan Mayer und DOSB-Schatzmeister Kaweh Niroomand jetzt das Ergebnis vor, das auf heftigen Widerspruch stößt.

Was sicher nicht zuerst an den beiden liegt, die auch einräumten, dass man noch eine Reihe von Fragen nicht geklärt habe und es zwischendurch knirschte. Bis zuletzt wurde an der Endfassung gebastelt. Eine Menge Menschen, darunter auch externe Beraterfirmen (deren Input 1,25 Millionen Euro kostete), haben an den 103 Seiten mitgearbeitet, die den nichtssagenden Titel „Gemeinsam. Mehr. Wirkung“ tragen.

Bei intensiver Lektüre des Konglomerats aus altbekannten Argumenten und Fakten fällt als erstes auf – dass etwas Wichtiges fehlt: Analysedaten. Fehleraufarbeitung aus vergangenen Bewerbungspleiten, eine Stärke- und Schwäche-Analyse des deutschen Sports, wären wohl Mindestvoraussetzungen, um eine zielgerichtete Strategie auszuarbeiten. Es reicht nicht, sich immer auf andere Länder wie Kanada, Großbritannien oder Dänemark und deren erfolgreiche Sportstrategien zu fokussieren, dort abzukupfern und Tools zu übernehmen, die zwar dort, hier aber meistens nicht funktionieren.

Warum ist das so? Weil in diesen Ländern eine völlig andere Ausgangslage vorliegt, es andere Sportstrukturen und eine andere Sportsozialisation gibt als in Deutschland. Und das gebetsmühlenartige Wiederholen der These, man sei beim Ausrichten von Sportgroßveranstaltungen ganz vorne dabei, ändert nichts daran, dass der deutsche Sport irgendwie den Anschluss verpasst hat.

Ehrliche Bestandsaufnahme

Und der wäre gefordert, eine transparente und ehrliche Bestandsaufnahme zu liefern. Das will der deutsche Sport aber offensichtlich nicht. Oder doch? DOSB-Präsident Alfons Hörmann sagte bei der virtuellen Olympia-Verteidigungs-Pressekonferenz am Montag (1. März): „Wir haben im Gegensatz zu mancher Behauptung, dass wir aus den vergangenen Bewerbungen nichts gelernt haben, doch unsere Lehren gezogen.“ Wo? In dem Papier jedenfalls nicht.

Darin wird ein romantisches, nostalgisches Bild vom Spitzensport gezeichnet und am Narrativ von Völkerverständigung, Friedenstaube etc. unbeirrt festgehalten. Das Geschwurbel über Strahlkraft, Werte und Vorbildfunktion des Sports passt gerade noch in die 1980-er Jahre, wo man – in Zeiten des Kalten Krieges – mit solchen Schlagwörtern vielleicht noch begeistern konnte. Heute ist auch die Sportwelt eine andere. Und nicht nur in Pandemiezeiten. Die Autoren formulieren ja selbst, dass Strahlkraft, Werte und Vorbildfunktion des Sports unter den diversen Skandalen in der olympischen Familie ebenso wie in internationalen und nationalen Verbänden zu leiden haben. Die Strahlkraft ist schon lange auf Taschenlampenformat geschrumpft, wird aber wieder besseres Wissen in dem Papier immer wieder bemüht. Vielleicht ist ein Grund, warum die Autoren des Papiers Sportdeutschland anders wahrnehmen als der Rest der Republik, dass  viele, die daran mitgearbeitet haben, seit Jahrzehnten fest in den Sport eingebunden sind.

Schnappatmung

Also wie will man BürgerInnen für Spitzensport und Sportgroßveranstaltungen wieder begeistern? Mit Heldensagen, wie der vom Turner Andreas Toba, der verletzt in Rio weiter turnte und somit sein Team im Wettbewerb hielt? Das Beispiel tauge hier nicht, sagt Professor Jürgen Schwark von der Westfälischen Hochschule, zumal die Verfasser des Papiers wenige Zeilen später darauf verweisen, dass man für gesunden Sport stehe. Schwark hat offensichtlich schon auf den ersten Seiten des Papiers Schnappatmung bekommen, auf denen sich die Autoren mit den Werten des deutschen Sports, konsultativer Partizipation oder der Identifikation des Fußvolkes mit Deutschland auseinandersetzen.

