Sport ist so was wie ein „Herzensthema”

Der Grüne Philip Krämer und sein ganzheitlicher Ansatz im Bundestags-Sportausschuss

Berlin, 21.Januar. Neu in den Bundestag eingezogen ist der gebürtige Frankfurter Philip Krämer. Für Bündnis 90/Die Grünen sitzt er nun nicht nur im Parlament, sondern auch im Verteidigungsausschuss und ist stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Inneres und Heimat. Und Obmann im Sportausschuss für seine Fraktion. Dort wählten ihn die Mitglieder zum Stellvertreter des Ausschuss-Vorsitzenden Frank Ullrich.

Kraeilip MdB, Buendnis 90/Die Gruenen Bundestagsfraktion. ©Philip Krämer/Stefan Kaminski

Der 29-jährige Krämer ist zwar neu im Bundestag, wo er den Odenwaldkreis (Wahlkreis 187) vertritt, aber politisch hat er in verschiedenen Bereichen schon eine Menge Erfahrung gesammelt, zuletzt als Landesvorsitzender der Grünen in Hessen.

Im Gespräch wird schnell deutlich, dass der Frankfurter, der im vergangenen Jahr sein Studium der Philosophie und Soziologie an der TU Darmstadt beendete, (noch?) ganz nah an den Leuten ist, die er vertritt. Innenpolitik, der Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus, der Schutz der freiheitlichen Demokratie sind so etwas wie „Herzensthemen“ Krämers. Aber genauso wichtig ist ihm etwa die zukunftsorientierte Gestaltung ländlicher Regionen.

Querschnittfelder

Und der Sport. „Sport ist jetzt zunächst mal kein urgrünes Thema. Aber Sport ist eine Art Querschnitt durch viele Politikfelder. Und da kann man viel gestalten“, antwortet Krämer auf die Frage, ob er in den Sportausschuss „zwangsdelegiert“ wurde.

Er kennt sich im Sport aus. Kein Wunder – schließlich kommt er aus der Sportstadt Darmstadt und weiß, was Sport in einer Kommune bedeutet. Auch aus eigenem Erfahren. Nöte und Probleme von Vereinen sind ihm als Mitglied im SV Darmstadt 98 und dem TC Bessungen 2000 Darmstadt nicht fremd. „Breitensport ist ja in letzter Zeit immer hinten runter gefallen. Erst seit Corona merken viele, welche gesellschaftliche Bedeutung er hat.“ Und nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern für alle, für die Gesundheit der Bevölkerung und auch das Miteinander.

Deshalb – besonders den Breitensport unterstützen und fördern, ist seine Devise. Wie? Förderung des Ehrenamtes, Förderung und Sanierung von Sportstätten. „Wir müssen gute Bedingungen schaffen, damit die Menschen zur Bewegung animiert werden,“ sagt Krämer. Vor allem auch der Nachwuchs. Womit wir bei Talentfindung und -förderung und Spitzensport sind.

Die Außendarstellung des Spitzensports in den vergangenen Jahren habe ja viele BürgerInnen auf Distanz gehen lassen. Und der Grüne denkt da nicht nur an Doping, Korruption oder die Vergabe von Olympischen Spielen und anderen Großveranstaltungen in autokratisch geführte Staaten und die daraus resultierenden Probleme. Es gehe auch um „demokratische Teilhabe“. Innerhalb der Sportverbands-Systeme gebe es doch „manche Merkwürdigkeiten und Abhängigkeiten“ sagt Krämer. Was so viel heißt wie: Es herrscht zu wenig Transparenz. „Da muss sich was ändern, und daran müssen wir arbeiten.“

Gute Bedingungen schaffen

Krämer war mal Leistungsschwimmer: Kein Wunder. Schließlich wurden nicht nur in Offenbach, sondern auch in Darmstadt starke SchwimmerInnen entdeckt. „Das funktioniert aber nur, so lange man gute Bedingungen, engagierte TrainerInnen und viele Ehrenamtler hat“, so Krämer. „Dafür müssen wir sorgen. Und: dass Kinder auch wieder schwimmen lernen und Spaß daran finden.“ In Darmstadt muss man da nicht bange sein – dort gibt es elf Bäder.

Sportpolitisch ganzheitlich betrachtet Freizeitradler Krämer den Sport: Alles hängt mit allem zusammen und von allem ab.

Zum Thema Fußball hat das SV-98-Mitglied einige Diskussionsansätze: Zur Fankultur und dem DFB, über das Verhältnis von Fußball-Profis und Amateuren. Oder zum Beispiel Sportwetten-Werbung im Fußball, wo das bundesweite Fan-Bündnis „Unsere Kurve“ jüngst etwa strengere Regeln bei den Sportwetten und „neue Denkansätze“ von der Ampel-Koalition forderte. Krämer sieht die Zunahme der Sportwetten-Werbung „höchst problematisch“ und meint, die Politik sollte dieses Problemfeld „regulierend angehen“.

Lange Liste

Natürlich beschäftigen ihn nun auch die Winterspiele in Peking. Da werde es während und besonders nach den Spielen sicher viel zu diskutieren geben – nicht nur über Menschenrechtsverstöße.

Die To-do-Liste ist lang. Zumindest wird, versteht man die Einlassungen Krämers richtig, im Sportausschuss in den nächsten vier Jahren vor allem auch über die gesellschaftliche Bedeutung des Sports und die damit zusammenhängenden Aufgaben diskutiert werden. Und: Wie man ihn angemessen und transparent unterstützen kann. Für Transparenz ist gesorgt – zumindest was die 3. Sportausschusssitzung am 26.Januar angeht: Die Hybridveranstaltung ist teilweise öffentlich.