Sportausschuss: Zunächst kein Geld direkt für Athletenverein – Opposition ist sauer
Berlin, 5.Juni. Zu früher Stunde traf sich am Dienstag der Sportausschuss des Deutschen Bundestages zu einer Haushaltssondersitzung. Thema: Gutachterliche Beurteilung der finanziellen Forderungen des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Was sich eher als Routineveranstaltung anhörte, wurde dann doch spannend, als es um einen Antrag der Grünen zur direkten Förderung des Vereins „Athleten Deutschland e.V.“ ging, den die Koalitionsparteien ablehnten. Das sei ein unverständliches „Einknicken“ gerade der SportpolitikerInnen, die sich doch in den letzten Wochen vor lauter verbalen Rückendeckungen überschlagen hätten, so die Kritik an SPD und CDU/CSU-Abgeordneten.
Zur Erinnerung: Athleten gründeten 2017 in Köln den Verein, um unabhängig vom DOSB, der es den AthletenvertreterInnen in den letzten Jahren nicht leicht macht(e), agieren und die SportlerInnen-Interessen besser vertreten zu können.
Der DOSB tat zunächst die Vereinsgründung lapidar ab. Nun aber ist er aufgeschreckt und beunruhigt, dass ihm die AthletInnen gänzlich von der Fahne gehen könnten und er sie nicht mehr unter Kontrolle hat.
Am späten Montagabend um 22.30 Uhr erreichte die Sportausschuss-Mitglieder noch eine eine weitere Stellungnahme des DOSB zu dem Thema, das am nächsten Morgen um 7.45 Uhr auf der Ausschuss-Tagesordnung stand. Viel Neues war nicht in dem Papier, das als „Entwurf“ geschickt wurde – außer, dass man offensichtlich einlenken möchte. Das war aber nur ein Szenario, das der DOSB vorschlug. Der Entwurf war, wie zu lesen, mit den AthletInnen bisher nicht diskutiert worden.
Dabei hatte das Bundesinnenministerium (BMI) wohlwollend die Forderungen der AthletInnen unterstützt und Geld – direkt an die SportlerInnen – in Aussicht gestellt. Was dem DOSB überhaupt nicht schmeckte. Dass die Aktiven Rückendeckung brauchen, darüber waren sich bisher alle Fraktionen einig, spätestens seit dem 28. Februar 2018, als die AthletenvertreterInnen Silke Kassner und Max Hartung dem Ausschuss Rede und Antwort standen. Heftig mischten auch Sportausschussmitglieder über die sozialen Medien in dieser Diskussion mit. Zuletzt hatte auch der Parlamentarische Staatssekretär Stefan Mayer im Sportausschuss die 225.000 Euro zugesagt.
Nun ist alles wieder anders. Die Koalitionsparteien stimmten dagegen. Vorausgegangen war eine Sitzungsunterbrechung, in der SPD und CDU/CSU noch einmal miteinander diskutiert hatten.
Die späte Stellungnahme des DOSB war neben juristischen Bedenken, die nochmals vorgebracht wurden, für einige Koalitionäre eine gute Begründung, dagegen zu stimmen.
Die SPD befindet sich mal wieder zwischen allen Stühlen. Die Grünen-Abgeordnete Monika Lazar hofft, „dass sich die SPD gegen ihren Koalitionspartner und den DOSB durchsetzt und bis zur Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses etwas für eine vom DOSB unabhängige Athletenvertretung auf den Weg bringt.“
Eigentlich, so ist auch aus anderen Oppositionsparteien zu hören, waren ja alle Argumente ausgetauscht. Auch der DOSB war dazu gehört worden. Nicht gut kommt an, dass sich beispielsweise der ehemalige Spitzensportler Eberhard Gienger oder der Chef der Berliner Handball-Füchse, Frank Steffel (beide CDU), nicht für die Aktiven stark machen.
„Dass der Sportausschuss heute den Antrag unserer Fraktion zur Unterstützung des Vereins ‚Athleten Deutschland e.V.‘ abgelehnt hat, ist ein Armutszeugnis“, sagt Lazar. „Glaubwürdigkeit sieht anders aus.“
Auch wegen der Glaubwürdigkeit und nicht nur wegen sportfachlicher und sportpolitischer Gründe, waren die Oppositionsparteien alle für eine direkte Unterstützung der Aktiven. Der Sportausschuss habe wieder einmal eine Chance verpasst, ein „sportpolitisches“ Zeichen zu setzen, meint auch der Sprecher von Andre Hahn, Obmann der Linken im Sportausschuss. Nun hoffen alle, dass die SPD in Gesprächen mit dem Koalitionspartner noch etwas für die Athleten erreichen kann.