(D)eine Idee: Olympischer Rückenwind für eine überfällige Schulsportstudie

Die Diskussion um die Bundesjugendspiele zeigt: Das Fach Sport ist immer noch im Abseits und der Weg zur Sportnation weit

Berlin. 29.August. Bevor die gesamte Republik in den Ferienmodus switchte, sorgte in den letzten Wochen mal wieder das Thema Bundesjugendspiele, die es nun seit 1951 gibt, für Aufregung und kontroverse Diskussionen. Die Reform – von der Sportkommission der Kultusministerkonferenz schon 2021 beschlossen – ist eher eine Art kleine Mogelpackung, bezeichnet die Spiele nun nicht mehr als Wettkampf, sondern als Wettbewerb. Ergebnisse werden nicht mehr nach einer bundesweit festgelegten Punktetabelle ausgewertet, sondern es werden beispielsweise beim Weitsprung Punkte nach Absprungzonen vergeben. Ehren-, Sieger- und Teilnehmerurkunden gibt es weiter. Sie werden nach einem bestimmten Schlüssel verteilt.

Die Korrekturen lösten bei Großeltern- und Elterngeneration sowie Lehrkräften wie immer ein geteiltes Echo aus – eigene negative Erfahrungen in Sachen Schulsport und Ideologie werden zu einer emotionalen Mischung und sorgen für einen Aufschrei: Die einen sehen die Änderungen als Kampfansage an die Leistungsgesellschaft, die anderen fürchten, dass ihren Kindern noch immer zu viel zugemutet wird. Dabei geht es auch bei dieser Diskussion eigentlich um ein tieferliegendes Thema und Problem – den Schulsport.

Schulsport als Manövriermasse

Der Schulsport, seit Jahrzehnten Sorgenkind im Bildungsbetrieb, stets Manövriermasse im Schulalltag und der als erster im Fokus steht, wenn es um Leistungsanforderungen geht. Bei Kindern immer noch das beliebteste Fach – aber ein Fach ohne Lobby bei den politisch Verantwortlichen. Und ein Fach bei dem immer – wie nun auch die Debatte um die Bundesjugendspiele zeigt – Leistung, Leistungsbereitschaft, Leistungsmotivation in Frage gestellt werden.

Wettbewerb oder Wettkampf? „Der Unterschied ist der, dass der Wettkampf nach genauen Regeln abläuft, beim Wettbewerb das Ziel und die Abläufe freier bestimmt werden können – ein substanzieller Unterschied ist das aber nicht “, sagt Professor Lutz Thieme, Sportwissenschaftler und Ökonom an der Hochschule Koblenz. Nicht nur er fragt sich, wie denn heute Leistung von vielen definiert wird. „Mein Eindruck ist, dass Leistung an Bedeutung verloren hat und transparenten Leistungsvergleichen eher ausgewichen wird, um die zu schützen, die in diesen Wettbewerben nicht mithalten können. Aber Leistung im Sport bedeutet eben nicht nur die Auszeichnung der absoluten Leistung, sondern ebenso die Anerkennung der relativen Leistung, deren Wert sich am individuellen Leistungsvermögen bemisst. Auf dem Podium stehen einerseits und seine Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben anderseits sind die zwei Seiten der Medaille, die im Sport vergeben werden können und müssen. Es ist ja paradox, wenn man Kindern Olympiasieger als Vorbild anpreist, einen Spitzenplatz im Medaillenspiegel als Aushängeschild einer Sportnation definiert, und Kindern eine Wettkampferfahrung verwehren will – wenn die das wollen.“ Und Kinder haben normalerweise Spaß, wenn sie sich messen können – nicht nur im Sport. Und wenn sie richtig angeleitet werden.

