Anmerkungen zum Sportjahr 2016
Lieber Leser, liebe Leserin,
die Welt steht kopf. Nach Paris, Brüssel, Istanbul nun Berlin. Diese Tage erinnern an die Zeit, als der RAF-Terror die Republik in die Knie zwingen wollte. Eine bleierne Schwere lag damals im deutschen Herbst über dem Land. Und nun geht europaweit ein Jahr so schrecklich zu Ende wie es begann. Und wieder liegt so etwas wie eine bleierne Schwere über uns.
Nicht erst nach dem letzten Anschlag auf dem Breitscheidplatz – praktisch vor der Haustür – fällt es da sehr schwer, sich kurz vor dem Jahreswechsel mit so – jedenfalls in diesem Zusammenhang – profanen Dingen wie dem Sportjahr auseinanderzusetzen.
Auch die Sportwelt steht kopf. Und es überschlugen sich die negativen Schlagzeilen. Falls man dachte, 2015 wäre das annus horribilis des Sports gewesen, bekam man mit 2016 noch eins drauf.
Europa war noch unter Terrorschock, als in Frankreich die Fußball-Europameisterschaft angepfiffen wurde, die zum Glück ohne schwerwiegende Zwischenfälle (sieht man von Hooligan-Schlachten ab) über die Bühne ging. Ansonsten nicht viel Neues auf der nationalen und internationalen Fußballbühne.
Staatsanwaltschaft bleibt am Ball
Fifa und Uefa scheinen trotz Personalerneuerung im alten Fahrwasser weiter zu machen, wenn auch durch kosmetische Korrekturen leicht überdeckt. Der weitere Aufklärungswille in Sachen Korruption hält sich eher in Grenzen. Und der Deutsche Fußballbund (DFB) mit seinem neuen Vorturner Reinhard Grindel ist mittenmang dabei. Der DFB-Boss kandidiert nun für die Ämter, aus denen sich sein Vorgänger Wolfgang Niersbach mehr oder weniger freiwillig zurückziehen musste. Nach wie vor tut sich der DFB schwer mit der Aufarbeitung des Sommermärchens 2006. Aber die Frankfurter Staatsanwaltschaft mit den KollegInnen aus der Schweiz bleibt hartnäckig am Ball, um doch noch (alle) Ungereimtheiten etwa rund um des Kaisers olle Erzähl-Klamotten ans Tageslicht zu bringen. Ausreden und juristische Interpretationen hin oder her.
Wobei man beim Thema juristische Hintertüren zwangsläufig beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und seinem Präsidenten Thomas Bach landet. Bei dem müssen juristische Auslegungen im Überkreuz- und Knotenmuster-Geschwafel als Ausreden für eigenes Versagen, Opportunismus, Rückgrat- und Charakterlosigkeit zu Genüge herhalten.
Bach demonstrierte seine Perfektion auf diesem Gebiet jüngst in einem Interview vom 15. Dezember in der FAZ. Da konnte sich der oberste Olympier auf viel Platz richtig auslabern und Phrasen über Phrasen dreschen wie: „Jede Entscheidung hat sich an Recht und Gesetz zu orientieren. Das ist eine wesentliche Errungenschaft der modernen Demokratie“.
Verschwörungstheorien
Nach der Lektüre des Interviews ist man nicht schlauer als vorher. Aber wieder mit Bachschen Erklärungsversuchen zugemüllt. Schlussfolgerung des Gesprächs: Das IOC macht keine Fehler, schuld sind die anderen und überhaupt verstehen die Kritiker die Komplexität des Themas nicht. Alles andere – etwa Bachs Nähe und Freundschaft zu Putin, seien außerdem Verschwörungstheorien.
