Referenten in den Länderministerien und ihre Beschlüsse zur Spitzensportreform
Berlin, 5.Juli. Nicht besonders erfreut dürfte man beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) über einige Beschlüsse der Sportreferentenkonferenz (SRK) sein. Die Sportminister der Länder betonen zwar immer wieder, dass sie für die Neustrukturierung des Leistungssports und der Spitzensportförderung sind, aber offensichtlich wollen sie nicht alles mittragen und vor allem nicht finanzieren. Das machten ihre Referenten nun in Nohfelden-Bosen (Landkreis St. Wendel/Saarland) bei ihrer 161. Konferenz deutlich.
Besonders interessant ist, dass sich die Fachreferenten unmittelbar im Anschluss an die sportpolitischen Großkampftage in Berlin trafen. Und dass es offensichtlich weiter Kommunikationsprobleme gibt. Denn angeblich gab es ja nicht nur Aussprachen nach etlichen Irritationen und Briefwechseln zwischen den Protagonisten aus dem Bundesinnenministerium, dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und den Spitzensportverbänden. Sondern auch neue Absprachen zwischen allen Beteiligten. Umso überraschender ist es, dass die Sportreferenten Kritik etwa an der Zeitschiene übten.
Bis zum 14. August sollte, so wünschte es sich das BMI, die Neuanerkennung der Bundesstützpunkte feststehen.Wer sich etwas mit Behörden und deren Verwaltungsabläufen beschäftigt hat, den wundert es nicht, dass die Sportreferenten sagen, diese Zeitschiene sei nicht zu realisieren. Deshalb sollen nun die Länder-Vertreter „in der Bund-Länder-Arbeitsgruppe eine realistische Zeitschiene vereinbaren“, heißt es in dem Beschlusspapier.
Nur noch 165 BSP
Das Stützpunkt-System, besonders die Bundesstützpunkte (BSP), ist auch für die Länder vor allem eine finanzielle Großbaustelle. Sie beharren auf dem festgeschriebenen Abbau von bis zu 20 Prozent. „Die von Bund und Ländern formulierte Zielgröße von 165 BSP bildet dabei den Rahmen“, formulieren die Experten. Und: Man unterstütze die „Auffassung des Bundes, dass BSP künftig nur disziplin- und standortscharf anerkannt werden können“.
Falls ein Bundesstützpunkt geschlossen wird, so soll es die Option geben, in Abstimmung mit dem jeweiligen Spitzenverband und dem Landesverband, Landesstützpunkte für Nachwuchsleistungssport zu erhalten oder neu zu installieren. Wie die aussehen sollen, darüber wollen die Länder selbst entscheiden.
Keine Mogelpackungen
In diesem Zusammenhang nehmen sie auch einen klaren Standpunkt bei der Trainerfinanzierung ein. „Trainermischfinanzierungen aus- Bundes- und Landesmitteln an Standorten ehemaliger BSP lehnen die Länder dabei ebenso ab wie die generelle Übernahme etwaiger wegfallender Bundesmittel“, ist zu lesen.
Und auf Mogelpackungen wollen sich die Fachreferenten auch nicht einlassen. „Das vom DOSB vorgeschlagene bundeseinheitliche Strukturelement ‚Landesstützpunkt mit besonderem Förderinteresse‘ wird von den Ländern abgelehnt.“
„Gesetzte Stützpunkte ausschließlich aufgrund in der Vergangenheit getätigter Investitionen ohne sportfachliche Perspektive werden von den Ländern nicht befürwortet“, stellen sie ebenso deutlich fest.
Sie fordern auch eine „deutliche“ Erhöhung der Bundesmittel für die Investitionen und Folgekosten von Sportstätten. Mit dem Bund ist man sich einig, dass „Bauunterhalts- und Modernisierungsmaßnahmen der Vorrang gegenüber Neubauten zu geben ist.“
Die Länder bauen offensichtlich vor: Sie wollen auf keinen Fall zu Lückenbüßern oder gar zu Melkkühen werden angesichts der mehr und mehr strukturell und finanziell auftretenden Probleme bei den Umsetzungs-Versuchen der Reform.
Ob die Länder am Ende wirklich an einem Strang ziehen, sich an ihre eigenen Beschlüsse halten werden, oder wie bisher teilweise ihr jeweils eigenes Ding durchziehen, bleibt abzuwarten. Fest steht – und nach den SRK–Beschlüssen wird das noch deutlicher als vorher: So schnell, wie die Reform-Macher in DOSB und BMI sich die Umsetzung ihres Werkes vorgestellt haben, wird es nicht gehen. Da ist nicht nur der Föderalismus vor…