Noch viel Symbolhaftes

Sport und Klimawandel: Vorbildlicher Einsatz, aber noch immer hirnrissige Ideen

Berlin, 27. Oktober. Klimawandel, Klimakrise – spätestens seit die „Fridays for Future“-Bewegung das Thema weltweit auf die Straßen und in die Diskussion gebracht hat, fühlen sich nun nahezu alle gesellschaftlichen Gruppen auch in Deutschland dazu aufgerufen, ihren Klima-Beitrag zu leisten. Das gilt auch für viele Mitgliedsorganisationen aus dem deutschen Sport. Er hat in den 70-er und 80-er Jahren mit der Deutschen Sportjugend (dsj) federführend als einer der ersten Umweltfragen wie den Erhalt sauberer Luft oder sauberen Wassers thematisiert und davor gewarnt, dass man keine zweite Erde im Kofferraum des Autos habe. Fast 50 Jahre später versuchen immer noch Klimaleugner, Wachstumspäpste und ideologisch verpeilte Politiker mit Phrasen vermülltem Gerede, Aktionismus ohne Nachhaltigkeit und im Papierkorb landenden Hochglanzbroschüren Stimmung zu machen. Aber es ist höchste Eisenbahn, in die Klimapuschen zu kommen. Denn der Sport wird durch den Klima-Wandel über kurz oder lang ausgebremst. Gegensteuern wird daher zur Überlebensfrage.

Thomas Konietzko ist im Thema Klima und Umwelt drin. Kein Wunder – der Deutsche Kanuverband (DKV) war einer der ersten Verbände im deutschen Sport, der erkannte: Wir müssen was tun. „Bevor der Hype um Umwelt und Klimafragen los ging, haben wir ja in unserem Sport(um)feld Natur schon lange mit Veränderungen zu tun gehabt“, sagt Kanupräsident Konietzko.

Niedrig- oder Hochwasser, Überschwemmungen, Vermüllung von Flüssen und anderen Gewässern, Begradigung von Flussbetten, gefährdete Naturschutzgebiete oder unorganisierte und massenweise zu Boot gelassene Touristenpaddler wurden zu großen Herausforderungen. Seit Jahrzehnten gehören deshalb Öko-Schulungen für Mitglieder und ÜbungsleiterInnen zur Ausbildung. Bewusst machen, dass sauberes Wasser, saubere Ufer die unverzichtbare Grundlage für ihren Sport sind, „das haben unsere Mitglieder nahezu alle verinnerlicht“, sagt Konietzko und verweist auf die unterschiedlichsten Aktionen: Gewässerreinigung, Müllsammelaktionen mit Unterstützung von Sponsoren… „Natürlich sind wir im ständigen Dialog mit Naturschutzbehörden und Partnern aus Tourismus und Politik– denn nur gemeinsam kann man Konflikte lösen.“

Ohne erhobenen Zeigefinger

Auf dem rund 7300 Kilometer langen Wasserwegenetz und auf den 23 000 Quadratkilometer großen Seewasserstraßen tummeln sich jedes Jahr mehr als sechs Millionen Menschen. Nicht nur die Kanuten, auch andere Wassersportverbände wie die Ruderer, die Taucher, die Segler, Wakeboarder oder WasserskifahrerInnen – sie alle engagieren sich. „Ich glaube, dass wir es geschafft haben, einen Umdenkprozess und eine Verhaltensänderung bei nahezu allen unseren Mitgliedern anzustoßen – ohne ideologischen oder erhobenen Zeigefinger. Sie wissen, dass ohne intakte Umwelt nix geht.“ Konietzko freut sich, dass der Kanuverband vor allem bei Kindern und Jugendlichen entgegen allen Trends einen steten Zuwachs hat. Und die Kids lernen nicht nur richtig paddeln, sondern auch viel über die Natur um sich herum.

Mehr Menschen im Verband – da muss man auch über den CO2-Fußabdruck intensiv nachdenken. Konietzko plädiert dafür, dass internationale Wettkampfserien zusammengelegt werden. „Wenn man quer durch Europa mit Auto oder Bus samt Anhängern gurkt, die 300 Boote transportieren, dann hat sich das schnell mit dem CO2-Einsparen erledigt. Da brauchen wir einen Paradigmenwechsel – etwa indem man Leihbote vor Ort zur Verfügung stellt.“

Da, sagt Konietzko, der sich jetzt auf dem Treffen des Internationalen Kanuverbandes (IFC) vom 4. bis 6. November in Rom um das Präsidentenamt bewirbt, brauche es noch Überzeugungsarbeit. Vor allem, wenn es darum gehe, das eigene, technisch aufgemotzte Boot zu Hause zu lassen.