Und braucht es wirklich Spitzensport und große Sportevents, damit die Deutschen näher zueinander finden und sich mit ihrem Land identifizieren? Braucht das große und reiche Industrieland Deutschland Sport, um sich in der Welt zu repräsentieren? Nein, auch dieses Sport-Narrativ ist mittlerweile überholt. Deutschland steht für Fortschritt, Forschung, technische Innovationen, soziale Errungenschaften – und Organisation, auch wenn man das gerade bei den zahlreichen Pannen rund um die Pandemiebekämpfung nicht mehr so recht glauben mag.

Argumente nötig

Worum geht es also bei dem Strategiepapier wirklich? Schlicht darum: Gewinn, Prestige und Macht durch Sportereignisse auszubauen und zu festigen. Die Argumente Repräsentation und Identifikation braucht vor allem die Politik, um noch irgendwie erklären zu können, warum man das Füllhorn mit Steuergeld so ungeniert und bereitwillig über Sportdeutschland ausschüttet.

Großsportveranstaltungen in Zeiten, in denen Klimawandel das Zukunftsthema Nummer eins ist, in denen Wohnraum knapp ist, Stadtentwickler ebenso vor großen Herausforderungen stehen wie Verkehrs- und Umweltplaner, sind eigentlich fast schon ein anachronistisches No-go, nimmt man die damit verbundenen Probleme ernst. „So können Nachhaltigkeitsmaßnahmen in ihrer Gesamtheit eine größere Strahlkraft entfalten.“ Sätze wie dieser auf Seite 24 wecken dann doch Zweifel am Nachhaltigkeitsbegriff der Autoren.

Sylvia Schenk, einst selbst Mittelstrecklerin, Präsidentin des Bundes deutscher Radfahrer und heute Leiterin der Arbeitsgruppe Sport bei Transparency International Deutschland spricht als Sachverständige fast süffisant „von grundsätzlichen Defiziten,“ des Sports. Nachhaltigkeit, Umsetzung internationaler Standards in Sachen Transparenz, Good Governance, Stakeholder-Einbindung oder Menschenrechtsfragen – Note ungenügend. Da hänge, so die Frankfurterin, der deutsche Sport ziemlich hinterher.

Gut vertreten?

Und nicht nur da: Sie geht mit dem Sport hart ins Gericht. Das IOC werde im März schon die Agenda 2020+5 beschließen, und mit dem vorgelegten Papier sei man überhaupt nicht mehr auf Ballhöhe. Zwar behauptet der DOSB, auf der Weltsportbühne gut vertreten zu sein. Aber mit dieser Meinung steht er ziemlich alleine. Nicht nur Schenk, sondern auch Johannes Herber von „Athleten Deutschland“ – die nicht im DOSB organisiert sind – beklagt, dass die internationale , aber auch die nationale Vernetzung zu wünschen übrig lasse. Und man auch deshalb nichts mitkriege.

Mehr Kohle

Und es liegt vermutlich auch daran, dass die FührerInnen Sportdeutschlands Geld als den einzigen Problemlöser sehen. In der Akquise desselben scheint ihre zentrale Aufgabe zu bestehen. Dabei verlieren sie mehr und mehr Inhalte und sportpolitische Prioritäten aus dem Blick. Deshalb gerieten sich die Macher aus Politik und Sport zwischenzeitlich etwa um die Deutungshoheit im künftigen Kompetenzzentrum oder der Servicestelle – wie der Titel der Koordinierungsstelle dann auch lauten mag – immer wieder heftig in die Haare. Die Leistungssportreform lässt grüßen – und das verheißt nichts Gutes. Niroomand sagt auch offen, dieser Punkt sei bisher nicht geklärt.

In der Stellungnahme des Sports ist zu lesen: „In Anbetracht des stärker werdenden internationalen Wettbewerbs und unserem ambitionierten Zielsystem erwarten wir, dass insbesondere zusätzliche Mittel des Bundes notwendig sind.“ Auch BMI-Mann Mayer ist der Meinung, ohne mehr Geld gehe nichts, und sagt nicht zum ersten Mal mehr Kohle zu. Der eingespielte sportpolitische Geldmaschinen-Mechanismus funktioniert also zuverlässig. Ein innovatives und transparentes Finanzierungskonzept auch jenseits öffentlicher Fördermittel sucht man in dem Strategiepapier dagegen vergebens.

