DOSB-Präsident im Endspurt Richtung Landratsamt

Hörmann in künftiger Doppelfunktion geht gar nicht, sagen Kritiker / Interessenkonflikte programmiert –

Berlin/Oberallgäu,11. März – Am 15. März sind in Bayern Kommunalwahlen. An und für sich nun nichts Außergewöhnliches. Ebenso wie auf den ersten Blick die Tatsache, dass die CSU im Oberallgäu ihr Mitglied Alfons Hörmann, Unternehmer aus Sulzberg südlich von Kempten, als Landratskandidat nominierte. Nur: Der Bewerber ist gleichzeitig Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), was die Angelegenheit für den bundesdeutschen Sport und seine VertreterInnen interessant macht. Zwei zeitintensive Ämter, die auch Interessenkollisionen zur Folge haben können.  „Wie soll das gehen?“, fragen nicht nur Kritiker. Dem potenziellen Landrat Hörmann prophezeien sie Ärger.

Fasching im Heimatort von Alfons Hörmann. Der Sulzberger Umzug hat Tradition, und für einen Wahlkämpfer ist es ein Muss, dabei zu sein. Das Wetter passt, von dem angekündigten Tief „Bianca“ ist noch nichts zu spüren. Hörmann im Narrenkostüm: knallblaue Hose, buntes Jacket, eine überdimensionierte Brille und hoher Zylinder – die Verkleidung erinnert an „Uncle Sam“ und den Voodoopriester Samedi aus dem James-Bond-Film „Leben und sterben lassen.“ Was immer Hörmann auch darstellt: Welch ein Kontrast zu dem sonst oft eher säuerlich distanzierten DOSB-Präsidenten. Wobei: Trotz all der guten Laune um ihn herum wirkt er verkrampft – das ist auch nicht wirklich seine Welt.

Aschermittwoch. In Sulzberg übernehmen vorübergehend die Grünen: Im vollen Zelt begeistert Grünen-Chef Robert Habeck  1800 Gäste, die der Wahlkreisabgeordnete im Bayerischen Landtag, Thomas Gehring, eingestimmt hat. Hörmann ist zur gleichen Zeit beim politischen Aschermittwoch-Talk im Steakhaus Lorenz in Kempten. Zusammen mit dem dortigen Oberbürgermeister Thomas Kiechle sowie den Kreisräten Thomas Kreuzer und Erich Beißwenger. Das Publikum: überwiegend CSU-Mitglieder und Sympathisanten. Dass ein angemeldetes Fernsehteam vom WDR dort auftaucht, gefällt dem Wahlkämpfer Hörmann nicht. Jeder andere würde sich über Öffentlichkeit freuen – Hörmann nicht. Ob man nichts Besseres zu tun habe, als ihn zu verfolgen, fragt er den Journalisten.Hoppala, da ist jemand aber sehr gereizt.

Nett im Trachtenjanker

Seinen Wählern präsentiert er sich freundlich, jovial, sympathisch. Nicht nur an diesem Abend, sondern auch auf Wahlplakaten, die an Dorfein- oder -ausfahrten eine Begegnung mit Alfons Hörmann unumgänglich machen, kommt er in seinem Trachtenjanker nett, ja fast authentisch rüber.

Das nehmen ihm viele Leute auch ab. Er ist einer von ihnen. Der „Alfons“. Der Weltreisende in Sachen Sport, der in der Heimat jetzt nicht nur mehr als Unternehmer und Hotelbesitzer tätig sein will, sondern auch noch als politischer Mandatsträger das Oberallgäu weiterentwickeln und in die Zukunft führen will. Aber warum ? Hat der 59-Jährige nicht schon genug an der Backe?, fragen sich viele.

Ehrensache

Ehrensache“ ist der Slogan auf Hörmanns Wahlplakaten. Er soll wohl vermitteln, dass es Ehrensache ist, zur Verfügung zu stehen, wenn man gebraucht wird. Etwa von der CSU Oberallgäu, die so zerstritten war, dass Hörmann dann offensichtlich der Kompromisskandidat war, auf den man sich einigen konnte.