Völlig überzogen

Auch Professor Nils Neuber, Sportpädagoge und Erziehungswissenschaftler an der Universität Münster, findet die Diskussion um die Bundesjugendspiele völlig überzogen. „Sie haben hier Leistungsbefürworter und Leistungsgegner, aber man kann keine Schwarzweiß-Diskussion führen.“ Die eigenen schlechten Erfahrungen im Sportunterricht, die ja dann auch bei den Bundesjugendspielen häufig für manche ihren schlechten Höhepunkt fanden, führen nicht selten zwar zu verständlichen emotionalen, aber wenig realitätsbezogenen Forderungen und Kommentaren. Beim Anspruch „fördern und fordern“ möchten viele gerne das Fordern – ausblenden. „Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Und das Bildungssystem macht Leistung sichtbar, soll Kinder und Jugendliche für das Leben in dieser Leistungsgesellschaft vorbereiten. Aber den Leistungsgedanken muss man ins richtige Verhältnis setzen. An diesem Punkt ist die Schule gefordert. Den Kindern soll beigebracht werden, mit Siegen und Niederlagen umzugehen“ so Neuber.

Dass man bei einem Vorlese- oder Mathewettbewerb eine Siegerkür akzeptiert, bei Bundesjugendspielen aber gerade den Wettkampfgedanken verteufelt, das findet Neuber falsch. „Fair gewinnen oder verlieren kann man beim Sport besonders gut lernen. Wenn man eine Fünf in Mathe schreibt, dann ist das auch eine Art von Niederlage, nur dass sie nicht alle mitbekommen.“

Nichts Wesentliches geändert

Wer sich über die Jahre mit Schulsport aus allen Perspektiven von außen befasst hat, stellt mit Erschrecken fest, dass sich augenscheinlich nicht viel Wesentliches geändert hat. Obwohl es unzählige Untersuchungen gibt über die Zusammenhänge zwischen mehr Bewegung und besserem Lernen, zuhauf Studien über den Wert von Sportunterricht bei gesundheitlichen, emotionalen oder sozialen Problemen, viele kreative, erzieherisch und pädagogisch anspruchsvolle Unterrichts-Programme – die Wertschätzung findet nach wie vor meist nur in Sonntagsreden und in Krisenzeiten statt.

Im Abseits

Die Schüler, anfänglich noch begeisterte Sportler, verlieren mit wachsendem Alter das Interesse am eigenen Schulsport – zunehmende Attest-Flut und mitunter sogar Boykott der Bundesjugendspiele sind Indizien dafür. Damit wird aber durch den Schulsport nicht erreicht, was wegen des zunehmenden Verfalls der körperlichen Unversehrtheit der Menschen seine vordringliche Aufgabe wäre: Die Schüler zu einer lebenslangen Bereitschaft zum Sporttreiben zu bewegen.“ Vor fast 50 Jahren schrieb das unter dem Titel „Schulsport in der Bundesrepublik – die unbegriffene Misere“ Hans Jürgen Schulke in dem Buch „Schulsport im Abseits“. Mehrere Autoren hatten da die Bewegungslosigkeit des deutschen Schulsports im doppelten Sinn aus verschiedenen Perspektiven analysiert. Das war 1975.

Mittlerweile hat sich in der Gesellschaft und der Welt viel geändert. Auch die Kinder wirken heute mit sechs erwachsener als noch vor zwanzig Jahren, finden sich in einer digitalen Welt eher zurecht als in der analogen. Und Eltern treten heute aggressiver, bestimmter und egoistischer auf, wenn sie glauben, ihrem Kind würde das behütete, heile Leben vermiest.

Sprintstudie 2005

Wo steht in dieser Gemengelage der deutsche Schulsport heute? So richtig weiß das keiner. Die letzte Sprintstudie 2005 liegt schon fast 20 Jahre zurück und eine neue wäre längst überfällig. Einige dürre Zahlen sagen aber dennoch viel über den deutschen Schulsport aus. Nach einer Untersuchung der GEW halten mit Berlin, Brandenburg, Hamburg und Nordrhein-Westfalen aktuell nur noch vier von 16 Bundesländern am verpflichtenden dreistündigen Regelunterricht Sport von der ersten bis zur zehnten Klasse fest. In der Sprintstudie wurde damals festgestellt – da hatten die meisten Länder noch drei Stunden Sport Regelunterricht – dass im Schnitt nur 2,1 Stunden Sport erteilt werden. Experten sind sicher, dass heute noch weniger Sport unterrichtet wird. Von Schwimmunterricht gar nicht zu reden.

