Durchgefallen

AfD-Abgeordneter König und sein dreister Beitrag zum Sport bei der Haushaltsdebatte im Bundestag

Berlin, 13. September. Was sich der Bundestagsabgeordnete der Alternative für Deutschland (AfD), Jörn König, bei der Haushaltsdebatte über den Etat des Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat (und Sport) mit seinem Redebeitrag leistete, war mehr als dreist. Ein Kommentar.

Wenn wundert es: Jetzt ist auch der (Spitzen-)Sport an der Reihe, als Themenfeld von der AfD für ihre Zwecke instrumentalisiert zu werden. Dreist war, was König, einst DDR-Vizemeister im Schwimmen, heute gesamtdeutscher Bundestagsabgeordneter, von sich gab. Und vor allem wider besseres Wissen. Doch der gebürtige Ostberliner müsste es wissen, weil er Mitglied des Sportausschusses im Bundestages und dort deren Obmann ist.

Er schwurbelte sich Zahlen und Fakten zurecht, Diätenerhöhung, Sporthilfe, Bezahlung von TrainerInnen und die Unterstützung von AthletInnen rührte er in einen Topf zu einem skurrilen Gemisch, wo er auch mit durchaus zu kritisierenden Punkten dann nicht mehr ernst genommen werden kann.

Und der gelernte Ingenieur agierte nach dem üblichen AfD-Muster, als er folgenden Satz losließ: „Die absolute Summe für den Sport lag bei 170 Millionen. Zum Vergleich: Für Sprachkurse mit kulturfremden Migranten ist eine Milliarde Euro vorhanden.“

Dieser Vergleich ist kein Vergleich, sondern üble Propaganda, völlig daneben und unverschämt. Wer so gern behauptet, andere fabrizierten Fake news, der sollte nicht mit Steinen werfen, wenn er selbst im Glashaus sitzt.

Gerade auch als ehemaliger DDR-Athlet müsste er sich doch hüten, Sport politisch zu instrumentalisieren. Aber nein: Auch der Sport wird nun im Parlament als Plattform für Hetze und Propaganda missbraucht.

Danke Herr König! Deutsche AthletInnen und TrainerInnen, aber auch der Sport insgesamt haben diese Art von Unterstützung nicht nötig. Der Sport ist schon einmal auf braune Propaganda übelst reingefallen, hat sich willfährig gezeigt, wenn es darum ging, nicht arische und politisch missliebige Mitglieder aus seinen Reihen zu entfernen. Aber er hat dazu gelernt. Er stellt sich unermüdlich und erfolgreich gegen Rassismus, Intoleranz, versteht sich als Brückenbauer für alle, die zu uns kommen. Gerade Sportvereine haben sich in den letzten Jahren mit großem Einsatz und viel Herz für Flüchtlinge engagiert. Und leisten ihren bescheidenen, aber sehr erfolgreichen Beitrag zur Integration von Menschen, die aus aller Welt zu uns kommen.

„Zu Gast bei Freunden“ war 2006 bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland ein gelebtes Motto. Die Gäste aus aller Welt waren begeistert von dem weltoffenen, toleranten, bunten, fröhlichen Deutschland, dessen Bewohner so gar nicht dem Klischee eines griesgrämigen Volkes entsprachen, das humorlos und von Pünktlichkeit, Recht und Ordnung geprägt ist.

Die Freunde, die man damals gewonnen hat, fragen nun besorgt nach angesichts rechtsradikaler Reden im Bundestag, Bildern von Aufmärschen, wo der Hitlergruß gezeigt wird und Sprüche wie „Ausländer raus“, der noch zu den harmlosesten gehört, schon fast hysterisch gebrüllt werden.Was ist aus dem fröhlichen Deutschland geworden? Versinkt es im braunen Morast und erlebt gerade einen nazibraunen Herbst?

Nein, ihr seid noch bei Freunden! Wenn es in Deutschland weiter Großveranstaltungen geben soll, dann müssen die deutschen Sportverantwortlichen besonders auch international bei jeder Gelegenheit Flagge zeigen.

Der Präsident des Deutschen Sportbundes (DOSB), Alfons Hörmann, ist gefordert, sich feindliche Vereinahmungsversuche beziehungsweise Anbiederung à la König lautstark zu verbitten. Und der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Reinhard Grindel, hat die Gelegenheit, nach der unseligen Rassismus-Diskussion rund um Mesut Özil die UEFA-Familie zu überzeugen, dass die Fußball-Europameisterschaft 2024, die Ende September vergeben wird, in Deutschland bei Freunden stattfindet.

Es bleibt zu hoffen, dass man nicht noch mal zur Mittagszeit von AfD-Mitglied König mit einer Rede zum Sport gequält wird. Um es mit dem Marburger Autor Justus Vogt zu sagen: „Wer Rassismus als freie Meinungsäußerung versteht, der hält Diktatur für einen Intelligenztest.“

Durchgefallen, möchte man sagen. Merke: Im Sport punktet man nicht mit Propaganda, sondern mit Fair play.