Kachelmann als Klima-Prophet

Und, um vielleicht auch die Dringlichkeit für solche Massnahmen zu unterstreichen und AthletInnen, aber auch TrainerInnen und die Funktionärscrew zu überzeugen, lädt man sich dann auch mal Leute ein, die eindringlich die Klimalage erklären können. Diesen Part des Klima-Propheten wird beim Kanutag am 20. November in Leipzig Wettermann Jörg Kachelmann mit einem Impulsvortrag übernehmen.

Probleme bewußt machen, umdenken und handeln – das sind Forderungen, die im Zusammenhang mit der Klimakrise nicht erst jetzt – aber jetzt besonders laut – bei der politischen Neuorientierung zu hören sind.

Konfliktlinien zwischen Sport und Klima

Die beiden Wissenschaftler Karim Abu-Omar und Peter Gelius von der Friedrich-Alexander- Universität Erlangen-Nürnberg, stellen sich in einem Beitrag unter dem Titel „Sport und Klima? Sport und Klima!“ Fragen, wie sich auch die Sport- und Bewegungswissenschaften einbringen können: Wo genau befinden sich die Konfliktlinien zwischen Sport und Klima? Und gibt es die überhaupt? Wie kann man Treibhausgasemissionen im Sport in den nächsten Jahren halbieren? Mit diesen Fragen beschäftigten sie sich auch unter gesundheits- und pädagogischen Aspekten.

Natürlich gebe es viele Untersuchungen, Studien und Projekte, sagt Abu-Omar. Aber es gebe genauso viele neue Aspekte. Und wenn man sich im Sport so umschaue, sei der halt nicht unbedingt gut vorbereitet. „Es wird viel von Nachhaltigkeit gesprochen, die sich aber darin erschöpft, kein Plastikgeschirr mehr zu benutzen. Man redet über Klimaneutralität, ohne wirklich zu wissen, was das ist. Es geht oft nicht über das Symbolhafte hinaus“, sagt der Soziologe. Infomaterial mit Checklisten für Vereine oder das Verbot von Plastikflaschen, eine Kleidertauschbörse oder Sportplätze ohne Mikroplastik seien nette Zugaben, aber „das reicht nicht“

Der Deutsche Alpenverein (DAV)  meint es seit Jahren ernst und ist einer der besonders  engagierten Verbände in Sachen Umwelt. Nun will er bei seiner Hauptversammlung am 29./30. Oktober seinen Delegierten einen Beschlussvorschlag vorlegen, bis 2030 klimaneutral zu sein.

 

Hallen-Skirennen in Dubai

Manch andere glauben zu den Klima-Weisen zu gehören und kommen plötzlich mit angeblich umweltfreundlichen Vorschlägen um die Ecke, wo sich nicht nur der Fachmann, sondern besonders der Laie die Augen reibt. Etwa wenn der neue Präsident des Internationalen Skiverbandes (FIS), Johann Eliasch, von Skirennen in einer Halle in Dubai spricht. Oder einen weiteren Weltcup für Speed-Spezialisten in 4000 Meter Höhe in Zermatt als Klima-Rettungs-Idee einstuft. Das ist genauso eine hirnrissige Idee, wie Skirennen auf Schalke zu veranstalten und Schnee Hunderte von Kilometer heranzukarren.

Gegenwind bekam der gebürtige Schwede und in Großbritannien lebende Geschäftsmann Eliasch da stande pede von Ex-Rennläufer Felix Neureuther. Der findet schon lange, dass die funktionellen VertreterInnen des Skisports sich nicht genügend für Klima und Umwelt einsetzen. Nicht zuletzt kritisiert der Garmisch-Partenkirchner den aufgeblähten Terminkalender, der beispielsweise deutsche AthletInnen auf den weiter zurückweichenden Alpen-Gletschern immer früher im Sommer trainieren lässt, um mithalten zu können. Was den Gletschern nicht besonders gut tut, wie man weiß. „Ski fahren gehört dahin, wo Schnee ist“, sagt Neureuther. Und steht mit der Meinung nicht alleine. Viele passionierte SkiläuferInnen, die mit den Brettern groß geworden sind, haben die mittlerweile abgeschnallt, weil sie keinen Spaß mehr an überfüllten Pisten haben, die nahezu alle nur noch aus Kunstschnee bestehen. Und auch nicht weiter dazu beitragen wollen, alpine Natur zu ruinieren.