Wie soll Unterricht auch stattfinden, wenn es in vielen Schulen, besonders Grundschulen, kaum ausgebildete SportlehrerInnen gibt, Lehrerkollegien an vielen Schulen unterbesetzt sind, fachfremde KollegInnen und Quereinsteiger den Sportunterricht zusätzlich übernehmen müssen, wenn nicht gerade wieder mal mangels LehrerInnen, intakter Sportanlage oder Vertretung für ein Hauptfach der Sportunterricht ausfallen muss.

Kein Traumberuf mehr

SportlehrerIn war lange Zeit ein Traumberuf für viele junge Menschen, ist es aber heute offensichtlich eher weniger. „Wir stellen an den Universitäten zunehmend fest, dass die Bewerberzahlen für das Lehramt der Sekundarstufe I und II zurückgehen. Im Sport liegen die Zahlen oft unter 50% der vorhandenen Kapazität“ stellt Neuber nüchtern fest.

Mal abgesehen davon, dass die Voraussetzungen bei den Anwärtern offensichtlich nicht immer die besten sind: Manche schaffen den Sporteignungstest nicht. Oder stellen nach einigen Wochen fest: „Sport-Lehramt-Studium zu anstrengend“, und steigen aus. Viele junge Menschen wollen den Lehrerberuf auch deshalb nicht mehr ausüben, weil ihnen vor allem die Elternschaft, aber auch die Kinder zu anstrengend sind. „Wenn Sie heute mit einer Klasse einen Waldlauf machen, können Sie davon ausgehen, dass Sie am Abend Elternmails finden, die sich darüber beschweren, dass das zu anstrengend gewesen sei und hoffentlich nicht wiederholt wird“, erzählt ein Lehrer. Mit diesen Erfahrungen ist er nicht allein.

Vertrauen in einem anderen Umfeld

Dabei ist das Fach Sport doch wie kein anderes geeignet, Kindern Ängste zu nehmen, sie zu motivieren, Selbstbewusstsein zu stärken und Stabilität zu vermitteln, ihnen beizubringen, dass man nicht immer gewinnen kann, aber Ausdauer belohnt wird, dass jeder auf seine Art sein Bestes gibt, dass Teamgeist zum Erfolg führt und Rücksicht auf Schwächere zum Fair play gehört. Der Sportlehrer ist der, der vielleicht näher als andere an Kinder und ihre Probleme herankommen kann, dem Jungen und Mädchen sich auch schon mal anvertrauen, weil das Umfeld ein anderes ist als im restlichen Schulalltag.

Schulsport ist eine Wundertüte – da ist so viel drin. Wenn man das alles herausholt, dann tut das nicht nur den Kindern, sondern der gesamten Schulkultur sehr gut“ sagt Neuber.

Es gibt auch noch „Trietzsport“

Aber oft wird das nicht gesehen, es fehlt häufig die Wertschätzung von KollegInnen oder Schulleitung, die  wenig Bezug zum Fach Sport haben – vielleicht auch als Resultat eigener negativer Erlebnisse. Noch immer fällt als allererstes der Sportunterricht aus, wenn personelle Ressourcen knapp sind. „Da hat sich wenig geändert“, so Neuber. Und am Unterricht selbst? Vom „Trietzsport“ mancher LehrerInnen erzählten Kinder immer, wenn sie schilderten, wie manche MitschülerInnen am Bock oder Kletterstange verzweifelten, die Lehrkraft , aber darauf bestand, dass alle die Übungen machen mussten, auch wenn das eine oder andere Kind schon von seinen körperlichen Voraussetzungen dazu gar nicht in der Lage war. Solchen kritikwürdigen Unterricht gibt es immer noch – und solche LehrerInnen auch. Doch Neuber ist optimistisch: „ Ich sehe durchaus pädagogisch anspruchsvollen, individuell fördernden und fordernden Sportunterricht, gerade von jungen Kollegen und Kolleginnen, die die Idee eines erziehenden Sportunterrichts verstanden haben. Aber die anderen Lehrkräfte gibt es natürlich immer noch.“