Schenk übt deutliche Kritik. „Die Prüfung einer Bewerbung um eine Sportgroßveranstaltung sowie die Entscheidung über Fördermittel anhand der Kriterien der Strategie müssen unabhängig von Sportverbänden und der Politik erfolgen. Das Gleiche gilt für das Monitoring. Offensichtlich war es bislang nicht möglich, dies auch tatsächlich zu beschließen. Damit fehlt ein entscheidendes Element der Glaubwürdigkeit des gesamten Prozesses und der Strategie“, schreibt sie in ihrer Stellungnahme. Und Athleten-Geschäftsführer Herber fordert ebenso eine unabhängige transparente Servicestelle, die „ ein starkes und zugleich notwendiges Zeichen wäre, um die gesellschaftliche Akzeptans vom Spitzensport langfristig zu erhalten.“

Gesellschaftliche Diskussion

Im Hearing wurde deutlich, dass eine gesellschaftliche Diskussion generell zum Spitzensport und Großveranstaltungen in Deutschland überfällig ist. Dieser Diskussion sind die Protagonisten von DSB/DOSB, aber auch vom BMI bisher erfolgreich ausgewichen. Chancen gab es viele: Die deutsche Einheit, den Reformversuch zur „Neustrukturierung des Leistungssports und der Spitzensportförderung“. Oder eben auch sieben olympische Bewerbungspleiten.

2017 verfasste auch der DOSB ein Strategiepapier unter dem Titel „DOSB – die starke Stimme des Sports“. Als übergreifendes Ziel führte er unter Punkt D „Olympische Spiele und Paralympics nach Deutschland holen“ auf. Und auf Anfrage von Sportspitze(n), was denn nun das neue Referat im BMI leisten soll, kam im August 2019 folgende Antwort: „ Das Referat hat insbesondere die Aufgabe, eine nachhaltige nationale Strategie für Sportgroßveranstaltungen unter Einbindung der Länder, der betroffenen Städte, des Sports, der Wirtschaft und der relevanten gesellschaftlichen Gruppen zu entwickeln, umzusetzen und fortzuschreiben. Ferner hat es die Aufgabe, die Bewerbungen, Vorbereitungen und Durchführung von internationalen Sportgroßveranstaltungen in Deutschland eng zu begleiten und die nationalen Akteure zu koordinieren“.

Auch im Koalitionsvertrag werden „übergeordnete Leitlinien“ für diese Strategie angekündigt. 2019 erklärt das BMI: „Die gescheiterten Bewerbungen Deutschlands um Olympische Spiele zeigen, dass es notwendig ist, Finanzierung und Nachhaltigkeit, Verantwortlichkeit und professionelles Management in Einklang zu bringen.“

Zwar wollen offensichtlich alle in Sportdeutschland Olympische Spiele, aber es ist nicht mehr „expliziertes Ziel der Strategie“. Jetzt heißt es, die Strategie „kann“, muss aber nicht zu einer Bewerbung führen. Um das Thema Olympische Spiele werde „herumgeeiert“, sagt Schenk. Im Papier haben sich die Verfasser auf vier „Handlungsziele“, sechs „strategische Ziele“ und zehn „Subziele“ geeinigt und Großveranstaltungen in drei Kategorien eingeteilt.

Nicht um jeden Preis

Großveranstaltung ist also nicht mehr gleich Großveranstaltung. Doch wer entscheidet das, wie sind die gewichtet? Man werde sich auch nicht um jeden Preis um Events bewerben, sagt Niroomand. Wann sagt man nein? Sind Mitgliederzahlen eines Verbandes, Tradition einer Sportart und deren Popularität bei der Bewerbung um ein Großereignis mitentscheidend? Oder vorhandene Sportstätten (ein digitaler Sportstättenatlas wäre da sehr hilfreich)? Wie werden publikumswirksame Trendsportarten berücksichtigt, die kein Mitglied im DOSB sind (nämlich nur die sind antragsberechtigt)?

Also wie sehen Großveranstaltungen in Zukunft aus? Will man nur noch lauschige WMs mit Bierzeltcharakter? Natürlich nicht. Die Deutschen können doch Großsportveranstaltungen – selbst unter Pandemiebedingungen. Was sie ja jetzt wieder unter Beweis stellen Die Nordische Ski-WM in Oberstdorf läuft. Vor kurzem war man Gastgeber der Bob-und Rodel-WM in Altenberg. Gerade diese beiden sind aber Beispiele dafür – auch ohne Covid-19 -, dass hier sogenannte Großveranstaltungen fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. In Verzückung geraten meist nur ein (regionales) Fachpublikum, Sponsoren, die öffentlich-rechtlichen Medien, die einen ganzen Vormittag gefühlt in Dauerschleife kostengünstig das Programm füllen und das Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES).