Warnsignale und sonderbare Allianzen

Warnsignale gibt es viele, nur wenige nehmen sie zur Kenntnis. Und manchmal bilden sich sonderbare Allianzen: Nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Naturschützer, Landwirte und – man glaubt es kaum – auch Tourismusexperten und Hoteliers weisen zusammen darauf hin, dass zu viele Skigebiete, zu viele Lifte, das Anlegen und Präparieren von Skipisten der Landschaft, besonders Böden und Vegetation, nicht gut tun. Und auch von den Blechlawinen, die sich in Ferienzeiten und an Wochenenden durch enge Täler und auf schmalen Gebirgsstraßen entlang quälen,  haben die meisten Einheimischen die Nase voll. Schließlich schaden auch dem Tourismus Abgase und Stauprognosen.  Robert Steiger hat schon 2010 in einer Untersuchung am Beispiel Wintersport und Tourismus in Tirol anschaulich gezeigt, was die Zukunft bringt: Schwer strapazierte Skigebiete werden ungefähr noch bis 2050 nutzbar sein. Und dann? Wer will in seinem Urlaubsort schon gerne Schotterhänge statt grasender Kühe vor dem Hotelfenster haben? Oder noch schlimmer von einem rutschenden Berg, einer Stein- oder Schlammmuräne eingeschlossen werden?

Mal ganz abgesehen vom unglaublichen Energie- und Wasserverbrauch: Etwa 1,5 bis 9 kWh berechnet man für das Herstellen eines Kubikmeters Kunstschnee, der Wasserverbrauch liegt hier bei 200 bis 500 Litern. Rechnet man dies hoch auf einen Hektar und eine 30-cm-Kunstschnee-Schicht heißt das: 5000 bis 27 000 kWh Energie und 600 000 bis 1,5 Millionen Liter Wasser.

Große CO2-Fußabdrücke produziert aber nicht nur der Skisport. Auch andere Sportarten  begehen viele Umweltsünden nicht nur durch ihre Reisetätigkeiten. Eislaufbahnen- Eissporthallen, Bob-und Rodelbahnen und auch nicht nur sanierungsbedürftige Hallenbäder- und Sporthallen sind vor allem große Energiefresser.

 Auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) will zur Klimarettung beitragen. „Die Klimakrise ist wohl die größte Herausforderung, vor der die Menschheit derzeit steht” sagte  IOC-Präsident Thomas Bach bei der Generalversammlung der Vereinigung der Nationalen Olympischen Komitees (ANOC) auf Kreta. Und kündigte nun im Vorfeld des UN-Klimagipfels im schottischen Glasgow ab dem 30. Oktober an, seine  direkten und indirekten Treibhausgas-Emissionen bis 2030 um 50 Prozent zu senken.”Wir erweitern unseren Beitrag zur Verwirklichung des Pariser Abkommens, indem wir unsere Treibhaus-Emissionen weiter reduzieren. Damit folgen wir  neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Klimawandel und unterstützen die globalen Bemühungen.Wir fordern alle anderen Sportorganisationen auf, diesem Beispiel zu folgen” so Bach. Mal sehen, wenn dann Kommerz auf Klima trifft wie ernst es das IOC wirklich meint.

Vor der eigenen Tür

David Kozlowski, Leiter der Stabsstelle Sportinfrastruktur/Umwelt beim Landessportbund Berlin, ist einer, der sich nicht nur um die große Klimapolitik kümmert, sondern sich auch im Manfred-von-Richthofen Haus neben dem Olympiastadion vor der eigenen Haustür in kleinen Schritten um vorbildliches Klimaverhalten bemüht.  Dabei geht oder besser fährt er mit gutem Beispiel voran: Er radelt täglich zur Arbeit und zurück nach Hause.

„Wir wollen jetzt nicht als die Umwelt-Besserwisser auftreten, sondern wir haben vor Ort angefangen, unsere eigene Klimabilanz zu verbessern“, sagt er. Und versetzt gleich mal in Erstaunen: „Zusammen mit der Stadion GmbH und Siemens sind wir dabei, zwei Blockheizkraftwerke hier zu bauen, wo wir dann dezentral regenerative Energie erzeugen können. Da sind wird dann auch autark.“ 2022 soll das Projekt starten.