Eher zur Legendenbildung gehört da wohl seine Aussage, dass „BürgerInnen insistiert“ hätten, dass er als Bewerber antritt. Die politische Konkurrenz und vor allem die deutsche Sportfamilie waren von Hörmanns Entscheidung mehr als überrascht.

Hörmann als Politiker – die Vorstellung fällt einem schwer. Weil man Hörmann als DOSB-Präsident kennt. Und als oberster Sportherr hat er sich aufgrund seiner Gutsherren-Art, seines ruppigen Umgangsstils und seiner oft sehr skurrilen Aussagen und Auftritte auf der (sport-)politischen Bühne, aber auch in den eigenen Mitgliedsorganisationen nicht gerade beliebt gemacht. Selbst die Kanzlerin blieb von seinen verbalen Ausfällen nicht verschont.

Also, wie soll das gehen: Kommunalpolitik mit Alfons Hörmann? Der Wahlkampf plätschert so dahin, sagen Beobachter, sei von Langeweile inspiriert. Man tue sich nicht weh. Hörmann schwingt keine großen Reden. Er hat als Format den gepflegten Talk unter dem Motto „Zur Ehren Sache“ gewählt. Mit Gästen wird freundlich über Zukunftsplanung, Wirtschaftsstandort, Digitalisierung, gesellschaftlichen Zusammenhalt oder unterschiedliche Lebenssituationen und Bedürfnisse der Generationen geplaudert. Heikle Themen wie Klimawandel und die Folgen für das Oberallgäu umschifft man mit Phrasen wie „Wir werden alles tun, um die Heimat zu erhalten“.

Zu wenig präsent

Seit Januar tourt Hörmann, nachdem ihm viele vorgeworfen haben, er sei bis dahin im Wahlkampf gar nicht präsent gewesen, von Ortsverbands-Stammtischen zu Talkrunden, besucht Kindergärten und Mittelständler – und lässt in den sozialen Medien alle an seinem Leben Anteil haben.

Was nun wieder nicht nur zwei Damen in einem Allgäuer Café sehr amüsiert. „Das hat er sich vom Trump abgeschaut“, sagt die eine und zeigt Bilder auf dem Handy, wo Hörmann mit Familie am Frühstückstisch sitzt oder mit ihr durch die Gegend spaziert. Und die Freundin freut sich schon auf Schlagzeilen vom „Fürschtenhof in Sulzberg“. Beide kennen Hörmann, „wie man so einen Lokalpromi halt kennt“. Sie sagen, er sei sehr umtriebig. „Der ist von Null auf 100; es nötigt mir schon Respekt ab, dass er es zu was gebracht hat. Aber deshalb muss man ja jemand nicht unbedingt sympathisch oder gut finden“, sagt die Kemptnerin. Und der Ehemann, der kommt, um sie abzuholen, ergänzt: „Das sind halt alles so Gschaftlhuber, die wissen, wie‘s geht.“ Nein, erklären will er das nicht weiter. 

Kein Greenhorn

Alfons Hörmann ist in Sachen Kommunalpolitik kein Greenhorn: Er war stellvertretender Bürgermeister in Sulzberg, wo seine Frau Cordula CSU-Ortsvorsitzende ist, er war Gemeinde- und Kreisrat, im Kreistag auch als Fraktionsvorsitzender der CSU tätig. Thomas Gehring kennt Hörmann aus der gemeinsamen Arbeit im Kreistag. „Es war eine kollegiale, faire Zusammenarbeit.“

Gehring und viele andere – auch in der CSU selbst – sehen jetzt mit einer Wahl Hörmanns zum Landrat Probleme kommen. Warum eigentlich? Es gibt ja zum Beispiel Bürgermeister wie Jürgen Kessing, der nicht nur OB von Bietigheim-Bissingen ist, sondern auch Präsident des Deutschen Leichtathletikverbandes. Oder den Handballpräsidenten Andreas Michelmann, seit 1994 Oberbürgermeister von Aschersleben in Sachsen-Anhalt.