Ach ja. Da ist ja noch der Abschlussbericht des unabhängigen Rechtsprofessors Richard McLaren aus Kanada zum russischen Staatsdoping, der bereits bekannte Aussagen noch mit weiteren Details untermauert. Bei Thomas Bach hat der Report „Erschrecken und in Teilen innere Wut ausgelöst“. Erschrecken und innere Wut genügen da nicht. Das antwortet dem Juristen Bach ein anderer Jurist in der nämlichen Zeitung. Der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), Clemens Prokop, führt Bach vor und fragt in seiner Replik: „Gilt die Bindung an Recht und Gesetz für das IOC absolut, oder nur, wenn es in das politische Kalkül passt?“
Erst Eingeständnis, dann Dementi
Berechtigte Frage. Denn nicht nur in der angeblichen „Nulltoleranzpolitik“ in Sachen Doping, von der Bach gerne redet, ist die Glaubwürdigkeit des IOC und seines Chefs dahin. Bach ist angetreten, alles besser, transparenter und bescheidener zu machen. Bisher ist er den Nachweis dafür noch schuldig geblieben. Und in Sachen Russland kommt das IOC noch immer schwer in die Gänge.
Die Russen selbst? Der Druck wird größer, die Abwehrhaltung bleibt. Oder bröckelt? In einem Interview mit der „New York Times“ spricht kurz vor Jahresende die kommissarische Vorsitzende der Russischen Antidoping-Agentur RUSADA, Anna Anzeliowitsch, von einer „institutionellen Verschwörung“. Der offensichtliche Versuch, sich der externen Kritik zu stellen, dauerte nur einen Moment: Kurz nach Veröffentlichung des Interviews, folgten die Dementis aus Moskau.
Was heißt das nun?
Die große russische Sportnation vor dem endgültigen Untergang!? Und die ungebremste Talfahrt der Olympischen Bewegung!? Beides fand ihren vorläufigen Höhepunkt bei den Olympischen Spielen in diesem Sommer in Rio de Janeiro. Bei seiner Schluss-Pk sprach Bach von „iconic games“ – kultigen oder epochalen Spielen. Was er genau damit meinte, ließ er offen. Naheliegend ist die Definition „epochal“. Denn: Epochal war es auf jeden Fall, dass das IOC und sein Präsident mit einem Team – in diesem Fall dem russischen -, das gegen so ziemlich alle IOC-Regeln von Fairness bis zu Chancengleichheit verstoßen hat, so nachsichtig umging: Nicht die komplette Mannschaft wurde nach erwiesenem Doping ausgeschlossen, sondern nur ein Teil der Athleten. Und das auch erst nach langem Zaudern und Zögern .Verstanden hat die Nachsicht weltweit kaum jemand.
Epochale Spiele
Dennoch, es stellt sich angesichts des Gebarens und der mafiös anmutenden Strukturen um den internationalen und olympischen Sport die Frage, ob damit eine Epoche eingeleitet ist, die da lautet: Egal, wenn gegen Regeln verstoßen wird, die Betrüger dürfen trotzdem mitmachen, wenn es denn um ein Land geht, das Einfluss und genug Geld hat, sich freizukaufen.
Sind wir nun auch in einer Ära gelandet, wo Spiele nur noch an Diktaturen vergeben werden, weil es da am wenigsten Widerstand gibt? Die Potentaten setzen dort alles um, was das IOC sich wünscht, weil sie ihr Image aufpolieren wollen. Oder sind Sportevents noch für die Länder interessant, die glauben, mit einem vierwöchigen Ablenkungsmanöver nach dem Motto „Brot und Spiele“ vielleicht soziale und wirtschaftliche Probleme wenn nicht lösen, dann doch verdrängen zu können? Brasilien konnte sich weder die Fußball-WM noch die Olympischen Spiele leisten. Das Land kämpfte schon in den Bewerbungsphasen mit wirtschaftlichen und sozialen Schwierigkeiten. Wäre da nicht auch das IOC (Fifa?) in der Verantwortung, Gastgeber vielleicht vor sich selber und dem Ruin zu schützen und ihnen eine Bewerbung auszureden?
Die Rio-Spiele verschlangen Milliarden, die man gar nicht hatte. Auf Jahrzehnte werden die Brasilianer nun ihre Schulden abstottern, auf ein besseres Bildungs- oder Gesundheitssystem weiter warten müssen. Gerade auch, weil sie sich den Luxus von Sport-Großereignissen leisteten. Während die olympische Karawane schon lange weitergezogen ist, und unter anderem mit Fernsehrechten und Sponsorengeldern ihren Reibach gemacht hat.
