Stichwahl verloren / Traum vom Landratsamt für Alfons Hörmann ausgeträumt –
Berlin/Oberallgäu, 29. März. – Bittere Niederlage für Alfons Hörmann: Der CSU-Mann, der mit einem vermeintlichen Promi-Bonus als Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) als Favorit in die Stichwahl zog, unterlag Indra Baier-Müller von den Freien Wählern in einem spannenden Kopf-an Kopf-Rennen um das Amt des Landrats im Oberallgäu.
Mit 51,85 Prozent verwies Baier-Müller, Geschäftsführerin bei der Diakonie in Kempten, Hörmann mit 48,15 Prozent auf Platz zwei.Die Wahlbeteiligung lag bei 60,66 Prozent. Die 49-Jährige wurde schon im Vorfeld als Mitfavoritin hoch eingeschätzt, aber letztendlich waren die meisten überzeugt, dass in der bisherigen CSU-Bastion am Ende der Unternehmer Hörmann unter den acht gestarteten KandidatInnen das Rennen machen würde. Da haben sich nun alle verrechnet. Dass „die CSU selbst einen Besenstiel im Oberallgäu aufstellen kann und der gewählt wird“, wie sportspitze.de vor der Wahl in mehreren Mails erklärt wurde, ist nun kein gültiges CSU-Credo mehr. Hörmann hatte im ersten Wahlgang 44 Prozent erreicht, seine Gegnerin 23.
Die Kandidatur des Sulzbergers Hörmann war von Anfang an umstritten, weil der CSU-Mann neben Landrat auch noch DOSB-Präsident bleiben wollte. Skeptiker – selbst aus der CSU – sahen nicht nur das kritische Zeitmanagement, sondern auch Interessenkonflikte in diesem möglichen Doppelamt.
Faustdicke Überraschung
„Dieses Ergebnis ist nach dem deutlichen Vorsprung im 1. Wahlgang eine faustdicke Überraschung. Eine Doppelbelastung mit Landrat und DOSB Chef hätte ich sehr problematisch gesehen. Aber diese Frage stellt sich ja nun nicht mehr“ sagte der sportpolitische Sprecher der Grünen im Bayerischen Landtag, Max Deisenhofer, kurz nachdem das Ergebnis bekannt wurde, auf Anfrage.
Dass Hörmann nicht auf das DOSB-Amt verzichten wollte, sahen Beobachter neben den internen CSU-Streitereien auch um die Kür eines Kandidaten im Vorfeld u.a. als Gründe für die Niederlage.
Und dann auch noch Corona
Und dann kam da auch noch die Corona-Krise. Viele Wähler hatten wohl auch in den letzten Tagen einen Vorgeschmack bekommen, was das Doppelmandat Hörmanns in Krisenzeiten bedeuten könnte. Er war jetzt als DOSB-Präsident rund um die Olympiaabsage oder Verschiebung als Krisenmanager im Sport gefragt. Gleichzeitig lief noch der Wahlkampf – wenn auch nur in den sozialen Medien. Also wurde schon deutlich, wie das mit der Doppelrolle laufen wird. Und: Als überzeugender Problemlöser zeichnete sich der 59-Jährige auch nicht aus: Er hielt sich lange an die Taktik-Vorgabe seines Vorgängers im DOSB-Amt, IOC-Präsident Thomas Bach, gab widersprüchliche Aussagen von sich. Am Ende mussten das IOC und Oberolympier Bach dem Druck der AthletInnen und der verantwortungsvollen und couragierten Haltung von Sportverbänden aus Kanada, Australien oder Norwegen in die Knie gehen. Diese klare Haltung hätte man auch gerne vom DOSB gesehen.
Für Alfons Hörmann, der sich nun auch in Quarantäne befindet, weil einer seiner Söhne sich mit dem Corona-Virus infiziert hat, waren die letzten beiden Wochen in jeder Hinsicht keine guten Tage. Und da sind wohl nun eher Freunde und nicht Amigos gefragt, um das zerbröselte Image wieder zusammen zu pappen.