Vom Bamf ins Bisp

Beamter Ralph Tiesler wird Direktor des Bundesinstituts für Sportwissenschaft

Berlin, 17. Juli. – Neuer Chef des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (Bisp) in Bonn wird Ralph Tiesler. Er tritt die Nachfolge von Jürgen Fischer an, der nach 13 Jahren als Direktor in den Ruhestand geht. Bevor Fischer 2005 das Amt übernahm, arbeitete er im Bundesinnenministerium auch im Bereich „Sportförderung“, wo er hauptsächlich die Arbeitsfelder Neustrukturierung der Trainerakademie und des Leistungssportpersonals des damaligen Deutschen Sport-Bundes (DSB) beackerte.

Ralph Tiesler? Der Name ist vielen im Zusammenhang mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) ein Begriff. Dort war der 60-Jährige seit Herbst 2016 Vizepräsident in der Bamf-Zentrale in Nürnberg. Im Zusammenhang mit den Vorwürfen um die Bamf-Außenstelle in Bremen wurde Tiesler, der vorher in gleicher Position im Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) tätig war, freigestellt.

Nun also übernimmt der gelernte Jurist das Bisp. Offiziell tritt er sein Amt am 1. September an, ist aber „schon im August da, um sich einzuarbeiten“, wie es auf Anfrage aus dem Bisp hieß.

Damit steht nach Fischer wieder ein Beamter und Jurist dem Bisp vor. Auch der Vorgänger der beiden, Martin-Peter Büch, der von 1995 bis 2005 auf dem Direktorenstuhl saß, arbeitete als Referent im BMI an verschiedenen Stellen, wickelte unter anderem die sportwissenschaftlichen Einrichtungen der DDR mit ab. Büch war allerdings Sportwissenschaftler und Sportökonom.

Im Bisp nehmen offensichtlich die meisten die Personal-Entscheidung gelassen („Es hätte schlimmer kommen können“ oder „Jeder kriegt seine Chance“). Das BMI reagiert auf wiederholte Anfrage, wie es zu der Entscheidung kam, ob und wie viele BewerberInnen es gab und wie es mit der Qualifikation aussieht, bisher gar nicht – sie haben wahrscheinlich anderes zu tun.

Außenstehende Experten wundern sich. Denn sie sind der Meinung, dass das Bisp neu aufgestellt werden müsste, was sich nicht zuletzt angesichts der Entwicklung im Spitzensport und der Probleme rund um die nationale Spitzensportreform geradezu aufdränge. Der Spitzensport stecke ja in Krisenzeiten, da seien Antworten dringend gesucht.

Krisenzeiten. Da wäre der neue Mann dann offensichtlich nicht verkehrt – denn in „seiner Beamtenkarriere musste er schon viele Krisen meistern“, schrieb „Der Spiegel“ über ihn. Welche Rolle das Bisp, das 1970 gegründet wurde, in Zukunft spielen wird, das hängt auch davon ab, wie das „Wissenschaftliche Verbundsystem“ aussehen wird, das im Rahmen der Reform neu kreiert werden soll. Darin einen angemessenen Platz zu bekommen, sich konkurrenzfähig aufzustellen und zu behaupten, wären schon mal  schöne Aufgaben für den Neuen am Bisp-Ruder.