Liebe Leser, liebe Leserinnen,
nun steht also wieder das Weihnachtsfest ins Haus, und es liegt ein weiteres krisengeschütteltes Jahr fast hinter uns. Menschen in vielen Ländern, die um Leib und Leben, um Männer und Söhne wie Töchter an der Front und um Kinder und Eltern zuhause fürchten müssen, würden sich jetzt Frieden wünschen, ein Dach über den Kopf, genug zu essen und einfach keine Bomben zur Schlafenszeit, sondern endlich eine „Stille Nacht“.
Aber wir haben in diesem Jahr gelernt, was denen, die die Macht in Händen haben, Menschenleben und das Wohl ihrer Bevölkerung wirklich wert sind – nichts, wenn es um Geschäfte und die Ausweitung von Machtansprüchen geht.
Vor unserer Haustür in der Ukraine werden Menschen weiter von Drohnen- und Bombenangriffen tyrannisiert. US-Präsident Donald Trump, der sich selbst zum Friedensstifter ernannt hat, ist aber ein Brandstifter, der durch seine ständig wechselnden Aussagen deutlich macht, dass er kein Politiker – und schon gar kein Diplomat ist. Sondern eben der Dealmaker. Ob Mexiko, Venezuela, Grönland, Ukraine oder Naher Osten – money makes the world go round!
Die Europäer lassen sich von dem russischen Angriffskrieger Wladimir Putin und dem amerikanischen Immobilien-Makler vorführen aus Angst, dass sie den beiden Herren auf die Füße treten könnten, wenn sie endlich mal handeln und nicht nur in diversen Zirkeln labern würden! Haltung ist gefragt – in Wort und Tat bitte!
Auch die nationale Politik und die seit neun Monaten in Deutschland regierende schwarz-rote Koalition ist weit davon entfernt, mal Mut zu zeigen, wirkliche Reformen anzupacken, keine ideologischen Scheingefechte zu führen und Sachpolitik statt Parteipolitik zu betreiben. Auch die von Friedrich Merz geführte Regierung setzt am Ende auf Geld als Problemlöser.
Was sehr deprimierend ist, ja Ängste auslöst, ist das teilweise Auseinanderdriften unseres Gemeinwesens. Es wird zu einer Gesellschaft, wo alle nur Recht haben wollen, keiner mehr zuhört, Toleranz mehr und mehr zu einem Fremdwort wird, genauso wie Miteinander. Wo man nicht mehr persönlich miteinander spricht, Dinge sachlich ausdiskutiert, sondern nur übereinander herzieht, Hass und Gemeinheiten in sozialen Medien verbreitet.
Und da landet man dann schnell beim Sport, der ja der „Kitt der Gesellschaft“ sein soll, der Versäumnisse von Elternhaus, Bildungseinrichtungen und Politik gerade rücken soll – und damit heillos überfordert ist.
Die Zeiten, wo Sport für das Miteinander noch die letzte Bastion war, wo man Teamgeist lebte, Sport für alle auch gelebt wurde, Ausgrenzung eher die Ausnahme war – verschlechtern sich zunehmend. Vor allem im Spitzensport nisten sich immer mehr Akteure ein, die politisch und kommerziell ihren Reibach machen wollen. Und natürlich fehlen da Trump und seine Freunde – etwa Milliardär Peter Thiel – ebenso wenig wie FIFA-Gianni Infantino und manch andere Spießgesellen aus internationalen Verbänden und dem Internationalem Olympischen Komitee.
Wie weit man schon abgedriftet ist, zeigt u.a. als letztes die Verleihung eines extra geschaffenen FIFA-Friedenspreises an Trump, der sich wie einst Napoleon wohl selbst gekrönt hätte, wäre der Preis eine Krone statt einer Trophäe gewesen. So hat er sich halt die dazugehörige Medaille selbst umgehängt: was für ein Affenzirkus. Man mag gar nicht an die Fußball-WM denken, die ja nicht nur in den USA, sondern auch in Kanada und Mexiko stattfindet. Oder die Olympischen und paralympischen Spiele in Los Angeles!
Apropos Olympische Spiele – hierzulande drehen der organisierte Sport samt Politik am Olympiarad, und irgendwie scheinen in den letzten Wochen alle durchzudrehen. Das erinnert schwer an panem et circenses, Brot und Spiele, des römischen Dichters Juvenal: Der kritisierte, dass die Bevölkerung durch kostenlose Lebensmittel und spektakuläre Unterhaltung wie Gladiatorenkämpfe und Wagenrennen davon abgehalten werden sollte, sich weiter zu empören und sich weiter um Politik zu kümmern. Also eine oberflächliche Befriedung des Massenzorns.
