Präsident Alfons Hörmann enttäuscht über 5,2 Millionen „Zusatz-Bonus“ vom Bund für den Spitzensport
Berlin, 12. November. 5,2 Millionen Euro zusätzlich wird der Deutschen Olympische Sportbund (DOSB) für das kommende Jahr zu den 162 Millionen Euro für den Spitzensport bekommen. Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestag hat diese weiteren Mittel in seiner Bereinigungssitzung beschlossen. DOSB-Präsident Alfons Hörmann hätte also allen Grund, sich darüber zu freuen, dass weitere Steuermittel fließen, obwohl noch gar nicht klar ist, wo der deutsche Spitzensport mit seiner Reform denn nun hinsteuert.
Aber: Der DOSB entpuppt sich immer mehr als dicke Raupe Nimmersatt. Anstatt zufrieden zu sein, beklagt Alfons Hörmann sich nun, dass statt der geforderten 13 bis 15 Millionen „Anschubfinanzierung“ eben „nur“ 5,2 Millionen genehmigt wurden. „Aus dem Paket wurden gestern 5, 2 Millionen Euro – unsere Vorstellung lag beim Dreifachen“, wird der Präsident vom Sportinformationsdienst sid zitiert. „Das ist nicht der Rückenwind, den wir uns für die Leistungssportreform erhofft haben.“ Aber: Der Haushaltsausschuss ist kein Wunschkonzert.
Genug
Andere, wie die Sportausschuss-Vorsitzende im Bundestag, Dagmar Freitag, sehen das ganz anders. Und für die Lamentiererei von Hörmann hat sie wenig Verständnis. „Es hat mehr Geld gegeben als ursprünglich vorgesehen war.“ Im Deutschlandfunk verwies sie darauf, dass der Haushaltgesetzgeber nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht habe, Forderungen und die Argumente dafür genaustens zu überprüfen.
Rückenwind wären die geforderten Millionen für Hörmann auch im Blick auf die Mitgliederversammlung in Magdeburg gewesen, wo ja über den Reformentwurf oder Teile oder was auch immer abgestimmt werden soll. Da wären ein paar Scheine mehr als Beruhigungs-Pillen für den einen oder anderen Kritikaster in den Reihen der Mitgliedsorganisation ganz gut gekommen. So sind nun von den Zusatzmillionen 700 000 Euro für das neue PotAS-System (Potentialanalyse-System) vorgesehen, wo sich Experten nun wieder fragen, wie man auf die (Un-)Summe kommt, obwohl man ja noch gar nicht weiß, wie das Ganze ausgestaltet wird. Drei Millionen bekommen die neuen olympischen Sportarten Baseball/Softball, Sportklettern, Skateboard, Surfen und Karate. Und 1,5 Millionen wurden für den Behindertensport genehmigt.
Noch weiter nörgeln
Hörmann will sich noch nicht geschlagen geben und weiter nörgeln. Bei seinem Männerfreund, Bundesinnenminister Thomas de Maizière. Mit dem stehen ja immer wieder Gespräche an. Doch ob der Minister in Stimmung ist – nicht zuletzt wegen des anlaufenden Wahlkampfes – von Beschlüssen abzurücken? Oder sich gar mit dem Finanzminister oder den Haushältern anzulegen? Oder für weitere schlechte Stimmung im Sportausschuss zu sorgen?
Außerdem hat Hörmann fragwürdige Argumente, wenn er sagt – etwa in Bezug auf die Trainerbesoldung: „Insgesamt haben wir ein akutes Trainerproblem. Die Mittel, die das BMI in dem Bereich aufgestockt hat, wurden dann oftmals nicht genutzt, um die Top-Trainer besser zu entlohnen, sondern um weitere Trainer ins Verbandssystem zu holen.“ Kein neues Problem. Und schon lange bekannt. Logisches Vorgehen wäre: Hausgemachte Probleme erst einmal selber lösen. Warum soll der Bund und somit der Steuerzahler für Inkompetenz und Uneinsichtigkeit noch mehr bezahlen? Wer garantiert, dass das Geld auch wirklich bei den Trainern ankommt, die es verdienen?