Mehr Bewegung auf den Stundenplan

Doch es gibt eben auch diejenigen, die Kindern im für alle anstrengenden Schulalltag in den zwei Sportstunden viel Spaß und Freude an der Bewegung vermitteln. Aber bei zwei Stunden muss es nicht bleiben. „Man könnte Schule wirklich so organisieren, dass Bewegungs-Pausen dann nicht nur auf dem Schulhof stattfinden, sondern eben auch nach einem anstrengenden Diktat oder einer Mathearbeit. Das gibt es zum Glück schon an Schulen“, so Neuber. Und deren  Feedback ist positiv: der Umgang miteinander ist entspannt, weniger aggressiv, die Kinder sind nicht mehr hippelig vom langen Sitzen und können sich besser konzentrieren, wie LehrerInnen berichten, die tägliche Bewegungspausen zwischen den Unterrichtsmodulen auf dem Stundenplan haben. Und auch sie selbst „kommen dann da runter, wenn es mal sehr heftig zugeht. “

Der zwei Jahre währende Fast-Stillstand im Land, ausgelöst durch das Corona Virus, machte besonders intensiv bei Kindern und Jugendlichen  bereits vor der Pandemie bestehende Veränderungen und durch die Pandemie verstärkte Probleme deutlich: physische und psychische Störungen, außerordentliches Übergewicht, Vereinsamung und soziale Auffälligkeiten im Umgang mit anderen, Respektlosigkeit gegenüber Erwachsenen, aber auch gegenüber anderen Kindern.

Unglückliche Kinder

Der Psychologe Rüdiger Mass beschreibt in seinem Buch „Generation lebensunfähig“, wie das überbordende Angebot in einer digitalisierten und globalisierten Welt Kinder unzufrieden, ja unglücklich etwa bei Entscheidungsfindungen mache. Und wie Eltern heute mehr als früher Kinder stark überbehüten, einerseits mit ihnen auf Augenhöhe sprechen und sie erziehen wollen, anderseits ihnen aber nichts zutrauen. Und ihnen dann wohl auch nicht vertrauen.

Im Sport wird das besonders deutlich, und nicht nur LehrerInnen, sondern auch ÜbungsleiterInnen und TrainerInnen sagen, das größte Problem beim Sport in Schule oder Verein seien nicht nur die überehrgeizigen Eltern, sondern vor allem die Helicopter-Eltern.

Empörung löste eine befreundete Lehrerin aus, als sie beim Elternabend einer dritten Grundschulklasse fragte, was Eltern denn ihren Kindern überhaupt noch erlauben beziehungsweise zutrauen, nachdem heftige Klagen über einen zu „gefährlichen und anstrengend Sportunterricht“ geführt wurden. „Nach einem sehr kurzen Schweigen meldete sich ein Vater. Er verbitte sich solche Fragen, schließlich wüssten die Eltern doch am besten, welcher Sport für ihre Kinder gut ist. Die Lehrer sollten einfach ihre Arbeit machen, der sie offensichtlich nicht gewachsen seien, wenn sie Kinder auf kaltem Hallenboden Übungen machen ließen.“

Bis auf den Sportcampus der Uni

Und man mag es kaum glauben: Eltern wollen dann auch noch dabei sein, wenn der erwachsene Filius den Sport-Eignungstest für das Studium macht. Und wenn es um organisatorische Fragen z.B. bei der Einschreibung geht oder Probleme mit den Prüfungsergebnissen gibt, sind die Eltern wieder am Start. „Wir haben uns gezwungen gesehen, die Eltern beim Eignungstest höflich vor die Tür zu bitten“, erzählt Neuber. Auch viele andere Hochschulen und Unis können mit solchen Geschichten aufwarten.

Eltern – die unberechenbaren Wesen. Der US-amerikanische Sportwissenschaftler Kevin S. Pink hat sie in Kategorien von A bis D eingestuft – und wer diese Einordnung liest, der ist sich sicher: Solchen Vätern und Müttern bin ich schon begegnet. Wie Eltern ihre Wünsche, Erwartungen und Hoffnungen auf ihre Kinder projizieren und damit mehr Schaden als Gutes anrichten können, beschrieb er 1991 in seinem Büchlein „Spaß am Sport.“ Und vieles hat heute noch Gültigkeit. Aber Väter und Mütter sind die wichtigsten Verbündeten, will man gesunde und bewegte Kinder zu gesunden und bewegten Erwachsenen erziehen. „Aktive Eltern sind immer noch die besten Vorbilder“ sagt Neuber.

