Die neue Sportausschuss-Sprecherin der Grünen ist nur beim FC Bundestag im defensiven Mittelfeld
Berlin 21.Mai. Das dunkel gefärbte Oberpfälzer „A“ ist nicht zu überhören. Tina Winklmann, in der neuen Legislatur neue sportpolitische Sprecherin der Grünen im Sportausschuss des Deutschen Bundestages freut sich , als sie das auch bei ihrem Gegenüber wahrnimmt, das sich als Landsfrau erweist – zwei, die sich in der Berliner Diaspora gefunden haben und der gemeinsamen Heimat verbunden sind. Und in Dialekt fallen, was die Umgebung etwas irritiert aufhorchen lässt – aber: des is wurscht.
„Die Findungsphase, das Sich-sortieren und Ankommen, das hat etwas gedauert“, sagt die gebürtige Weidenerin. Aber umso engagierter hängt sie sich nun in den parlamentarischen Arbeitsalltag. Sie sitzt nicht nur als ordentliches Mitglied im Sportausschuss, sondern auch im Ausschuss für Arbeit und Soziales wie auch als stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung.
Der erste Wunsch
Auf Grund ihres beruflichen Werdegangs – sie ist gelernte Verfahrensmechanikerin für Kunststoff und Kautschuktechnik – sind die beiden letztgenannten Ausschüsse logisches Betätigungsfeld. Aber was zieht sie in den Sport? Wurde sie für den Ausschuss zwangsverpflichtet? „Nein, das war mein erster Wunsch, Mitglied im Sportausschuss zu werden“, sagt sie, die in Wernberg-Köblitz (Landkreis Schwandorf) in einer sportbegeisterten Arbeiterfamilie „mit starken Frauen“ aufgewachsen ist.
Sport, vor allem Fußball, ist ihre Passion. Dank Oma Katharina Lindenthal. Die managte nicht nur einen Fußball-Club in Neudorf/Luhe (Landkreis Neustadt/Waldnaab), sondern begeisterte die Enkelin Tina auch für das Kicken.Dass sie „nicht auf der Brennsuppen“ in Sachen Fußball daher geschwommen ist, beweist sie auch dem FC Bundestag, wo sie mit den Parlaments-Kollegen kickt und im defensiven Mittelfeld ihren Platz gefunden hat. Kicken also ist mittlerweile auch im Bundestag nicht nur ein Männerding.
Gleichstellung
Immer am Ball sein – dass will sie nun auch in der Sportpolitik, wo eines „ihrer“ Themen die Gleichstellung ist. Starke Frauen, die in vermeintlichen Männerdomänen unterwegs sind, hätten es nicht verdient, in die zweite oder dritte Reihe abgedrängt zu werden. Für Sekunden ist die gute Laune von Tina Winklmann dahin, wenn sie beispielsweise an den DFB-Pokal der Männer in Berlin und den der Frauen in Köln denkt. „Was ein Bohei bei den Männern, und wie werden die Frauen behandelt?“
Da müsse sich schnellstens etwas ändern.
Tina Winklmann sieht -wie die meisten ihrer Sportausschuss-KollegInnen viel Handlungsbedarf im Breitensport – nicht nur in der Nach-Covid-Rekonvaleszenz des Sports. „Wir haben eine Menge Baustellen: Sportstätten-Sanierungen, Werbung für das Ehrenamt, Vereinsentwicklung und und und… Wenn man das alles unter dem Begriff Sportentwicklungsplan aufführt, haben wir schon eine ganze Menge auf der Agenda.“ Winklmann, die Sport in vielen Facetten aus eigenem Erleben kennt, hat deshalb einen ganzheitlichen Ansatz, wenn es um den Sport in Deutschland geht . Ob Prävention und Gesundheit, Schule und Bewegung, Talente und Spitzensport – eines bedingt das andere.
Fehler im System
Zu Beginn der Legislatur traf den Sportausschuss das Thema Doping auf ungewöhnliche Weise. Der neue Vorsitzende Frank Ullrich (SPD), ehemaliger DDR-Biathlon-Olympiasieger, wurde von seiner Vergangenheit und noch immer nicht geklärten Dopingvorwürfen eingeholt. „Da war ich im ersten Moment schon etwas überrascht, weil man das auch als Biathlon-Fan nicht so auf dem Schirm hatte“, sagt die Oberpfälzerin, die eine konsequente Doping-Aufarbeitung für Ost und West fordert. „Antidoping darf kein Schlagwort sein.“
Ebenso wenig darf es ein Tabu sein, in Sachen Spitzensport und dessen Reform nachzufragen. „Natürlich muss man überprüfen, wo die Fehler im System sind, wo es nicht rund läuft. Sonst kommt man ja nicht vorwärts. Und natürlich müssen wir eine breite Diskussion führen, wie Spitzensport in Deutschland aussehen sollen, wie man Planbarkeit herstellen kann.“
Sport auf`m Platz
Jetzt aber freut sich die Parlamentarierin erst mal auf das DFB-Pokalfinale am Samstag im Berliner Olympiastadion zwischen dem FC Freiburg und RB Leipzig. Und andere Sportveranstaltungen wie die European Championships im August in München. Um über den wahren Sport etwas zu erfahren, muss man vor Ort sein – denn der ist immer noch auf`m Platz.