In Tokio, der nächsten Gastgeberstadt für Sommerspiele, kriselt es bereits wieder – der Finanzrahmen ist gesprengt, alles wird zu teuer – und nun versuchen die Japaner, den Etat durch Streichung olympischer Anforderungen und Ansprüche in den Griff zu bekommen. Auch für ein modernes Industrieland können die Spiele mittlerweile zu einem unkalkulierbaren Risiko werden.
Als die Spiele in das Land der aufgehenden Sonne vergeben wurden, war gerade das Atomreaktor-Unglück vorbei. Dennoch wählten die IOC-Mitglieder Japan. Wen interessieren schon Umweltprobleme oder Strahlungen, wenn die olympische Kasse klimpert?
Weltenversteher IOC
Das IOC und sein Präsident geben sich gerne als Weltenversteher. Bach tritt bei den Vereinten Nationen (UN) auf, formiert ein Flüchtlingsteam, um das IOC als modernen Friedensengel über den Globus flattern zu lassen. Image fördernde Gesten, die offensichtlich UN-Vertreter leicht beeindrucken. Riskieren sie einen zweiten Blick auf das weltsportliche und olympische Gesamtbild, müssten sie eigentlich ganz schnell von den IOC-Geschäftemachern Abstand nehmen.
Das IOC hätte die Chancen und Möglichkeiten, tatsächlich Orientierung und Solidarität, Fair play und Teamgeist zu vermitteln, was die olympische Bewegung in seinem Wertekanon fest geschrieben hat. Da bräuchte es aber einen kompletten Neustart. Vor allem neues Personal.
Hans Wilhelm Gäb, einst Chef der Deutschen Sporthilfe und Präsident des deutschen Tischtennisverbandes, hat es in seiner großartigen Laudatio anläßlich der Preisverleihung der Doping-Opfer-Hilfe an die Whistleblowerin Julia Stepanowa auf den Punkt gebracht, als er sagte, was dem IOC und seinem Führungspersonal fehlt: „Das IOC hat Respekt, Achtung und Autorität verloren, der Sport hat keine moralische Instanz mehr.“
Reform unter keinem guten Stern
Nicht viel besser steht es um den deutschen Sport. Entscheidende Weichen wollte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) 2016 mit seiner Leistungssportreform stellen. Denn der von ihm und dem Geldgeber Bundesinnenministerium (BMI) seit langem erwünschte Medaillenregen blieb bisher aus. Um die Durststrecke endlich zu beenden, kreierten nun DOSB und BMI eine Reform, die von Anfang an unter keinem guten Stern stand. Als geheime Kommandosache angelegt, sickerten doch ständig Einzelheiten durch und flatterten Papiere und Zwischenstände der Erneuerungsversuche herum. Nichts genaues aber wußte keiner. Als Folge der mangelnden Kommunikation des DOSB gegenüber seinen Mitgliedsverbänden wuchsen Unzufriedenheit, Kritik und Gemotze. Vor allem hinter den Kulissen monierten VerbandsvertreterInnen die Art des Umgangs mit ihnen. Weil man Repressalien für sich persönlich oder/und den Verband fürchtete, wurde fast nur hinter verschlossenen Türen gemeckert. Und Medien und Presse als Vehikel von den Verbänden und deren VertreterInnen genutzt, um trotz eines fast kollektiven Abtauchens doch noch die Kritik an BMI und DOSB loszuwerden.
Bei dem Rumoren und Gepolter hinter den Kulissen hätte man dann wenigstens Anfang Dezember bei der Mitgliederversammlung in Magdeburg eine heftige Diskussion erwarten können, wäre der deutsche Sport nicht der deutsche Sport: Seit Jahren funktioniert das System Sport immer im gleichen Modus: Viel Lärm, dann nichts. Nach vorherigem Einnorden sowie diversen Versprechungen und Zusagen seitens der DOSB-Macher stimmten auch diesmal alle dem Konzept mit einigen Änderungen – ohne öffentliche Erläuterung etwa abweichender Positionen – zu. Das Schweigen ist gleichzeitig ein Hinweis darauf, dass Reformen im deutschen Sport nur dann genehm sind, wenn im Prinzip fast alles bleibt, wie es ist. Es aber auf jeden Fall immer mehr Geld dafür gibt.
Nach den Erfahrungen in all den Jahren mit der nationalen Sportfamilie muss man auch bei diesem Reformvorhaben am Ende ein dickes Fragezeichen setzten, ob sie jemals und in der angedachten Form umgesetzt wird.