Nun, weil es eben ein Unterschied ist, ob man der höchste Repräsentant des deutschen Sports ist, oder „nur“ Verbands-, oder Vereinspräsident ist.
Clemens Prokop, ehemaliger Vorsitzender des Deutschen Leichtathletikverbandes, wurde schon mal angetragen als DOSB-Präsident zu kandidieren. Er sagt: „Zunächst ist das Amt des DOSB-Präsidenten ein Amt, das in zeitlicher Hinsicht sehr umfassend fordernd ist. Man muss bedenken, der DOSB hat insgesamt 84 Sportverbände und 16 Landessportbünde und damit ein Ausmaß an Anforderungen an den höchsten Repräsentanten des Sports. Das ist etwas anderes, als wenn ich nur einen Fachverband leite.“  Es sei „eine völlig andere Dimension“, sagt der Leitende Oberstaatsanwalt der Regensburger Staatsanwaltschaft weiter. „Was den Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes betrifft, da habe ich eben nicht nur die Betreuung der Veranstaltungen der Fachverbände -zumindest diejenigen, wo die Anwesenheit des Präsidenten erwartet wird – ich  habe die sportpolitische Vertretung, ich habe Lobbying. Ich muss mit der Wirtschaft den Sport harmonisieren und all diese Dinge.Damit entsteht ein zeitlicher Aufwand, der nach meiner Einschätzung beide Ämter sehr schwer macht.“

André Hahn, Bundestagsabgeordneter der Linken und deren Obmann im Sportausschuss, sieht ebenso das Zeitproblem: Ich bin selbst Mitglied eines Kreistages  und weiß, was ein Landrat für Verpflichtungen und Aufgaben hat. Ich halte es für schwer vorstellbar, dass beide Funktionen miteinander verbunden werden können. Ein Landrat hat enorm viele Termine, und da kann man nicht noch zusätzlich in aller Welt herumreisen, um bei Sportveranstaltungen präsent zu sein. Das wird nicht funktionieren.“ Und Thomas Gehring listet auf, was an Aufgaben anfällt. „Ein Landrat hat eine Doppelfunktion. Er ist Behördenleiter und gleichzeitig kommunaler Beamter, zuständig für die Bereiche der unteren Behörde – also vom Veterinäramt bis zum Jugendamt, Straßenbau und und… Dazu kommen viele repräsentative Aufgaben. Als Landrat kann man viel gestalten – es ist eines der wichtigen  politischen Ämter in Bayern.“ Ob beim Schützenfest oder Grundsteinlegung – es ist ein Rund-um-die Uhr-Job. Und die Klientel erwartet den Chef selbst und nicht seinen Vertreter. „Sonst ist man schnell unten durch“, sagt Gehring über die Empfindlichkeiten, wenn ohne triftigen Grund der Landrat nicht kommt.

Herausforderung

Wer im Landratsamt Oberallgäu in Sonthofen nachfragt, kann sich ungefähr vorstellen, dass man Landrat „nicht so nebenher“ sein kann. Schließlich habe man eine Verwaltung mit etwa 600 Arbeitnehmern zu führen. 155.362 (Stand 31.12.2018) Einwohner, 28 Gemeinden und zwei Verwaltungsgemeinschaften sind in dem südlichsten Landkreis Deutschlands zu betreuen. Er lebt mit zehn Naturschutzgebieten und 23 Landschaftsschutzgebieten vom Tourismus und der Landwirtschaft, was für politische Mandatsträger in Zeiten von Klimawandel, Fridays-for-Future-Protesten und Bauerndemos zu einer nervenaufreibenden Herausforderung geworden ist. Die Kunst des Kompromisses, der Vermittlung, des Ausgleichs ist gefragt.

Da kann man es sich nicht leisten, dann einfach mal für ein paar Wochen nicht da zu sein“, so Hahn. Und die Frage ist außerdem, was der Dienstherr sagen würde, wenn Landrat Alfons Hörmann dann als DOSB-Präsident Alfons Hörmann etwa bei Olympischen Spielen am anderen Ende der Welt weilt und die Amtsgeschäfte ohne ihn laufen sollen. Schließlich ist er dann hauptamtlicher Landrat, der monatlich mit einem fünfstelligen Gehalt von Steuerzahlenden für seine Arbeit entlohnt wird.

