Liebe LeserInnen,
wenn Sie nun auf dem letzten Drücker einen sportpolitischen Jahresrückblick erwarten – den wollte ich Ihnen und mir ersparen: denn er fällt überwiegend deprimierend aus, wenn man die sportpolitischen Entwicklungen national und international zusammenfasst. Im Westen nichts Neues, was Entschuldigungs- und Beschwichtigungsversuche sowie Ausreden etwa im Bezug auf Doping angeht oder die unglaubwürdigen Beteuerungen der Sportführer im Internationalen Olympischen Komitee und Mitgliedsverbänden wie der FIFA, gegen Missstände und Fehlverhalten vorzugehen. Im Osten (in diesem Fall besonders in Russland) das Leugnen eines staatlichen Dopingsytems und der daraus resultierende Unwillen, irgendetwas zu ändern – trotz erdrückender Fakten.
Das wäre nur ein Beispiel aus der internationalen Sportwelt, wie Problembewältigung – wir kennen das ja schon aus dem Jahr 2016 – auch 2017 nicht funktionierte.
Und das gilt auch für den nationalen Bereich. Wie mit Dilettantismus, Unlauterkeit und Ignoranz etwa bei der Umsetzung der Leistungssportreform vorgegangen wird, ist nicht nur frustrierend, sondern macht auch wütend. An dieser Stelle ist das Thema, das den deutschen Sport wieder ganz nach vorne bringen soll, von allen erdenklichen Seiten behandelt worden. Von der vom Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes vielbeschworenen „Klarheit, Wahrheit, Toleranz“, die beim Reformieren des deutschen Sports Kommunikations-und. Werterichtlinien in „Sportdeutschland“ walten sollen, ist nichts zu spüren. Zwar stirbt die Hoffnung bekanntlich zuletzt, aber im Bezug auf die Reform ist sie dahin.
Vielleicht wird das neue Jahr in dieser Hinsicht zu einer Offenbarung, allein mir fehlt der Glaube ebenso wie die Zuversicht, dass die Olympischen Winterspiele im südkoreanischen Pyeongchang zu einem positiven Signal an die internationale Sportfamilie werden könnten: Dafür wurde schon im Vorfeld wieder zu viel gemauschelt, um eine aufrichtige Aufarbeitung von Seiten der FunktionärInnen realistisch erscheinen zu lassen.
So bleibt nur, auf die wichtigsten Akteure in der Sportwelt zu setzen: die AthletInnen, die nun gefordert sind, nicht nur in den eigenen Reihen dafür zu sorgen, dass BetrügerInnen dort nichts zu suchen haben. Und dass sie FunktionärInnen, die das unterstützen, dulden oder gar fordern, den Gehorsam verweigeren.
Und da sind wir noch, die Sportfans und ZuschauerInnen: Künstliche Superrekorde von schillernden und leider betrügenden Superstars – wer will die denn? Es gibt viele „echte Sportgeschichten“ von Menschen, die sich entschieden haben, an ihre körperlichen Grenzen zu gehen, um dafür mit Zuneigung des Publikums belohnt zu werden. Die wollen wir, und bei den anderen können wir uns verweigern – zum Beispiel mit dem Ausschalt-Knopf am Fernsehapparat. Ein aufrüttelnder Ruck muss durch die Sportwelt gehen, will man noch retten, was zu retten ist.
Mit diesen sicher idealistischen Gedanken (aber, wenn man die nicht mehr hat, was bleibt dann?) möchte ich Ihnen für ihre Treue, das weiter wachsende Interesse an den Sportspitzen herzlich danken und hoffe, dass Sie mir im nächsten Jahr weiter gewogen bleiben.
Ihnen einen gelungenen Rutsch hinüber ins Jahr 2018 und alles erdenklich Gute in persönlicher, beruflicher wie sportlicher Hinsicht
wünscht Ihnen aus der Ferne
Ihre
Bianka Schreiber-Rietig