Seit fast drei Jahren gibt es eine Nachhaltigkeits-AG des LSB, in der u.a auch  die Gesellschaft für Sport und Jugendsozialarbeit (GSJ) sitzt. Um die CO2-Bilanz zu verbessern, ist Nachhaltigkeit am Arbeitsplatz im LSB ein Credo, das man nicht nur verkündet, sondern nach dem man lebt. Dazu gehören natürlich Standards wie: gefiltertes Leitungswasser (keine Plastikflaschen!), kein Plastikgeschirr, Ökoprodukte (am besten fleischlos) bei Veranstaltungen, so wenig Papier-Einsatz wie möglich, Merchandise-Artikel sollen sozial und nachhaltig sowie plastikfrei sein. Außerdem fördert der LSB für seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit einem Zuschuss von 15 Euro im Monat die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel. Weitere Dienstreisen werden per Bahn absolviert – nur noch selten sind LSB-Vertreter im Anflug auf eine Stadt. Und dann gibt es noch 10 Dienstfahrräder, die für stadtinterne Kurzstrecken zur Verfügung stehen. „Da braucht es noch etwas Motivationshilfe“, sagt Kozlowski.

Zukunftsforschung

Klimaanpassung ist ein Schlagwort, das im Zusammenhang mit Sportstättenbau und -sanierung fällt. Mal abgesehen davon, dass man sich grundsätzlich über sportfachlich sinnvolle Typenbauweisen unterhalten muss, steht man vor weiteren Problemen. „Sowohl lange Dürrezeiten, heiße Sommer, zu viel Regen oder heftige Stürme stellen uns da vor Herausforderungen, und wir suchen neue Wege“, sagt Kozlowski. Der LSB hat sich da mit dem „Institut für Zukunftsforschung“, das in Berlin-Treptow sitzt, Unterstützung gesucht.

In Berlin gilt seit kurzem, dass jeder Neubau Solaranlagen oder Dachbegrünung haben muss. Das durchkreuzt nun Pläne des Berliner Sports. Denn eigentlich will der Dächer für Sportplätze nutzen. „Wir gehen nach oben, weil unten Platzmangel herrscht“, sagt der LSB-Mann. In Pankow soll nun versucht werden, allen Anforderungen und Wünschen gerecht zu werden: Auf dem Dach soll eine Spielfläche angelegt werden, dieüberbaut wird – und auf dem Überbauend dann  Solarzellen oder Begrünung geplant . „Es ist ein Modellversuch, wir werden sehen.“

Nicht mehr quer durch die Welt

Neue Konzepte werden auch für das Sporttreiben selbst gesucht. Beispielsweise der Ligaspielbetrieb im Breiten- und Spitzensport. Derzeit tuckern viele – selbst in niedrigen Ligen – quer durch die Republik. Abgesehen davon, dass die Terminkalender nicht noch ausgeweitet werden sollten, müssten die Fahrkilometer drastisch reduziert und zentrale Standorte für die Spielbegegnung festgelegt werden. Ohnehin haben schon lange gerade im ländlichen Bereich viele Teams weite Wege, um in Ligen mitzuspielen, weil viele Mannschaften im nahen Umfeld, gegen die man noch vor zwanzig Jahren umjubelte Derbys spielte, sich mangels SpielerInnen aufgelöst haben. Und auch im Spitzensport wird man auf Dauer Veranstaltungen und somit Reisetätigkeit deutlich einschränken müssen. Eine Fußball-EM wie 2020 in mehreren Städten ist nicht nur in Pandemiezeiten der absolute Wahnsinn. Mega-Events, World Series querbeet um und über den Globus und damit verbundener Fan-Tourismus wird sich über kurz oder lang erledigen. Public viewing und Livestreams für die Sportfans sind die Zukunft.

„Die Eventisierung ist wirklich eine große Herausforderung. Dabei ist ein Marathon wie etwa in Berlin – ohne Covid und Wahlen – eher noch leichter zu organisieren als etwa längere Veranstaltung wie Weltmeisterschaften oder Olympische Spiele“, sagt Kozlowski.

Sport-Events gehören für viele heute zu ihrem Lifestyle wie Livekonzerte, zu Trends, die gerade von InfluencerInnen gesetzt werden. Konsumierung des Sports ist angesagt, wenn man nun outdoor in der Natur exakt gekleidet und dann auch noch Klima und umweltfreundlich umsetzt. What else?