Im Oberallgäu stellt die CSU seit Bestehen des Landkreises schon immer den Landrat. Und es ist höchst unwahrscheinlich, dass sie es diesmal nicht auch tut, wenn auch vielleicht erst im zweiten Anlauf. Neben Hörmann sind noch sieben weitere KandidatInnen im Rennen, so dass eine Stichwahl nicht unwahrscheinlich ist.

Ob nach dem ersten oder zweiten  Wahlgang: Wenn Hörmann Landrat ist, dann werden die Diskussionen erst richtig losgehen – nicht nur wegen der zeitlichen Problematik, die „sich ja jetzt schon stellt angesichts Corona und Olympischer Spiele, eventueller Verschiebungen etc. und den möglichen Folgen. Da ist man jetzt schon intensiv gefordert“, sagt ein Sportvertreter. Wenn Hörmann nun am 15. März oder dann nach einer Stichwahl zwei Wochen später gewählt ist, dann übernimmt er von seinem Vorgänger die Amtsgeschäfte, wird sich einarbeiten. Er muss im Allgäu verfügbar sein, aber ist auch als Problemlöser und Entscheider im Sport gefragt.

Der sportpolitische Sprecher der Grünen im Bayerischen Landtag, Max Deisenhofer, hatte unmittelbar nach Bekanntwerden der Kandidatur gesagt: „Die Doppelfunktion Hörmanns wäre aus unserer Sicht nicht nur aus zeitlichen Gründen problematisch.“

Da wären wir dann beim Thema Interessenkonflikte. Das Oberallgäu ist unter sportlichem Aspekt schon ein besonderer Landkreis. „Wir haben ja hier häufig Sportgroßveranstaltungen. Die entsprechenden Sportstätten müssen unterhalten, immer wieder umgebaut werden, weil es neue Anforderungen gibt. Und da haben wir es dann immer mit Sportverbänden – etwa mit dem Skiverband zu tun“ sagt Thomas Gehring. Und führt als Beispiel die Nordischen Ski-Weltmeisterschaften im nächsten Jahr in Oberstdorf an. „Es gibt eine geschäftsführende GmbH, die diese WM ausrichtet.Das finden wir gut, weil damit transparent wird, wer am Tisch sitzt und wer sein Geld dabei hat. In dieser GmbH sitzen u.a. auch Mitglieder des Deutschen Skiverbandes und dann auch wahrscheinlich der Landrat Hörmann, der ja dann gleichzeitig DOSB-Präsident ist. Die Aufgabe des Landrates ist es die Interessen des Landkreises zu vertreten. Der ist bei  dieser WM mit vier Millionen beteiligt und es werden vielleicht noch weitere Kosten auf ihn zukommen. Und da sind Interessenkonflikte programmiert. Da stellt sich nämlich dann die Frage: Welchen Hut hat Alfons Hörmann in der GmbH gerade auf? Ich halte es deshalb für gut, wenn klare Verhältnisse herrschen.“

Neutralität

Der DOSB ist laut Satzung zu politischer Neutralität verpflichtet. Alle  bisherigen Präsidenten – die meisten kamen von der CDU – haben das im Großen und Ganzen gut durchgehalten. Natürlich nutzten auch in der Vergangenheit Präsidenten ihre Parteiverbundenheit, um das eine oder andere für den Sport durchzusetzen. „Das muss ja nicht verkehrt sein, wenn es offen und transparent ist. Der Sport soll parteipolitisch neutral sein was die Funktionen angeht“, sagt Hahn. „Das ist  aber dann schwierig, wenn ich mit einem entsprechenden Parteibuch auch noch einen politischen Job habe.“ Natürlich dürfe sich jemand, der im Sport tätig ist auch für ein politisches Amt bewerben, fährt Hahn fort. „Aber er müsste wissen, was die Konsequenzen sind und inwieweit das in Einklang zu bringen ist. Und da habe ich meine Zweifel.“