Geld wofür?
Dass das BMI keine Lust mehr hat, einen ineffektiven Spitzensport zu finanzieren – es muss sich dafür vor dem Steuerzahler verantworten – ist aus seiner Sicht zu verstehen. Schließlich flossen in den letzten Jahrzehnten Millionen Bundes- und Landesmittel in ein intransparentes System, wo am Ende keiner so richtig wusste, wofür das ganze Geld nun wirklich ausgegeben wurde. Der Bundesrechnungshof mahnte mehrfach Transparenz an.
Nicht zuletzt deshalb will das BMI nun (noch) mehr Einfluss haben – entgegen aller Dementis. Aber was heißt mehr Einfluss? Die großen DOSB-Zampanos , Präsident Alfons Hörmann und sein Vorstandsvorsitzender Michael Vesper, die immer so gerne von der Autonomie des Sports reden (die es nie gab), mussten sich darauf einlassen: Denn ohne Steuermittel kein Spitzensport.
Da wäre es vielleicht angebracht gewesen, im Vorfeld doch die Grundsatzdebatte, welchen Sport man in dieser Republik haben möchte und sollte, zu führen.
Mit einer sport- und gesellschaftspolitischen Strategie und überzeugenden Argumenten hätten die DOSB-Oberen sicher mehr Akzeptanz und Unterstützung in der Öffentlichkeit gefunden. Doch da hätte man auch die eigene Hybris im Bezug auf Funktionärsämter und Anspruchshaltung wie auch inhaltliche Fehler zugeben müssen.
Fettnäpfchen getroffen
Und da kommt man dann rückblickend zur Führungscrew: Alfons Hörmann hat bei der Mitgliederversammlung in Magdeburg endgültig unter Beweis gestellt, dass er der falsche Mann im Amt ist. Mit einer grottenschlechten Rede, die weder Aufbruch, noch Kampfgeist vermittelte, geschweige denn Inhalte, disqualifizierte er sich zum wiederholten Mal. Auch 2016 hat er mit traumwandlerischer Sicherheit alle Fettnäpfchen gefunden, die in seinem Weg standen: Sein Herumeiern, als es um berufliche Ungereimtheiten ging, seine unsäglichen Ausführungen zum ehrenamtlichen Sport in der Kölner Akademie, das Verhalten, als es um die Verlängerung des Vertrages von Vesper ging – einige der Präsidenten-Klopse.
Für Kopfschütteln sorgte Hörmann mit seinen Aktionen auch deshalb, weil er sogar Minister Thomas de Maizière damit in Verlegenheit brachte. Beispiel eins: Verbandsvertreter wollten sich mit BMI-Abteilungsleiter Gerhard Böhm zu einem Gespräch treffen. Hörmann witterte eine „Verschwörung“ und veranlasste mit einem Telefonat den Minister, seinen Beamten zurückzupfeifen. Und im November in der Bundespressekonferenz, wo beide den Reform-Entwurf vorstellten, überrumpelte Hörmann den Minister mit einem Athleten-Manifest, aus dem er zitierte. Das blöde daran war: Das Manifest gab es gar nicht.
Für Ungereimtheiten sorgten auch Verhalten und Aussagen des Präsidenten rund um die Aufgaben- und Effizienzanalyse, die der DOSB selbst in Auftrag gegeben hatte. Und die dem Dachverband ein miserables Zeugnis ausstellt. Den gesamten Untersuchungsbericht kennen nur wenige. Denn die von Hörmann versprochene Veröffentlichung („Wir haben nichts zu verbergen“) war auch nur ein Versprechen von vielen. Aber schon der veröffentliche Kurzbericht lässt ahnen, warum man nicht alles vorlegt: Wer will sein Elend zugeben und auch noch öffentlich lesen?
