SPD-Sprecherin im Sportausschuss Sabine Poschmann ist eine Kümmerin
Berlin, 7. Februar. In loser Reihenfolge werden hier die neuen Obleute/SprecherInnen im Sportausschuss des Deutschen Bundestages vorgestellt. Heute ist die SPD-Abgeordnete Sabine Poschmann im Portrait. Sie ist seit 2013 Mitglied des Bundestages und war vor allem in Bereichen Wirtschaft und Energie tätig.
Sie sei eine „begeisterungsfähige Kümmerin und eine erfahrene Parlamentarierin“, beschreibt ein Genosse seine Parteifreundin Sabine Poschmann auf die Frage, warum eine ausgewiesene Wirtschaftsexpertin und studierte Betriebswirtin nun Sprecherin und Obfrau der SPD im Sportausschuss geworden ist. „Auch als Mitglied des Wirtschaftsausschusses hatten wir ja beratend mit Sport zu tun“, sagt die Dortmunderin, die in Castrop-Rauxel geboren wurde. Naja – Sport und Wirtschaft haben ja viel miteinander zu tun, nicht erst seit man sich gegenseitig auf der lukrativen Kommerz-Plattform getroffen und engagiert hat.
Dass sie eine Kümmerin ist, begeisterungsfähig und vom Sport eine Menge versteht, das wird im Gespräch ganz schnell deutlich. Auch ihre WählerInnen wissen das und haben sie wieder mit einem Direktmandat ins Reichstagsgebäude geschickt.
Bundestags-Borussen
Sabine Poschmann kommt aus einem sozialdemokratisch geprägten Elternhaus, und da ist das Wort „Solidarität“ keine leere Worthülse. Die begeisterte Anhängerin von Borussia Dortmund – sie gründete sogar eine fraktionsübergreifende Truppe namens „Bundestags-Borussen“ – hat zu Hause in ihrem Wahlkreis Dortmund II eine Art Veranstaltungsreihe unter dem Titel „Wo der Sportschuh drückt“ ins Leben gerufen.
Helfen also, wo es nötig ist. Und manchmal hilft schon nur Zuhören. „Da kann man Sorgen loswerden, da können sich Vereine zusammenfinden und gemeinsame Probleme angehen“, sagt Poschmann. Besonders hilfreich war und ist das natürlich in Coronazeiten. „Da erfährt man dann auch, wie unterschiedlich die Probleme in den Vereinen sind: Die einen klagen über Finanzprobleme oder Mitgliederverlust, andere kamen finanziell bisher klar und erleben einen Mitglieder-Zuwachs. Das ist teilweise verrückt“, berichtet sie. Und erzählt vom Tennis. Da erlebten Vereine – wie einst zu Graf- und Becker-Zeiten – gerade einen Zulauf wegen Alexander Zverev. Und da die 53-Jährige selbst gerne mit ihrem Mann den Schläger schwingt, soweit es ihre Zeit zulässt, kann sie das aus eigener Beobachtung berichten.
Vielfalt Sport
Corona habe doch gezeigt, wie wichtig Bewegung und Sport für die Gesellschaft sind– gerade und besonders im Kinder- und Jugendbereich. Aber auch die soziale Komponente von Sport, Bewegung und Spiel müsse im Fokus sein, die Mutter eines Sohnes. Deshalb brauche man eine gute Infrastruktur, das heißt: Ordentliche und vor allem für alle zugängliche Sportstätten sind von Nöten.
„Inklusiver Sport ist für mich ebenso wichtig wie Rehabilitationssport“, sagt Poschmann, die immer noch fasziniert davon ist, welche Vielfalt unter dem Dach des Sportes zu finden ist. „Ich gehe zum Baseball und dann zum Blindenfußball: Alle sind mit Begeisterung dabei – und als Zuschauerin ist man beeindruckt.“
Breitensport mit seiner Fülle und den Aufgaben, die im Koalitionsvertrag aufgeführt sind, steht im Fokus. Aber es gibt noch andere Schwerpunkte. So sind ihr der Kampf gegen sexualisierte Gewalt, das Engagement für Gleichberechtigung im Sport oder Projekte rund um das Ehrenamt weitere Anliegen.
Vorreiter sein
Und was ist mit dem Spitzensport? Zusammenhalt und Zusammenarbeit sind da Wörter, die die Abgeordnete wählt. Man könne nicht Spitzen- gegen Breitensport oder umgekehrt aufrechnen. Das eine funktioniere ohne das andere nicht, sagt sie. Und das öffentliche Bild, das die Sportorganisationen in letzter Zeit abgegeben hätten, müsse revidiert werden. „Darunter hat der gesamte Sport gelitten.“
Zur Imageverbesserung von Sportorganisationen wie etwa dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) tragen die derzeit stattfindenden Pekinger Spiele nicht unbedingt bei. Dass man nun Olympische Spiele in der Volksrepublik China veranstalte, habe aber ja auch seinen Grund. „Es hat sich ja kein demokratisches europäisches Land mehr gefunden, um Spiele auszurichten.“ Schuld seien Funktionärscliquen, die vor allem an sich denken, und der damit verbundene Gigantismus. „Der muss zurückgefahren werden. Und die Bürger und Bürgerinnen werden sich nur überzeugen lassen, wenn wir ein nachhaltiges, kostenüberschaubares und transparentes Konzept für Spiele anbieten. Und man die Menschen auch mitnimmt. Wir können ja Vorreiter sein und zeigen, das Großereignisse auch anders gehen“, sagt Sabine Poschmann, die sich in ihrem neuen Amt ganz sicher auch darum kümmern wird.