Denn man muss schon aufpassen, ob da unter dem Reformmäntelchen nicht schon wieder Mogelpackungen angeboten werden. Etwa bei der Kürzung von Olympiastützpunkten. Derzeit werden offensichtlich Olympiastützpunkte zusammengelegt, so dass „es numerisch weniger sind. Es bleibt aber alles beim alten, das Kind hat nur einen neuen Namen“, so ein Verbandsinsider. Wo ist da die Effizienz, die mögliche Einsparung, um Mittel für anderes freizusetzen? Also heißt das: Wenn der DOSB-Präsident Hörmann die Schließung von Stützpunkten als „Fortschritt“ feiert, ist das mit Vorsicht zu genießen. Es könnte Etikettenschwindel sein.
Gefordert
Da sind nun nicht nur die Geldgeber aus dem Bund, sondern auch aus den Ländern gefordert, genauer hinzusehen, was der DOSB unter Reduzieren von Olympia- und Bundesstützpunkten versteht. Hier wäre es angebracht, ein Lieblingswort des Präsidenten, nämlich Transparenz, in die Tat umzusetzen.
Die Sportminister haben sich bei ihrer 40. Konferenz für eine Leistungssportreform ausgesprochen, mit der sie nicht „Medaillen und Auszeichnungen von gestern belohnen wollen, sondern die Zukunftschancen fördern wollen“, wie die nordrhein-westfälische Sportministern Christina Kampmann die Meinung ihrer KollegInnen zusammenfasste. Es solle eine Förderung aus einem Guss geben, deshalb sei eine engere Abstimmung der Länder mit Bund und DOSB wichtig. Abstimmung aber reicht den Sportministern nicht: Die Länder wollen mehr Einfluß haben. Die SMK-Vorsitzende Kampmann formuliert das so: „Wir stellen uns eine institutionelle Mitwirkung in der geplanten Förderkommission sowie bei den Strukturgesprächen vor. Also dort, wo Entscheidungen getroffen werden, welche Athletin, welcher Athlet oder welche Disziplin besonders unterstützt werden soll sowie bei der Frage der künftigen Strukturen des Leistungssports. PotAS läßt grüßen. Und schon jetzt mal viel Spaß beim Mitwirken.
Was gibt`s Neues für den Breitensport?
100 Millionen für die Sportstättensanierung
Der Bundestag beschloss 100 Millionen für die Sanierung kommunaler Sportstätten und Kinder-und Jugendeinrichtungen. „Ein erster Schritt in die richtige Richtung“, sagt der zuständige DOSB-Vize Walter Schneeloch.
Nationale Bewegungsempfehlungen
Sportminister und Gesundheitsminister wollen weiter die Nationalen Bewegungsempfehlungen unterstützen – und dafür sorgen, dass diese auch in den Ländern umgesetzt werden. Grund für die Gemeinschafts-Aktion: Neuste Studien belegen, dass das Gesundheitswesen um Milliarden Euro entlastet werden könnte, wenn die Menschen sich regelmäßig mehr bewegen würden. Die Sportorganisationen sollen auch in die Bewegungsempfehlungen eingebunden werden. Übrigens: Die sind seit Jahrzehnten schon dabei, Menschen in Bewegung zu bringen: Kampagnen des Deutschen Sportbundes wie die Trimm-Aktion oder „Sport für alle“ brachten Groß und Klein auf Trab. Und der Zusammenhang zwischen Gesundheit – Bewegung – Ernährung ist, liebe MinisterInnen, ja kein neu entdecktes Thema.
Lärmschutz
Überfällig ist auch das: Die SportministerInnen setzen sich für eine Novellierung der Lärmschutzbestimmungen für Sportanlagen ein. Der Bund solle dafür sorgen, dass Kinderlärm auf Sportplätzen nicht mehr nach dem Immissionsschutzrecht beurteilt wird, sondern genauso wie der Geräuschpegel bei Kitas und Spielplätzen. Außerdem müssten Ruhezeiten flexibler gehandhabt werden und der Altanlagenbonus bei Sportstätten ausgeweitet werden. Denn noch immer landen Klagen vor Gericht, weil Leute neben eine bestehende Sportanlage ihr Haus gebaut haben und sich dann über Lärm beschweren.
Neuer Vorsitzender
Ab kommendem Jahr übernimmt der saarländische Minister für Inneres und Sport Klaus Bouillon bis 2018 den Vorsitz der Sportministerkonferenz.