In letzter Zeit sehen viele im Sport und der Öffentlichkeit eine Reihe von Entscheidungen noch mehr mit gemischten Gefühlen, nicht zuletzt, weil auf der sportpolitischen Bühne in Berlin doch in jüngster Vergangenheit einige personell und inhaltlich sonderbare Stücke aufgeführt wurden. Auch die CSU-Connection  wirft Fragen auf. „ Nochmal: Ein DOSB-Präsident muss  parteipolitisch neutral agieren.Inwieweit das noch möglich ist, wenn man mit dem Parteibuch der CSU auch noch Landrat ist? Die Frage muss man schon stellen. Und natürlich muss ein DOSB-Präsident im Zweifel auch im Interesse des Sports die Bundesregierung kritisieren können. Ob das dann gegenüber einem CSU-Innenminister und einem CSU-Staatssekretär stattfindet, das darf bezweifelt werden. Und genau da liegt auch ein Problem, mit dem der Sport umgehen muss.“

Auch Timo Lange von LobbyControl sieht den doppelten Amtsträger Hörmann skeptisch: „ Es ist in der Regel sehr kritisch, wenn Interessenvertreter, Lobbyisten gleichzeitig politische Ämter und Mandate ausüben. Diener zweier Herren zu sein, ist eine schwierige Konstellation.“

Deshalb meint Lange: „ Ich finde schon, dass Herr Hörmann zurücktreten soll, wenn er Landrat werden möchte. Das ist dann auch eine Entscheidung zwischen Interessenvertretung für den Sport oder Interessenvertretung für die Bürger und Bürgerinnen. Denn beides ist eine politische Konstellation, die immer wieder Interessenkonflikte nach sich ziehen wird.“

Ganz anders sieht das CSU-Mann Kreuzer, der auch Fraktionsvorsitzender im Bayerischen Landtag ist. Er hat dem WDR ins Mikrofon gesagt: „DOSB -Präsident ist ja ein reines Ehrenamt.Es wird überhaupt nicht vergütet, und es wird immer von Menschen wahrgenommen, die eine andere berufliche Tätigkeit haben. Und immer von Menschen, die beruflich erfolgreich sind.“ Er ist überzeugt, dass sich beide Ämter vereinbaren lassen. Wenn nicht? „Dann muss man entsprechend entscheiden. Aber für unseren Landkreis ist das ein großer Vorteil, dass wir jemanden haben, der so prominent im Sport ist, denn wir sind ja eine Sportregion. Ich nenne nur Skifahren. Wir sind eine Tourismusregion. Wir haben im nächsten Jahr Weltmeisterschaften im nordischen Wettbewerb“ sagt er. Und: „Alfons Hörmann macht nur etwas, was er auch ausfüllen  kann. Er macht keine halben Sachen.“ 

Hörmann ist auch noch Unternehmer. Und dann könnte man fast schon eine Dreifach-Belastung sehen, aber offensichtlich hat er Verantwortung an seine drei Söhne und seine Ehefrau übergeben. Von seinem Amt als Vorstandsvorsitzender bei der Schöck AG wird er zurücktreten – egal ob Landrat oder nicht. Das hat er schon bei einer Veranstaltung in Karlsruhe im August 2019 laut dpa angekündigt.

Neu sortieren

Beruflich hat sich Hörmann während seiner Präsidentenzeit schon öfter neu sortieren müssen. Es lief nicht alles rund. Er musste 2015 ein Bußgeld von 150 000 Euro bezahlen, das die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf verhängte. Sein damaliger Arbeitgeber, die Creaton AG, war nach umfangreichen Ermittlungen des Kartellamtes zusammen mit  neun weiteren Firmen und zwölf Personen wegen illegaler Preisabsprachen bei Tondachzieglen zu einem Bußgeld in Höhe von insgesamt 188 Millionen Euro verurteilt worden. 

Mit Ärger endete auch sein Arbeitsverhältnis bei der gleichnamigen Unternehmensgruppe Hörmann.Sein  Arbeitgeber kündigte dem DOSB-Präsidenten.Es kam deshalb zu einem Rechtsstreit,  der dann aber außergerichtlich und einvernehmlich beigelegt wurde.

