IOC am (Ent-)Scheideweg / Endzeitstimmung: Boykotts, Drohungen und Eiertänze
Berlin, 28.Januar. „Together for a Shared Future – Zusammen für eine gemeinsame Zukunft“ ist das Motto der Olympischen Winterspiele (4. bis 20. Februar) und der Paralympischen Spiele (4. bis 13. März) in Peking. Ein Slogan, der „unseren Anspruch verkörpert, dass Menschen auf der ganzen Welt die Solidarität stärken, sich gegenseitig unterstützen und sich für eine bessere Zukunft zusammentun“, wie Pekings Bürgermeister Chen Jining, gleichzeitig Vorsitzender des Organisationskomitees, im September 2021 der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua sagte.
Ein Slogan, der jetzt noch irrealer erscheint als zum Zeitpunkt seiner Vorstellung: Nicht nur ein vertracktes Virus hat die Welt aus dem Gleichgewicht gebracht, auch politische Ideologien, und Machtansprüche prallen derzeit heftig aufeinander. All das lässt Bürger und Bürgerinnen die Luft anhalten, weil das Säbelrasseln etwa in Europa immer lauter wird. Das Kommunikationslevel von Regierungen pendelt derzeit zwischen Diplomatie und Drohgebärden, StaatslenkerInnen vollführen nationale Eiertänze und übertreffen sich in Empörungs-Rhetorik und -Symbolik.
Mitten in dieser explosionsgefährdeten Gemengelage also Olympische Spiele, die besonders in Krisenzeiten gerne eine völkerverbindende und friedensstiftende Scheinwelt vorgaukeln. Doch damit ist es lange vorbei. Im Gegenteil: Wie durch ein Brennglas verdeutlicht der Blick auf diese Olympischen Spiele in Peking zusätzliche politische Problemfelder in China: Verletzung von Menschenrechten, staatliche Überwachung, Einschränkung öffentlicher Meinungsäußerung und Medien-Zensur sind Stichworte, die nun OlympiastarterInnen – neben den ohnehin schwierigen Covid-Bedingungen – belasten. Wenn nicht sogar Angst, so haben sie doch ein mulmiges Gefühl im Reisegepäck. Verunsicherung statt Vorfreude. Und nicht nur Rodler Felix Loch und der Präsident des Deutschen Behindertensportverbands (DBS), Friedhelm Julius Beucher, sind sich darin einig: man hätte die Spiele gar nicht nach Peking vergeben dürfen.
Während die SportlerInnen beim Packen oder schon im Anflug sind, eiert vor allem ein Teil der europäischen Politik mit lauwarmen Einlassungen und halbherzigen Aktionen gegen den unverzichtbaren Handelspartner und Investor China herum, weil es „unbeherrschbare Nebeneffekte“ geben könnte, wie der renommierte Politikwissenschaftler Herfried Münkler, bis 2018 Professor am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin, sagt.
Mit den Pekinger Spielen steht die olympische Idee in vielfacher Hinsicht am Scheideweg – nicht nur das Internationale Olympische Komitee (IOC), sondern der Spitzensport insgesamt, der Wintersport insbesondere, die Politik. Und vor allem die AthletInnen.
Die Angst der Athleten und Athletinnen
Die SportlerInnen sind in einer Bredouille, in die sie FunktionärInnen und auch PolitikerInnen mit der Gastgeber-Wahl hineinmanövriert haben. Ihre Furcht vor Überwachung ist ebenso begründet wie die Angst vor Sanktionen, wenn sie sich etwa zur Menschenrechtslage in China äußern würden. Es steht eine Drohung im Raum, die auf einer Pressekonferenz vor ein paar Tagen fiel. „Jede politische Äußerung, die dem olympischen Geist entspricht, wird geschützt sein. Jede Aussage oder jedes Verhalten, das gegen den olympischen Geist, vor allem aber gegen chinesische Gesetze und Regularien verstößt, wird Konsequenzen haben.“ Das sagte das OK-Mitglied Yang Shu laut der Nachrichtenagentur Reuters und der „Washington Post“.
