Minister bleibt auf Kurs

„Völlig unangebracht“: de Maizière zur Diskussion um Mittelaufstockung für Spitzensport

Berlin, 31. Mai. Bundesinnenminister Thomas de Maizière bleibt auf Kurs. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und das Bundesinnenministerium (BMI) streiten sich mal wieder um Geld: Es geht um die Nicht-Aufstockung von Haushaltsmitteln für 2018 zur Umsetzung der Spitzensportreform, die angeblich vom BMI zugesagt worden sein soll. Seit der schriftlichen Absage aus dem BMI steht man in regem Briefverkehr. Nun hat Bundesinnenminister Thomas de Maizière am Dienstagabend bei einer Veranstaltung des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) zum Thema Spitzensport auch zu den jüngsten Vorwürfen aus dem Sport sehr deutlich Stellung genommen. Seine Aussagen werden beim DOSB nicht gerade Freudensprünge auslösen.

Die Diskussion um die Nicht-Aufstockung der Mittel für die Spitzensportförderung nannte der Minister laut spox.com „völlig unangebracht“ Es sei nicht verstanden worden „was Sinn dieses Haushaltes ist“. De Maizière blieb hier bei seiner von Anfang an vorgegebenen Linie: Mehr Geld gibt es erst nach der Umsetzung. Und: Er werde sich dann für eine substanzielle, nachhaltige Verbesserung der Spitzensportförderung einsetzen. „Wir sind in einem Wahljahr. Und das heißt, eine neue Regierung beschließt einen neuen Haushalt.“

Beim Sport ist nicht alles anders

Kritik an der PotAS- Kommission wies der Politiker wiederholt zurück. „Es gibt durchaus vergleichbare Methoden zur Feststellung von Spitzenleistungen“, so de Maizière, wobei er auf Beispiele aus Musik und Wissenschaft verwies. „Der Sport kann nicht sagen: Bei uns ist alles anders.“ Es sei ja wohl nicht zuviel verlangt, dass zum Beispiel von einem Verband ein gutes Nachwuchskonzept vorgelegt werde.

Vehemente Gegenwehr auch  bei der Kritik, dass die verstärkte Leistungsorientierung in der Reform zu Dopingmissbrauch einladen würde. „Zu unterstellen, dass Spitzensportförderung immer Dopingversuchung heißt – das finde ich unangemessen. Das weise ich zurück.“ Man nehme Doping nicht auf die leichte Schulter. Als Belege dafür führte er die Verabschiedung des Anti-Doping-Gesetzes und den zweiten Fonds für die DDR-Dopingopfer an, den das BMI im letzten Jahr aufgelegt hatte. „Wir brauchen keinen Nachhilfeunterricht an das BMI im Kampf gegen Doping.“

Auch zu Bewerbungen für Olympische Spiele und weitere sportliche Großereignisse machte der Minister Ausführungen: Er plädierte für eine grundlegende deutschlandweite Diskussion. „Ich möchte anregen, ob wir nicht zu Beginn der nächsten Legislaturperiode eine solche Strategiedebatte führen.“ Man müsse nicht nur überlegen, ob man das eigene Bewerbungsverfahren ändern müsse, sondern auch, wie man die Bevölkerung hinter sich bringe.

Leistungssportreform im Sportausschuss

Heute tagt der Sportausschuss, der sich u.a. auch mit dem Thema Leistungssportreform beschäftigt. Der DOSB ist  zum Thema neue olympische Sportarten geladen. Nun hätten die Grünen gerne , dass  die DOSB-Vertreter auch zum jüngsten Streit mit dem BMI  um die  Finanzen – die ominösen 39 Millionen – gehört werden. Das lehnten die Koalitionsparteien zum Leidwesen von Özan Mutlu, sportpolitischer Sprecher der Grünen ab. In einem Statement wird seine Verärgerung deutlich:  “Das BMI verspricht dem Sport  hinter verschlossenen Türen Gelder, um die Zustimmung für die Spitzensportreform zu erhalten. Der Sport droht aus der Spitzensportförderung auszusteigen, weil das versprochene Geld nicht im Haushaltsentwurf steht. Und die Große Koalition lehnt es ab, den DOSB zu entsprechenden Tagesordnungspunkt im Ausschuss zu hören.”  Sportpolitik, so Mutlus Fazit , bedeute in diesem Land vor allem Intransparenz – auch zum Leidwesen der SteuerzahlerInnen.