Alfons Hörmann spricht gerne über Transparenz, Wahrheit und Klarheit. Fragen, wie es mit Transparenz und Distanz zu Geschäftspartnern aussieht, stellte dazu die Süddeutsche Zeitung in einem Beitrag vom 5. November 2019. Es geht um die Allgäuer Scaltel AG, deren Aufsichtsratsvorsitzender Hörmann von Oktober 2010 bis Juli 2018 war. In den vergangenen Jahren vergab der DOSB nämlich Aufträge in Höhe eines sechsstelligen Betrags just an diese im IT-Bereich tätige Firma. Die SZ erhielt vom DOSB damals die Auskunft, dass bei dem Geschäft „alles sauber ablief“.

Liest man die Good-Governance-Regeln, die sich der DOSB gegeben hat (Stand November 2018), dann muss man doch fragen, ob das alles so unproblematisch ist.

Interessenkonflikte

Unter dem Punkt Interessenkonflikte ist zu lesen: Ehrenamtliche Funktionsträger/innen und hauptamtliche Mitarbeiter/innen treffen ihre Entscheidungen für den DOSB unabhängig von sachfremden Überlegungen, d.h. unabhängig von persönlichen Interessen oder Vorteilen. Auch der bloße Anschein sachfremder Überlegungen muss vermieden werden.“

Und weiter heißt es: „Die Mitglieder des Präsidiums und des Vorstandes legen in einem öffentlich zugänglichen Interessenregister auf der Webseite des DOSB alle materiellen und nicht-materiellen Interessen, die aufgrund ihrer jeweiligen Aufgabe im DOSB zu einem Interessenkonflikt führen oder als solcher wahrgenommen werden können, offen. Hierunter fallen alle Funktionen in Wirtschaft, Politik und Sport sowie für die Aufgabe im DOSB relevanten Mitgliedschaften.“

Wie ernst nun nehmen der DOSB und sein Präsident Good Governance?

Amt ruhen lassen?

Alfons Hörmann, der 2013 Thomas Bach ins DOSB-Präsidentenamt folgte und 2018 nach vielen Turbulenzen auf einer denkwürdigen Mitgliederversammlung wieder gewählt wurde, ahnt wohl, dass die Diskussion um das Doppel-Amt nach seiner Landratskür noch Fahrt aufnehmen wird. Bei einer Podiumsdiskussion am 29. Januar in Sonthofen sprach Hörmann laut Allgäuer Zeitung noch davon, das „Präsidentenamt ruhen zu lassen“, falls es Probleme gebe. Nun im Wahlkampf-Endspurt hört sich das so an: Auf einem Video in seinem Facebook-Account vom 4. März gibt er auf die Frage „Ist das Amt des DOSB-Präsidenten mit dem des Landrats vereinbar?“ leicht gereizt in 56 Sekunden folgende Antwort: „Aus unserer inneren und klaren Überzeugung: Ja. Warum? Es handelt sich um ein unbezahltes Ehrenamt genauso wie viele andere ehrenamtliche Aktivitäten an der Basis. Wir haben ein schlagkräftiges Vorstandsteam im Deutschen Olympischen Sportbund – ich habe acht Vizepräsidenten – das heißt: mein Amt im DOSB gleicht dem eines Aufsichtsratsvorsitzenden in anderen Organisationen. Das wird und das ist machbar.“ 

Frage des Interviewers: „Was wäre, wenn es zu Konflikten käme?“

Hörmann: „Für mich gilt seit jeher, dass im Zweifelsfall immer das Hauptamt den Vorzug erhalten muss bei allen Abwägungen von Terminen oder ähnlichem, Punkt eins. Und Punkt zwei: Wenn ich feststellen würde, dass das dauerhaft nicht funktioniert – im Moment bin ich bis 2022 gewählt – dann weiß ich, was ich zu tun habe, und dann muss ich in letzter Konsequenz vom Amt des DOSB-Präsidenten Abschied nehmen.“

Ein Wahlkämpfer, ein Wort! Oder?

 

Sehen Sie heute , 23.10 Uhr im WDR in der Sendung „SportInside“  einen Beitrag zu Alfons Hörmann, seiner Kandidatur und möglichen Problemen.

Hier geht es zum WDR-Beitrag zu diesem Thema