Da beruhigt die Aussage von Thomas Weikert, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), nicht: Er gehe davon aus, dass die Zusicherung des IOC gelte, AthletInnen könnten sich äußern, wenn sie sich an die Olympische Charta hielten. Ein déjà vu: Bei den Sommerspielen in Peking vor 14 Jahren hat das IOC genau das gleiche gesagt: Das Verbot „politischer Demonstration und Propaganda“ bleibe bestehen, man müsse sich an die Regel 51,3 der Olympischen Charta halten – dann sei alles paletti.
Es ist wieder der Verein Athleten Deutschland, der nun die politische Arbeit macht, die eigentlich der DOSB, seine Verbände und auch die SportpolitikerInnen schon vor langer Zeit hätten erledigen müssen. Unter dem Titel „Sport und Menschenrechte: Handlungsoptionen für Athlet*innen, Staaten, Verbände und Sponsoren“ haben sie Vorschläge zusammengetragen. Es wäre eine Chance, so hoffen die AthletInnen, dass der DOSB diesmal die Chance nutzt, sich für die Einhaltung von Menschenrechtsstandards nach den UN-Leitlinien stark zu machen.
Chance vertan
Sommerspiele in Peking 2008. Menschenrechte, der Umgang mit Bürgerrechtlern und Tibet, Meinungsfreiheit. Die Diskussion drehte sich auch damals im Kreis zwischen moralischem Müssen und realem Wollen. Politiker wie Bundesinnenminister Otto Schily oder IOC-Präsident Jaques Rogge schnupperten den Hauch von Öffnung und Demokratie, und Rogge sah die Spiele in China als „Kraft fürs Gute“. Aber: Selbst Armbänder der AthletInnen als Zeichen der Solidarität mit Unterdrückten wurden zum Zankapfel – am Ende stand eine Art inoffizieller Maulkorberlass und der unsägliche Vergleich des damaligen DOSB-Generaldirektors Michael Vesper zwischen der Internet-Zensur in China und dem Sperren deutscher Online-Seiten mit verfassungsfeindlichem Inhalt, für den er sich nach großer öffentlicher Empörung entschuldigen musste. „Gerade China ist eigentlich das Beispiel dafür, dass Sport nichts Gutes bewirkt hat“, sagte jüngst der Chef von Human Rights Watch Wenzel Michalski im Deutschlandfunk.
Thomas Bach, damals DOSB-Präsident und Vizepräsident des IOC, hatte am 13. Juli 2008 der „Welt“ ein Interview zu den Spielen und der Menschenrechtspolitik der chinesischen Regierung gegeben. Auf die Frage zu den Restriktionen vor den Spielen etwa gegenüber ausländischen Studierenden, deren Visa nicht verlängert wurden oder zur Verhaftung von Regimegegnern und der steten Kontrolle ist sein erster Satz: „Das Kernproblem ist das Verhältnis Chinas zu den Menschenrechten.“
Dieser Satz gilt weiter. Was hat sich geändert? Die heutige IOC-Haltung beschreibt sein Mitglied Richard Pound so: „Das IOC hat keine Rolle dabei zu spielen, Politik zu verändern.“ Aber angesichts von Unrecht zu schweigen? Es zu decken? Im Deutschlandfunk verteidigte er das Gastgeberland: China sei ein geeigneter Kandidat gewesen.Und Menschenrechtsverletzungen im Land? Davon wisse er nichts. Bekannte Aussagen – Katar und Beckenbauer lassen grüßen.
Alles im Griff
„Wir werden keine Mühen scheuen, der Welt großartige Spiele zu präsentieren. Die Welt richtet ihre Augen auf China, und China ist bereit.“ Staats- und Parteichef Xi Jinping gab sozusagen bei seiner Neujahrsansprache den olympischen Startschuss, der vor allem seinen Landsleuten suggerieren soll: Das Reich der Mitte dokumentiert mit diesen Spielen, dass es auf dem Weg zur Weltmacht ist und selbst unter widrigsten Umständen alles im Griff hat. Das bedeutet: Abschottung der ausländischen Besucher, High Security bei allem, was mit Corona zu tun hat, und totale Überwachung.