Die Besänftigungsmethode funktioniert heute allerdings nur bedingt – es gibt für das Fußvolk keine Lebensmittel umsonst vom Staat, und Sportevents sind nichts besonderes mehr. Gefühlt finden mittlerweile an 365 Tagen mindestens pro Tag zehn Sportveranstaltungen statt, die dann auch noch gestreamt oder den noch vorhandenen Fernsehzuschauern von morgens bis abends präsentiert werden. Übersättigung macht allerdings auch müde und träge.
Darüber sollte man vielleicht auch mal im DOSB nachdenken, der seit Jahren viele Hausaufgaben zu erledigen hätte, sich aber immer wieder davor drückt! Da tummelt man sich dann lieber in olympischen Sphären, wo nicht nur Medaillen Glanz verbreiten. Doch dafür muss man etwas tun – nämlich den Spitzensport wieder in die Erfolgsspur bringen – das versucht man mit Reformen, für die man 2012 schon Anlauf genommen hat, aber nie ins Ziel gekommen ist.
Alle Hoffnungen hatte man nun auf das Staatsministerium für Sport und Ehrenamt gesetzt, das die Stimme für den Sport übernehmen sollte. Aber ganz so, wie man sich das im DOSB und den Mitgliedsorganisationen vorgestellt hat, läuft es nun gerade nicht: Die Ministerin Christiane Schenderlein war nicht nur eine überraschende Personalie für die Sportgemeinde, sondern hat auch so ihre eigenen Vorstellungen, wie das mit dem Sport insgesamt, dem Sportfördergesetz und der Sportagentur laufen soll. Und die Sportoberen scheinen von ihrem Wunschtraum, ein „eigenes“ Ministerium zu haben, das ihre Anliegen 1:1 umsetzt, in einen Albtraum gefallen zu sein, aus dem sie nun ein unschönes Erwachen erleben.
So kann`s gehen.
Aber wundert es einen? Eher nicht. Denn als verwöhnte Lobbyistentruppe hat der DOSB es laufen lassen: Wer Talente sucht, der braucht intakten und qualitativ guten Schulsport mit qualifizierten Lehrkräften, Vereine, die sich finanziell und personell Talentförderung, aber auch guten Breitensport leisten können. Er braucht Ehrenamtliche, die alle Unterstützung bekommen, die sie benötigen – und das ist nicht nur Geld, sondern Anerkennung, Respekt, mentalen Zuspruch.
Die Welt rund um Turnhalle und Sportplatz ändert sich mehr und mehr – und nicht unbedingt zum Guten, wenn man an rassistische Ausfälle, Angriffe auf SchiedsrichterInnen,SportlerInnen oder Zuschauer denkt. Es wird wieder mehr – und Sport ist keine heile Welt, auch wenn manche das immer noch erzählen. Er hat in vielem auch keinen Vorbildcharakter mehr.
Aber trotzdem ist er noch besser als manch anderer Bereich in unserer Republik – zumindest sind während eines Spiels, bei der Gymnastik oder beim Lauf alle für eine Zeitspanne eine Einheit. Und das ist heute schon fast wieder was besonderes.
Wir starten nun mit Olympischen und Paralympischen Spielen in ein neues Jahr: Mailand und Cortina d` Ampezzo sind Gastgeber vom 6. bis 22. Februar 2026. Und schon mal an die gerichtet, die wieder den olympischen Frieden oder den Olympischen Geist bemühen wollen – die sind schon lange in die ewigen Jagdgründe eingegangen. Machen wir uns nichts vor – wir konsumieren Spitzensport wie die Tournee von singenden Superstars. Spitzensport ist Unterhaltungsware – und wer gucken will: bitte sehr!
Sport ist aber auch etwas Persönliches: Auspowern, Gedanken nachhängen, Spaß haben, etwas für die Gesundheit tun, mit Partner, Freunden und Enkeln bewegen und toben – Lebensfreude!
Diese Lebensfreude – nicht nur beim Sport – wünsche ich Ihnen allen, liebe Leser und LeserInnen.
Ich danke Ihnen für Ihre Treue. Die Blog-Gemeinschaft ist weiter gewachsen, obwohl ich seltener schreibe.
Jetzt wünsche ich Ihnen von Herzen ein schönes und besinnliches Weihnachtsfest im Kreis Ihrer Lieben. Rutschen Sie gut hinüber ins neue Jahr, das Ihnen schöne Momente und spannende Ereignisse sowie Gesundheit, Erfolg und Glück bringen soll. Uns allen wünsche ich viel Zuversicht und Hoffnung auf ein friedlicheres 2026!
Herzlichst Ihre
Bianka Schreiber-Rietig