Antrag der Unionsfraktion im Bundestags-Sportausschuss / Koalition entscheidet über Annahme
Berlin 1. April. „Der Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag, Herr Frank Ullrich, wird aufgefordert, sein Mandat im Aufsichtsrat der Nationalen Anti Doping Agentur Deutschland ( NADA) mit sofortiger Wirkung niederzulegen.“ Diesen Antrag brachte die Arbeitsgemeinschaft Sport der CDU/CSU im Sportausschuss für die kommende Sitzung am Mittwoch, 6.April, ein.
In der Begründung heißt es: „Wer im Aufsichtsrat einer Organisation sitzt, deren Hauptzweck der Kampf gegen Doping ist, muss über jeden Zweifel erhaben sein, was die eigene Vergangenheit im Zusammenhang mit Doping betrifft. Dies ist bei Frank Ullrich nicht der Fall.“
Wie berichtet, hatte Ullrich das Aufsichtsratsamt, das ihm qua Amt zusteht, zur Überraschung auch seiner FraktionskollegInnen im Ausschuss im Januar übernommen. Es habe keine Rücksprache gegeben, hieß es von SPD-VertreterInnen.
Grund für den jetzigen Antrag: Es geht um nie geklärte Doping-Vorwürfe gegen den Biathlon-Olympiasieger und späteren Trainer Ullrich, die es seit 1991 gibt.
Zwar beschäftigte sich eine Untersuchungskommission des Deutschen Skiverbandes (DSV), dem damaligen Arbeitgeber Ullrichs, 2009 mit den Vorwürfen, kam aber zu dem Schluss, dass keine arbeits- und dienstrechtlichen Schritte angezeigt seien. Dennoch stellte das Gremium fest, dass „alle im sportlichen Umfeld der Spitzenathleten tätigen Personen, auf Grund der Art und Weise der Verabreichung dieser ‚blauen Pillen‘ davon gewusst haben mussten, dass es sich um etwas ‚Verbotenes‘ handelte. Wenn Ullrich davon ausgegangen sei, es handle sich nur um trainingsunterstützende Mittel im legalen Bereich, dann sei dies ein „unbewusst gesteuerter Verdrängungsmechanismus“. Dieses Prüfungsergebnis der Kommission, so die CDU/CSU, könne nicht als Entlastung Ullrichs angesehen werden.
Bis zur ersten Sitzung des NADA-Aufsichtsrates am 26. April 2022 soll, so die Unions-Vertreter, Ullrich das Mandat niedergelegt haben. „Solange die Vorwürfe nicht restlos ausgeräumt sind, beschädigt ein Aufsichtsratsmitglied Frank Ullrich die NADA und den Kampf für einen dopingfreien Sport generell.“
Ob der Antrag und eine Abstimmung darüber zugelassen werden, das entscheiden die KoalitionsvertreterInnen. Auch ob man öffentlich – „dies ist ein Fall von öffentlichem Interesse“, so Fritz Güntzler, Sportausschuss-Obmann der Union –, darüber diskutieren wird, liegt in der Hand der Regierungsparteien.