Die olympische Kommunikations- und Werbemaschinerie, bedient vom Gastgeberland und dem IOC, schafft es aber nicht, die massive Kritik zu übertönen: Sport und Olympische Spiele sind im gesellschaftlichen Umfeld mit all seinen Problemen verknüpft.
Die Unterdrückung der Uiguren, die Repressionen in Hongkong und Tibet, die aggressiven Töne gegenüber Taiwan, hartes Vorgehen gegen Kritiker, die Demonstrationsrecht und Meinungsfreiheit einfordern, sind während 14 Tagen Olympia nicht einfach auszuklammern. Auch der Fall der verschwundenen Tennisspielerin Peng Shuai, die einem hohen Parteifunktionär sexuellen Missbrauch vorgeworfen hatte, hat sich durch ein olympisches Feuerwerk nicht erledigt. Dem irritierenden Video-Gespräch des IOC-Präsidenten Bach mit der Athletin, das mehr Fragen aufwarf als Antworten gab, soll in Peking ein reales Treffen folgen.
Bach erster ausländischer Gast nach zwei Jahren
Nun wurde Bach als erster ausländischer Gast seit zwei Jahren von Xi Jinping empfangen, der die Volksrepublik wegen Corona auch nicht verlassen hatte. Was in den chinesischen Staatsmedien entsprechend berichtet wurde. Über viele hochkarätige politische Gäste werden sie nicht berichten können: Die USA, Kanada, Australien, Großbritannien, Japan und Neuseeland entschlossen sich zu einem diplomatischen Boykott. Dennoch werden von der Eröffnungsfeier sicher weltweit Bilder ausgestrahlt, die den Eindruck vermitteln: Die Mächtigen der Welt sind da und applaudieren.
Zu einem ausgesprochenen diplomatischen Boykott hat sich die Bundesregierung bisher nicht durchringen können. Sie wartet noch immer auf eine „europäische Lösung“, wie Nils Schmid, außenpolitischer Sprecher der SPD, diese Woche im ARD-Mittagsmagazin nochmals betonte. Die wird es sicher nicht geben. Nicht nur, weil man derzeit wegen der Ukraine beschäftigt ist, sondern weil vielfach Moral gegen Wirtschaftsinteressen steht. Wer als Sieger vom Platz geht, ist vorhersehbar.
Politologe Münkler erklärt das so: „In vielen europäischen Ländern haben die Chinesen investiert, sind wichtige Wirtschaftspartner. Diese Länder werden sich sicher nicht hinreißen lassen zu boykottieren.“ Es gäbe nur einen Grund, dass die Spiele nicht stattfinden, so der Wissenschaftler: „Wenn es doch noch zu einem Einmarsch der Russen in die Ukraine käme.“
Kein taugliches Mittel
Diplomatische Boykotts sieht der Professor nicht als taugliches Mittel: „Sie sind symbolisch und bewirken nichts. Da ärgern sich die Betroffenen kurz und schütteln es ab. Diplomatische Boykotts sind eher eine Message nach innen.“ Heißt: gegenüber der eigenen Bevölkerung hat man dann seine moralische Empörungspflicht kundgetan. Boykotts würden nur dann Wirkung zeigen, wenn sich die AthletInnen aller Länder vereinigen und gemeinsam verweigern würden. Doch das ist so unwahrscheinlich wie eine politische Weltrevolution.
Auch Schmid meint, man solle einen diplomatischen Boykott der Spiele nicht überbewerten, sondern sich auf die Fragen konzentrieren, die im Verhältnis zu China wirklich relevant sind. Das sehen andere Länder ohnehin so, die die gemeinsame Sport-WG im Europäischen Haus mehr oder minder unbemerkt schon durch die Hintertür Richtung China verlassen haben.
