Frohes Fest, nur schöne Bescherungen und: Haltung zeigen!

Lieber Leser, liebe Leserin,

bevor Sie nun – wo und mit wem auch immer – in die Feiertage starten und auf nur schöne Bescherungen warten, möchte ich Ihnen und allen, die Ihnen nahestehen, ein schönes Weihnachtsfest und alles erdenklich Gute für den Start in die Zwanziger wünschen. Gleichzeitig danke ich Ihnen für Ihr Vertrauen und Ihre Treue. Der Leserkreis ist auch in diesem Jahr stetig gestiegen. Bleiben Sie mir 2020 gewogen wie bisher.

Wenn ich das vergangene Jahr passieren lasse, dann wurde es weltweit von dem Thema Klima und dessen erster Protagonistin Greta Thunberg dominiert. In Deutschland mussten wir uns außerdem erschreckenderweise vermehrt mit Antisemitismus, Rechtsextremismus – also Menschenfeindlichkeit in vielen Variationen auseinandersetzen. Zwei Themen, die auch in Zukunft den Sport mehr und mehr beschäftigen werden.

Milde Winter

Winter ade! WintersportlerInnen erfahren nun mal wieder, dass Winter eben nicht mehr die Winter sind, die sie vielleicht noch aus eigener Kindheit oder aus Erzählungen kennen. Viele Wintersportverbände werden sich zusammen mit der Tourismusbranche in Zukunft die Frage stellen müssen, wie das weitergeht, wenn Schnee und Kälte zu wünschen übrig lassen. Schneekanonen allein schaffen es nicht, den Ansprüchen der Klientel gerecht zu werden. Und sind ohnehin aus Umwelt- und Energiegründen abzulehnen. Klima und Umwelt waren schon vor 30 Jahren im Deutschen Sportbund (DSB) und der Deutschen Sportjugend (dsj) Themen, mit denen man sich auseinandersetzte und sogar zu den Vorreitern gehörte. Vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) ist gesellschaftspolitisch eher weniger in den letzten Jahren laut und engagiert zu hören. Nein, das Argument „Wir tun ja was, aber die Presse berichtet nicht darüber“, gilt nicht: Wer lautstark an der öffentlichen Diskussion teilnimmt und sich engagiert, wird auch gehört. Und vor allem ernst genommen.

Der DOSB und sein Präsident Alfons Hörmann sind vor allem mit dem Spitzensport und dessen Reform beschäftigt, die es gar nicht mehr gibt, die man aber künstlich – sprich verbal – am Leben erhält, weil man ja einen Grund braucht, um vom Steuerzahler Geld zu bekommen. Es ist bisher Hörmanns größte Glanzleistung, dass er Millionen mit Hilfe von SportpolitikerInnen, Haushältern und CSU-Parteifreunden bekommt, die sich eher dem DOSB denn den BürgerInnen verpflichtet fühlen.

Olympia eher lästig

Dass Klima und Umwelt auch für den deutschen Sport, vor allem für bestimmte Sportarten, Überlebensfragen sind, das sollten sich auch die mal überlegen, die sich nun schon wieder für Olympische Spiele oder Sport-Großereignisse bewerben wollen. Kommunen ist Olympia momentan eher lästig. Sie haben andere Sorgen: zu wenig Wohnungen, schlechte Infrastruktur, drohender oder schon eingetretener Verkehrskollaps.  Und dann noch Jahre  lang Baustellen für drei, vier Wochen olympischen Spaß? Zumal die Erfahrung zeigt, dass der Spaß dann immer noch teuerer wird als versprochen – siehe jüngstes Beispiel Tokio! Abgesehen davon haben viele Menschen – nicht nur in dieser Republik – von den Machern großer Sportereignisse mittlerweile die Nase voll: Das Internationale Olympische Komitee (IOC) oder die FIFA und eine Reihe ihrer Protagonisten  haben mittlerweile ein Image, bei dem selbst Mafia-Mitgliedern die Schamröte ins Gesicht steigen würde, wie ein US-amerikanischer Staatsanwalt anmerkte.