Stylisch und Konsum

Moment mal: Wanderer, Bergsteiger, Kletterer oder Orientierungsläufer sehen sich per se als Naturschützer. Was sie in den meisten Fällen auch sind. Und sie müssen auch vom Klimawandel nicht überzeugt werden – die Folgen sehen sie ja ebenso wie die Wassersportler. Aber die stylischen Trendsetter konsumieren das Sportangebot, das den Hochglanzangeboten entsprechen soll. Und wenn es dann noch den Stempel umweltverträglich hat, dann fährt man mit gutem Gewissen im SUV in die Natur – mit Tausend anderen. Schönes Wochenende beim Mountain-E-Bike-Trip in der überfüllten Berghütte nach dem Gipfelsturm im Gedränge mit Radlern, Wanderern und Bergläufern !

„Wir müssen Bewegung getrennt vom Konsum sehen. Man braucht keine modischen Luxusklamotten oder Geräte, um sich zu bewegen. Auch Sportvereine werden immer stärker  als Dienstleister gesehen, das hat auch Einfluss auf die Ansprüche, die Mitglieder haben. Einige Vereine reagieren darauf, indem sie Nachhaltigkeit stärker in den Blick nehmen, andere fördern andere Aspekte. Klar ist aber: Sie können nicht allen Ansprüchen gleichermaßen gerecht werden – das überfordert sie” betont Kozlowski.  Aber neben dem Bewegungsangebot bietet der Verein stets Gemeinschaft, Zusammenhalt – soziale Komponenten gegenüber Vereinsamung und Individualisierung.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) gilt als größte Personenvereinigung der Republik. Lange Zeit schwebte das DOSB-Raumschiff mit seiner Führungscrew nahezu nur in den Sphären des Spitzensports. Andere Themen wie etwa den Klimawandel blendeten Pilot und Präsidial-Mannschaft aus und wunderten sich, dass das zurückgelassene Bodenpersonal stinksauer war, nachdem die entrückte Crew eine fundamentale Bruchlandung hingelegt hat. Denn gesellschaftspolitisch hat die Führungscrew meistens weder dem Personal – sprich der Mitarbeiterschaft – noch der Personenvereinigung also den Mitgliedsorganisationen in den letzten acht Jahren während des Millionen bringenden Spitzensport-Ausflugs eine Stimme gegeben.

Ein Trio stemmt die Umwelt

Der DOSB ist derzeit wieder einmal mit sich selbst beschäftigt. Und müsste eigentlich schon lange eine umfassende To-do-Liste in Sachen Klima – und Umwelt haben. Hat er auch: Das Ressort Sportstätten, Umwelt und Nachhaltigkeit, mit knappen Personal (3) soll die großen Klima- und Umweltfragen stemmen. Dass die drei von der Umweltabteilung, angeführt von Ressortleiter Christian Siegel fleissig sind, kann man an den zahlreichen Links sehen, die auf die Frage „Gibt es beim DOSB ein Gesamtpaket zum Thema Klimakrise?“ aus der Otto-Fleck-Schneise in Frankfurt in den Berliner Orbit gebeamt werden. Als Schwerpunkte, um die man sich kümmert werden klimafreundliche Sportstätten, klimafreundliche Events, Klimabilanzierung und Kompensation, Klimaanpassung, Kooperationen aufgelistet.

Themenmäßig und auf dem Papier ist der DOSB offensichtlich gut aufgestellt. Nur bisher schienen die sportpolitisch Verantwortlichen im Dachverband die Klimakrise eher unter ferner liefen einzuordnen. Oder als lästiges Muss. Jedenfalls war von öffentlichen, eindringlichen und mahnenden Reden des Sport-Chefs auch zu diesem Zukunftsthema Sportdeutschlands, wo es nicht um Erfolge und Medaillen, sondern nur um das Überleben beispielsweise einiger Sportarten geht, in den letzten Jahren nichts zu hören oder lesen.

„Wir müssen alle zusammenarbeiten und uns unterstützen, um den Klimawandel in den Griff zu kriegen. Für die Hauptstadt wünsche ich mir, dass wir berlinweit ein wichtiger Klimapartner sind“, sagt David Kozlowski.

Und das wäre auch ein gutes Motto für den oder die neue(n) DOSB-PräsidentIn: Sport – ein gewichtiger, glaubwürdiger und innovativer Klimapartner dieser Republik.