Sportnation

Schon seit Jahrzehnten träumen Politikerinnen und SportfunktionärInnen von der Sportnation Deutschland, was besonders immer dann aufs Tapet kommt, wenn „Sportdeutschland“ mal wieder Olympische Spiele ins Land holen möchte. „Wir sind einfach kein Sportland“, hatte Fußball-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg vor einiger Zeit in einem Interview beklagt, in dem es um den Stand des deutschen Spitzensports ging. Und sie hat wohl recht, denn was sagen die 27 Millionen Mitgliedschaften, auf die der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) immer wieder gerne verweist, über Sportlichkeit und Sportbegeisterung eines Landes aus? Die Bundestrainerin, die derzeit in Australien bei der WM ist, kann sich vor Ort kundig machen, wenn sie es nicht schon weiß, was eine Sportnation ist – kritisierte zu Recht, dass unsere Probleme hausgemacht sind, nicht zuletzt, weil: „Wir sind in der Schule die ersten, die beim Sportunterricht kürzen.“

Potenzial vernachlässigt

Im Land der viel gepriesenen Dichter und Denker haben wir nicht nur viel geistiges Potenzial vernachlässigt, sondern es gehen auch viele Sport-Talente verloren, weil Bewegung offensichtlich keine förderwürdige Kulturtechnik ist, die man beherrschen sollte.

Um so bemerkenswerter ist, dass die Regierungs-Koalitionäre ja einen Sport-Entwicklungsplan versprochen haben, an dem nun gebastelt wird. „Und es gibt zum ersten Mal eine übergreifende Arbeitsgemeinschaft für den Kinder- und Jugendsport“ , freut sich Neuber, der zusammen mit seiner Paderborner Kollegin Miriam Kehne die AG mit dem schönen Titel „Freude an Bewegung und Sport früh verankern“ leitet. Vertreter aus vier Bundesministerien, der Kultus- und Sportministerkonferenz, der Sportwissenschaft, dem DOSB und natürlich der Deutschen Sportjugend (dsj) versuchen sich an der Entwicklung eines modernen Kinder-und Jugendsports, der in das Gesamtkonstrukt Sportentwicklung als ein entscheidendes Rädchen in die Richtung von Bewegung und Sportbegeisterung von klein auf eingepasst werden soll. Wobei sich die AG mit Bewegungsförderung in der Kita ebenso beschäftigt wie mit kommunalen Bewegungslandschaften oder Kooperationen im Ganztagsschulbetrieb mit Vereinen.

Olympischer Rückenwind

Übrigens brauchte die erste Sprintstudie über die Lage des Schulsports, die der Paderborner Professor Wolf Dietrich Brettschneider koordinierte, eine zwölfjährige Anlaufzeit. Schon 1992 wollte der Deutsche Sportbund (DSB) die Studie auf den Weg bringen, fand aber keine Partner und Finanziers, was viel über den gesellschaftlichen Stellenwert des Schulsports aussagt. Der damalige DSB-Präsident Manfred von Richthofen, selbst ausgebildeter Sportlehrer, setzte sich nicht nur deshalb für den Schulsport intensiv ein. „Ich weiß nicht, wie Vereinssport und Spitzensport eine Zukunft haben sollen, wenn wir Kinder nicht von klein auf für Sport begeistern.“ Dann schaffte er es doch noch, Finanziers zu finden – mit olympischem Rückenwind: Die fünf deutschen Bewerberstädte für die Sommerspiele 2012 Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Leipzig und Stuttgart, erklärten sich nach freundlichem Zureden des Freiherrn bereit, zusammen mit dem DSB die Studie zu finanzieren.

Wäre ja ein Vorschlag für die extra im Frankfurter Haus des Sports eingerichtete Olympia-Stabsstelle, die die Dialoginitiative „Deine Ideen.Deine Spiele“ ins Leben gerufen hat: Finanziert doch eine neue Sprintstudie! Und fragt vor allem Kinder, wie Schulsport sein sollte, der sie begeistert.