Furcht vor dem, was kommen könnte
Quo vadis DOSB?, möchte man nun fragen. Und fürchtet sich angesichts der Gemengelage vor dem, was noch kommen könnte. Wie wird sich der angeschlagene Präsident intern und extern durchsetzen können? Wer wird Nachfolger des Vorstandsvorsitzenden Vesper, der in seinen zehn Jahren Amtszeit an der Seite der Präsidenten Bach/Hörmann den einst in gesellschaftlichen Bereichen gewichtigen DSB-Breitensport-Tanker unter der neuen Flagge DOSB auf Grund gesetzt hat? Das Motto: „Keine Spitze ohne Breite“ hat der Ex-Minister nie verinnerlicht, sondern vernachlässigt, weil er nur im olympischen Sport seine Erfüllung sah. Die Reform des Spitzensports, die vor allem auf Medaillen ausgerichtet ist, kommt angesichts der internationalen Situation des Sports zur Unzeit, nimmt man die eigene Doping-Vergangenheit, seine eigene Anti-Doping-Politik und das geschaffene Gesetz ernst.
Und auch sonst ist eben die Frage: Ist das, was die FunktionärInnen auf dem Papier wollen, auch das, was die wollen, die angeblich im Mittelpunkt stehen: die AthletInnen?
Es wäre höchste Zeit, dass der DOSB seine Sportler und Sportlerinnen einmal drüber aufklärt, was jemand in einer freiheitlichen Demokratie zu erwarten hat, der sich für den zeitbegrenzten Beruf „SpitzensportlerIn“entscheidet. Und wie weit der DOSB und der jeweils zuständige Fachverband erst einmal selbst bereit sind, sich für ihre Klientel optimal als Serviceleister und Unterstützer einzusetzen, ohne gleich nach mehr Kohle zu schreien. Und mündige AthletInnen nicht zu bevormunden und fremd zu bestimmen.
Ohne uns geht nix
Es ist an der Zeit, den nationalen und internationalen Systemverteidigern, sprich FunktionärInnen, deutlich zu machen: Leute, ohne uns SportlerInnen geht nix.
Einige internationale Wintersportverbände haben in den letzten Tagen den Aufstand geprobt: Sie wollen weder an Veranstaltungen in Russland teilnehmen noch gedopte AthletInnen aus Russland (oder auch aus anderen Ländern!) starten lassen. Ein erster Widerstandsversuch von Verantwortlichen in den Fachverbänden, die offensichtlich erkannt haben, dass es schon aus Eigeninteresse wichtig ist, sich nicht mehr alles bieten zu lassen.
Die Aktiven sollten sich allerdings nicht auf Offizielle verlassen, denn dann könnten sie ganz schnell wieder verlassen sein. Es reicht auch keine Athletenkommission von IOC-Gnaden. SportlerInnen könnten nur dann ihre Interessen und Wünsche durchsetzen, wenn sie sich gegen macht- und karrieregeile, korrupte, unfähige und geldgierige FunktionärInnen, die versuchen, mit Pathos und Versprechungen alle einzulullen, verbünden würden.
Mit Mut und Teamgeist
2016 ist das Jahr, in dem es kaum um den (sauberen) Sport , den (sauberen) Athleten, die (saubere) Leistung, den ehrbaren, integeren Funktionär ging. Sondern ständig um Doping und Korruption, Lügner und Betrüger, Kriminalität. Kurz: Um ein Geld scheffelndes, alle Werte über Bord werfendes System.
2017 könnte das Jahr der Revolte von unten werden, der SportlerInnen, die die FunktionärInnen in die Knie zwingen. Vielleicht mit Unterstützung von TrainerInnen oder dem einen oder anderen erkennenden „Ehrenamtsträger.“ Solidarität und Teamgeist zahlen sich auf Dauer aus.Und Whistleblowerin Julia Stepanowa ist ein Beispiel dafür, wie man Fehler wieder gut machen und mit Mut, Rückgrat und Wahrheit gleich mehrere verlogene Systeme ins Wanken und vielleicht zu Fall bringen kann. Nicht immer frisst die Revolution ihre Kinder – rebellische Geister können gemeinsam Sieger sein.
In diesem Sinne: Ihnen, liebe LeserInnen,
einen guten Rutsch hinüber ins neue Jahr, für das ich Ihnen alles erdenklich Gute wünsche. Zeigen wir uns 2017 kreativ und rebellisch für einen Sport, an dem wir wieder Freude haben. Und ich verbinde mit dem Start ins neue Jahr die Hoffnung, dass Sie mir als LeserInnen weiter so treu und gewogen bleiben wie bisher. Dafür auch ein herzliches Dankeschön.
Ihre Bianka Schreiber-Rietig