Lippenbekenntnisse geschenkt

Korruption, Betrug, Manipulation, Bestechung … das sind die „Werte“, mit denen heute internationale Sportorganisationen identifiziert werden. Gelegentliche Fensterreden vor der UNO und wiederholte Lippenbekenntnisse mit der hehren Ansage, der Sport sei Friedensstifter, stehe für Menschenrechte etc. – geschenkt.

Wer sich als Steigbügelhalter für Potentaten hergibt, die sich weder um Menschenrechte noch um Umwelt- oder Klimaschutz scheren, wenn sie im Glanz des Spitzensports ihren tyrannischen Regierungsstil verbergen können, muss sich nicht wundern, wenn ihn der Tritt des Fussvolkes trifft: Denn er hat Glaubwürdigkeit und Vertrauen bei sportaffinen wie „normalen“ BürgerInnen für immer verspielt.

Das gilt auch im Zusammenhang mit dem Dauerbrenner Doping. Nun hat die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) Russland wegen der Manipulation von Labordaten für vier Jahre von allen internationalen Großereignissen ausgeschlossen. Russland darf deshalb an den Spielen in Tokio im kommenden Jahr und 2022 in Peking nach bisherigem Stand nicht teilnehmen. Man darf gespannt sein, wie die Geschichte weitergeht. Rio läßt grüßen! Und was wird am Ende aus der „Operation Aderlass“, die bei der Ski-WM im österreichischen Seefeld im Februar Fans und FunktionärInnen in helle Aufregung versetzte?

Wird sich was ändern?

Sie erinnern sich? Österreichische und deutsche Ermittlungsbehörden verhafteten in Seefeld und Erfurt sieben Personen, darunter Athleten, von denen einer mit der Nadel im Arm beim Blutdoping in flagranti erwischt wurde. Der Arzt Mark Schmidt, der der führende Kopf sein soll, wurde in seiner Heimatstadt Erfurt in Haft genommen und gleichzeitig sein Dopinglabor ausgehoben. Nun stehen die Ermittlungen der Münchener Staatsanwaltschaft kurz vor dem Abschluss – mit einem ernüchternden, aber zu erwartenden Ergebnis: Auf jedem Sportparkett wurde manipuliert. Wird sich etwas ändern?

Ja, es gab auch schöne Sportereignisse, und herausragende, sympathische AthletInnen, die überraschten und begeisterten. Aber unbefangen zuschauen fällt immer schwerer.

Haltung zeigen

Hinschauen und Haltung zeigen sollte man auch im Sport, wenn antisemitische, rechtsextreme und menschenverachtende Schwachköpfe sich im Fußballstadion,bei anderen Sportarten – wie etwa in Kampfsportarten oder in Vereinen breit machen. Es wäre wünschenswert, dass sich da auch der DOSB-Präsident und seine Verbandskollegen laut und deutlich in Position bringen. Unaufgefordert und immer wieder.

Auch die AthletInnen sind gefordert. Es geht um ihren Sport, ihre Welt. In diesem Jahr waren die vielen jungen Menschen, die für ihre Anliegen auf die Straße gingen, ein Lichtblick – und Hoffnung, die Welt doch ein kleines Stückchen besser zu machen.

Insofern fällt es mir leichter, mich aus dem (Sport-)Geschehen auszuklinken. Spitzensport ist Sache derer, die mittendrin sind. Und sie sollen ihn auch gestalten und verantworten. Nun im Rentenalter, orientiere ich mich persönlich noch mal neu, werde mich aber trotzdem, wenn ich es gar nicht mehr aushalte, einmischen. Ich laufe hin und wieder auf dem Spielfeld auf.

In diesem Sinne nochmals ein schönes Fest und das Allerbeste für 2020

Ihre/Eure

Bianka Schreiber-Rietig