Die Spitzensportreform liegt auf dem Kabinettstisch

Bundesinnenminister informiert – Im Frühjahr startet die PotAS-Kommission – Grünen-Antrag

Berlin, 14. Februar. Die viel diskutierte und kritisierte Leistungssportreform steht am morgigen Mittwoch auf der Tagesordnung der Sitzung des Bundeskabinetts. Bundesinnenminister Thomas de Maizière wird das Papier vorstellen und die Kanzlerin sowie seine KollegInnen über den Stand der Dinge unterrichten. Wahrscheinlich wird die Regierungsmannschaft es ohne große Diskussion zur Kenntnis nehmen. Die Oppositionsparteien dagegen wollen das Konzept nicht ohne weiteres hinnehmen. Die Linken haben in ihrer „Magdeburger Erklärung“ vom 7. November 2016 ihre Kritik kund getan. Und die Grünen haben einen Antrag zur Leistungssportreform im Bundestag eingebracht, über die dort auch diskutiert werden soll. Sie fordern „eine fundierte Überarbeitung“ des Konzepts.

Eine wichtige personelle Entscheidung, um das Spitzensportkonzept umzusetzen, ist mittlerweile gefallen. Vorsitzender der PotAS-Kommission wird der Sportpsychologe Bernd Strauß, Professor an der Universität Münster. Der Sportwissenschaftler, der an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel promovierte  und sich mit der Arbeit „Die Beeinflussung sportlicher Leistungen durch Sportzuschauer“ 1998 habilitierte, ist national und international gut vernetzt. Seit 2014 ist Strauß, der auch Präsident der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) war, u.a. Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des Bundesinstituts (Bisp). Seine Themenschwerpunkte sind: Soziale Prozesse im Sport (u.a. Zuschauer, Medien , Selbstkonzept), Expertise (u.a. Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, Problemlösen), Diagnostik und Forschungsmethodik.

Der 58-jährige war der Kandidat des Bundesinnenministeriums, auf den – nach einem gemeinsamen Bewerbungsverfahren zwischen BMI und DOSB – man sich nun geeinigt hat. Die Kommission soll im Frühjahr (voraussichtlich im April) mit ihrer Arbeit beginnen. Vorher muss Minister de Maizière die weiteren vier Gremiums-Mitglieder und jeweiligen Stellvertreter berufen. Pro Jahr wird die PotAS- Kommission, für die noch eine Geschäftsstelle mit Mitarbeiter(n) eingerichtet werden muss, rund 700.000 Euro kosten.

PotAS soll alle Disziplinen „nach objektiven, transparenten, sportfachlichen Bewertungskritierien“ beurteilen, die für eine „perspektivische Leistungserbringung“ (= nach vier bis acht Jahren auf das Treppchen) wichtig sind. Um objektive und transparente (darauf legen die BMI-Vertreter besonderen Wert) Bewertungsgrundlagen zu schaffen, werden sogenannte Attribute für die Bewertung erarbeitet. Und danach wird berechnet, in welchem Cluster die Sportart oder Disziplin landet: Exzellenzcluster (Medaillenpotenzial), Potenzialcluster (Aufbau-, Struktur- und Individualförderung). Wer kein oder wenig Potenzial vorweisen kann, soll nach letztem Stand eine Basisförderung bekommen.