Strategie und DOSB – keine Erfolgsgeschichte in den letzten Jahren, wo eine Reihe Papiere, häufig begleitet von externen Beratungsunternehmen, gebastelt wurden. Was nun? Auf den Resetknopf drücken und alles auf Anfang? Das reicht wohl nicht, denn, wie die Ereignisse der letzten Tage zeigen, liegt es nicht zuerst an einer guten oder schlechten Strategie, dass Sportdeutschland gerade mit Karacho gegen die Wand gefahren wird. Sondern am Führungspersonal.

Sachverständige im Sportausschuss waren: Athleten Deutschland e.V, Johannes Herber, Geschäftsführer -Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V (BUND) Tillmann Heuser, Landesgeschäftsführer Bund Berlin e.V – Bundesministerium des Inneren, für Bau und heimat (BMI), Stephan Mayer, Parlamentarischer Staatssekretär – Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB), Kaweh Niroomand, Vizepräsident Wirtschaft und Finanzen, Transparency International Deutschlande.V. Sylvia Schenk, Leiterin der Arbeitsgruppe Sport – Prof. Dr. Holger Preuß, Professor für Sportsoziologie und Sportökonomie Johannes Gutenberg-Universität Mainz – Prof. Dr. Jürgen Schwark, Lehrbeauftragter für das Institut für Europäische Sportentwicklung und Freizeitforschung Deutsche Sporthochschule Köln(DSHS), Jens Weinreich, Investigativjournalist.

Statements von Sportausschussmitgliedern zum Hearing:

Monika Lazar, Obfrau der Grünen im Sportausschuss:„Grundsätzlich ist eine bundesweite Strategie für Sportgroßveranstaltungen sinnvoll, das zeigen auch die Wirren um die gescheiterte private Rhein-Ruhr-Initiative 2032. Die nun vorliegende „Nationale Strategie Sportgroßveranstaltungen“ ist bisher aber viel zu schwammig. Es finden sich darin keine konkreten Standards zu Menschenrechten, Transparenz oder Nachhaltigkeit. Hier wurde eine Chance verpasst. Nun kommt es auf die Umsetzung an. Bei der Erarbeitung muss eine tatsächliche Stakeholder- Beteiligung gegeben sein, auch der Sportausschuss muss kontinuierlich eingebunden werden. Wir brauchen eine unabhängige systematische Analyse der bisher gescheiterten Bewerbungen. Außerdem sollte eine zentrale und unabhängige Anlaufstelle eingerichtet werden, die Kompetenzen bündelt, mögliche Bewerbungen evaluiert und öffentliche Fördermittel und andere Unterstützungsleistungen nach transparenten Kriterien verteilt.“

Dagmar Freitag, Sportausschussvorsitzende (SPD): „Die Anhörung hat deutlich gemacht, dass bezüglich der Qualität der Nationalen Strategie Sportgroßveranstaltungen die Wahrnehmung der Autoren von der Bewertung externer Sachverständiger doch deutlich abweicht. Ich habe durchaus sehr kritische Stimmen gehört, sowohl was den Prozess und natürlich auch den Output angeht.Ob der aus meiner Sicht eher emotionslose Slogan „Gemeinam.Mehr.Wirkung“ schlussendlich Realität wird, bleibt abzuwarten. Zumindest bei de Gemeinsamkeit hat es, nach allem, was man hört, im Erarbeitungsprozess ja wohl häufiger erheblich geknirscht. Und offenbar ging es im Prozess auch nicht nur um strategische Ausrichtungen, sondern einmal mehr auch wieder um Sicherung von Pfründen. Der DOSB soll ja größtes Interesse daran gehabt haben, die mögliche Kompetenzstelle mit entsprechenden Budget unter sein Dach zu holen. Was aus meiner Sicht eher nicht wünschenswert ist.“

Eberhard Gienger, sportpolitischer Sprecher der CDU/CSU: „Deutschland hat in den vergangenen Jahren viele Sportgroßevents erfolgreich ausgerichtet, nur ist man bei der Bewerbung um Olympische Spiele mehrmals gescheitert. Das vorläufige Aus für die sich entwickelnde Privatinitiative um die Olympischen Sommerspiele 2032 zeigt, dass wir dringend eine Nationale Strategie für Sportgroßveranstaltungen brauchen. International gesehen waren Länder mit einer langfristigen Planung am Ende auch erfolgreich. DOSB und BMI wollen nunmehr bis Ende des Jahres einen konkreten Umsetzungsplan zur vorgelegten Strategie erarbeiten. Wesentlich wird sein, dass mit der Umsetzung dann auch wirksame Maßnahmen verknüpft werden, eine zentrale Anlaufstelle für Bewerber eingerichtet wird sowie Sportorganisationen und staatliche Stellen abgestimmt am Ziel arbeiten.”