Die Franzosen, die 2024 die Sommerspiele in Paris ausrichten, gingen sogar selbstbewusst durch den Haupteingang mit einem lauten „Non“ zu jeglicher Boykott-Maßnahme. Von der Bundesregierung, so Schmid am Dienstag, werde niemand nach China fliegen. Und auch Bundespräsident Frank Walter Steinmeier bleibt zu Hause. Außenministerin Annalena Baerbock und Bundesinnen- und Sportministerin Nancy Faeser hatten schon vor Wochen angekündigt, dass sie bei Peking passen – weil es für Außenminister nicht üblich ist und wegen Corona.
Putin wird kommen
Wladimir Putin aber wird da sein: Einen politischen Boykott hält er für inakzeptabel. Und: „Wir waren immer gegen eine Politisierung des Sports.“ Der russische Staatspräsident läßt sich weder durch Covid noch andere Gefahren ausbremsen. Das hat er vor und nach den Winterspielen in Sotschi 2014 der Weltgemeinschaft bewiesen. Und eine weitere russisch-chinesische Annäherung? Wer weiß, wozu das künftig gut ist.
Die Chinesen kündigten den boykottierenden Staaten „entschiedene Gegenmaßnahmen“ an. Und weisen die Anschuldigen westlicher Staaten zurück. Sie beruhten auf „Lügen, Gerüchten“. Und: Ein Boykott der Spiele sei „eine Verhöhnung des olympischen Geistes, eine politische Provokation und ein Angriff auf 1,4 Milliarden Chinesen“.
Das IOC und sein Präsident Thomas Bach lavieren, schweigen oder halten sich für nicht zuständig – wie immer. Der Konflikt sei „eine rein politische Diskussion. Das IOC hat nicht die Macht und die Mittel, politische Systeme zu verändern. Hier gilt politische Neutralität des IOC und der Spiele.“ Bloß nicht das Gesicht verlieren !
Die Weltsportverantwortlichen erklären sich nach Belieben mal für politisch, mal für unpolitisch. Selbst in der Wirtschaft ist die Einsicht eingezogen, klare Menschenrechtsverletzungen anzuprangern. Im Sport fehlt dieses Bewusstsein, fehlt eine klare politische Linie. Politische Neutralität könne aber das IOC nicht erst seit dem „großen Hammer 1936“ nicht mehr für sich in Anspruch nehmen, so Münkler.
Das IOC – ein organisierter Widerspruch: Der wurde zuletzt bei den Winterspielen im südkoreanischen Pyeongchang deutlich. Dort feierte sich das IOC als friedensstiftender Türöffner zwischen Nord-und Südkorea. Ein mittlerweile gern eingesetztes Showelement der Olympier, um die eigene Wichtigkeit zu unterstreichen. Gerne vergleicht sich das IOC ja mit den Vereinten Nationen als UN des Weltsports, das den Friedensnobelpreis schon lange verdient hätte.
Münkler nennt das eine „Überhöhung der eigenen Bedeutung“. „Das IOC sollte sich da schon ehrlich machen. Es organisiert eine globale, kommerzielle Veranstaltung, ein Showereignis mit einer nationalbezogenen Rankingliste.“ Und gerade die sorgt nicht unbedingt immer für Fairplay und Wertevermittlung, sondern löst manchmal üblen Nationalismus aus.
Doch: „Sport hat nicht die Bedeutung, die er selbst glaubt zu haben“ sagt Münkler. Es gebe viele andere Bereiche, die bei einer politischen Krise „unbeherrschbare globale Nebeneffekte auslösen könnten in der Auseinandersetzung mit China – etwa einen Einbruch bei einer gemeinsamen Klimapolitik“.
Klima , Umwelt, Nachhaltigkeit
Als am 14. November 2015 bei der IOC-Sitzung im Kuala Lumpur über den Austragungsort für die Winterspiele 2022 abgestimmt wurde, standen nur noch Peking und die kasachische Stadt Almaty zur Wahl. Oslo, Stockholm, München, St. Moritz oder Krakau und Lemberg hatten ihre Bewerbungen zurückgezogen oder erst gar nicht eingereicht. Gründe dafür gab es eine Menge: Anspruchshaltung und Forderungen des IOC, Gigantismus und Kostenexplosion. Dazu kam der schlechte Ruf. Schlagzeilen wegen Korruption, Vetternwirtschaft und Machtmissbrauch bewogen BürgerInnen, für „No Olympia“ zu stimmen.
