Berlin, 23. Mai. DOSB-Präsident Alfons Hörmann bekommt Gegenwind von der Doping-Opfer-Hilfe. Hörmann hatte sich in seiner Rede, bei der er in der Frankfurter Paulskirche eine sehr eigene Sicht der Erfolge des DOSB darlegte, auch zur Situation der Dopingopfer geäußert. Er hatte gesagt: „Wir spüren im Sport die moralische Verantwortung und haben schon vor zehn Jahren die Initiative ergriffen,um mit Hilfe des Bundes und unter Einbeziehung des Herstellerunternehmens Jenapharm viele Dopingopfer entschädigen zu können.“
In einer Pressemitteilung widerspricht der DOH heftig. Es habe noch zu keinem Zeitpunkt eine Initiative des DOSB in Sachen Dopingopfer gegeben, heißt es da. Und weiter: „Vielmehr war 2006 erst nach jahrelangem, zähem Rechtsstreit eine Einigung zwischen DOH und DOSB erfolgt. In diesem Kontext hatte der DOSB 2,6 Millionen Euro aus dem Vermögen des ehemaligen DDR-NOKs übernommen. Im Gegenzug zahlte er 500 000 Euro an die Dopingopfer.“
Hörmann erzählte in Frankfurt weiter: „Jetzt sind wir froh, dass Bundesregierung und Bundestag eine weitere Entschädigungswelle durchführen wollen. Der DOSB hat diese Aktivitäten vom ersten Tag bis heute stets aktiv unterstützt.“ Dazu der DOH: „Alfons Hörmann hatte die Thematik Dopingopfer zwar wegen deren Akutsituation vieler Geschädigter im Mai 2015 zur Chefsache erklärt, dem Bundesinnnenministerium (BMI) in einem Schreiben vom 3. September 2015 aber hinsichtlich einer Beteiligung des DOSB an einer zweiten Entschädigungsrunde eine klare Absage erteilt. Der DOH stellt richtig, dass der DOSB in Sachen Dopingopfer weder vom ersten Tag noch bis heute und schon gar nicht stets aktiv unterstützend beteiligt war. Die auf der Hand liegende Verweigerungspolitik des DOSB nun in eine hochmoralische Aktivität umzumoderieren, weist der DOH als Verhöhnung der Opfer, aber auch als anmaßend und verlogen zurück.“
Und: „Diese Desinformationsstrategie diskreditiert darüber hinaus all diejenigen, die sich im BMI, Bundesverwaltungsamt, aber auch in der Politik mit dieser schwierigen Materie durchgekämpft und die so dringend nötige zweite Entschädigungsrunde in Höhe von 10,5 Millionen Euro ermöglicht haben. Der DOH betont mit Blick auf den Sport-Dachverband, dass es nicht um immer neue Kraftanstrengungen von Verweigerung, Niedertracht und Realitätsverlust geht, sondern um eine seit langem überfällige Bringschuld gegenüber den Sportopfern. Eins ist sicher: Der DOSB wird nicht aus seiner Verantwortung entlassen.“
Seit Jahren werden die Dopingopfer vom DOSB eher als lästige Schmuddelkinder denn als Opfer behandelt, die nicht in die Glimmerwelt DOSB passen. Dabei wäre es gerade jetzt, wo nahezu täglich neue Doping-Skandalmeldungen Schlagzeilen machen, ein wirkliches Signal des DOSB , sich für Doping-Opfer intensiv einzusetzen.