Olympische Spiele zur Imagepolitur und Selbstdarstellung lieben Autokraten. Und das IOC kommt mit ihnen deshalb so gut zurecht, weil sie ihnen nahezu alle Wünsche erfüllen: Eine extravagante, mit Pathos beladene Propagandashow. Dafür rollt nicht nur der Rubel. Da verzichtet man schon mal großzügig auf eigene Regeln und Vorgaben wie Nachhaltigkeit, schaut mal weg beim Zerstören von Natur und Wohnraum, beim Vertreiben von Einheimischen. Und was hinterher passiert, wenn die IOC-Karawane weitergezogen ist – wen interessiert’s?
Gipfel der Dekadenz
Diese Winterspiele sind auch aus sportfachlichen Gründen der Gipfel der Dekadenz: China ein Wintersportland und Peking eine Wintersportmetropole? Das ist ungefähr so, wie wenn man einem Oberammergauer Laienschauspieler die chinesische Oper schmackhaft machen möchte. Die Chinesen haben keinen Bezug zum geschweige denn eine Tradition im Wintersport. Das IOC aber macht Winterwunderländer möglich. So werden dann einfach mal wieder mitten im Naturschutzreservat alpine Pisten und eine überdimensionierte Bob-und Rodelbahn ins Gelände getackert. In den betroffenen Regionen Zhangjiakou und Yanqing ist es zwar kalt, aber die Niederschlagsmenge ist mäßig. Also sorgt man für Schneezauber mit 170 Schneekanonen. Das Wasser für die weiße Kunstpracht kommt seit November aus Stauseen und weiteren Sammelanlagen. Am Ende werden 186 Millionen Liter aus den lokalen Wasserreservoirs benötigt, damit die alpinen Pisten den Ansprüchen des Internationalen Skiverbandes (FIS) genügen, der schon lange mal darüber nachdenken sollte, ob seine Interpretation des Natursports Skifahren noch zeitgemäß ist.
Ein Ski- oder Rodelboom wird nach den Spielen in China kaum ausbrechen, und somit werden wohl auch die Erwartungen auf einen großen Absatzmarkt für Wintersportartikel wie Flocken zerstieben. Und die Klimakrise wird über kurz oder lang die Frage nach der Überlebensdauer von Wintersport und seinen Spielen beantworten. Da ist es nicht nur eine lasche Handlungsvorgabe für die Verantwortlichen, dass „Wintersport da hin gehört, wo Winter ist“.
Klappe halten
Die Spiele von Peking sind noch nicht einmal eröffnet, erzeugen aber jetzt schon angesichts eingezäunter Wettkampfstätten, nahezu menschenleerer Straßen, Essen servierender Roboter und Ordner und Kontrolleure in unkenntlich machenden Schutzanzügen eine apokalyptische Stimmung. Das liegt aber nicht allein an Corona. Die Winterspiele von Peking sind verlorene Spiele, weil das IOC sich zum wiederholten Mal als politisch ignorant und unmündig erwiesen und sich damit wieder an den Rand der Weltgesellschaft katapultiert hat. Das IOC mit seinem Präsidenten steht an einem Scheideweg, ob es künftig als glaubwürdiger Player im Spiel bleiben wird.
Ein Forschungssujet von Professor Münkler war der Staatsphilosoph und Diplomat Niccolo Machiavelli. Was würde der wohl dem IOC jetzt raten? „Sich nicht dauernd selbst in Widersprüche zu verwickeln, sich auf das besinnen, was es kann und sich vor allem ehrlich machen: Das IOC ist ein kommerzielles Unternehmen, soll nicht selbst Symbolpolitik betreiben und politische Ansprüche formulieren – einfach Klappe halten, wenn es angebracht ist.“ Aber politische Haltung zeigen, wenn sie nötig ist. Wie eben jetzt in Peking.