Staatsministerin für Sport und Ehrenamt eine Überraschung

Sächsin Christiane Schenderlein soll den Sport auf Erfolgskurs bringen

Berlin, 28.April. Die sächsische Bundestagsabgeordnete Christiane Schenderlein soll Staatsministerin für Sport und Ehrenamt im Kanzleramt werden. Das gab die CDU am Montagvormittag bei ihrem kleinen Parteitag in Berlin im Rahmen der Vorstellung ihrer neuen Kabinettsmitglieder bekannt.

Dr. Christiane Schenderlein (© Dr. Christiane Schenderlein/ Chris Gonz)

Überraschung pur! Im Sport hatte die 43-jährige Kommunikationsberaterin, die seit 2021 Mitglied des Deutschen Bundestags ist, wohl niemand auf dem Zettel. Bisher, sogar noch am Sonntagabend, wurde der Wittenberger Sepp Müller als aussichtsreichster Kandidat gehandelt. Er saß unter anderem in der Arbeitsgruppe 10, in der der Sport für den Koalitionsvertrag ausgehandelt wurde. Und Müller war stellvertretendes Mitglied im Sportausschuss des Bundestages.

Nun wird es also Schenderlein. Die Sächsin, geboren in Weißenfels, aufgewachsen in Leipzig, Mutter dreier Kinder, ist im Sport ein unbeschriebenes Blatt. 1998 trat sie in die CDU ein und arbeitete sich über Kreis- und Landtag in den Bundestag. Neben Medien- und Kommunikationswissenschaft studierte sie auch Politikwissenschaft und Geschichte. Sie war im Bundestag in der letzten Legislatur Sprecherin für Kultur & Medien der Unionsfraktion.

Und jetzt Sport. Wie überraschend die Nominierung war, zeigt sich auch daran, dass ihre Wahlkreis- und Bundestagsbüros mit Anfragen überrannt wurden.

Schwerpunkte ihrer politischen Arbeit sind bisher neben Medien auch Innenpolitik – da war sie stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Inneres und Heimat sowie im Tourismus-Ausschuss.

Wie versteht sie ihr Amt?

Im Bereich Sport ist sie, wie gesagt, bisher nicht in Erscheinung getreten. Einschlägige Recherchen waren zunächst nicht ergiebig – außer, dass sie sich auf Instagram als Fan von RB Leipzig geoutet hat. Deshalb  auch eine Anfrage, die noch läuft. Da geht es um ihre persönlichen Ambitionen im Sport, wie sie ihre neue Aufgabe versteht: Als Koordinatorin, Moderatorin, Entscheiderin oder….? Wie ihr Amt ausgestattet sein wird, welche Rolle sie selbst spielen will, und wieweit das Bundesministerium für Inneres und Heimat noch mitspielt, das bisher zuständig für Sport war – darüber ist bisher nichts bekannt. Mehr Klarheit wird da nächste Woche der Organisationserlass der neuen Bundesregierung bringen.

Einerseits ist es vielleicht gar nicht so schlecht, wenn jemand, der sich nicht ständig in der Sportblase befindet, so ein Amt übernimmt, um mit frischen Blick an die Probleme heranzugehen. Anderseits ist der Sport ein sehr schwieriger Klient. Und bei den richtungsweisenden Entscheidungen kann man der Ministerin nur wünschen, von einem kompetenten Team beraten und begleitet zu werden, das nicht die alten Fehler bei Entscheidungen etwa der Spitzensportförderung etc. oder der Olympiabewerbung wiederholt.

Hohe Erwartungen

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und einige seiner Mitgliedsorganisationen hatten öffentlich im Vorfeld die Einrichtung eines solchen Amtes gefordert. Entsprechend begrüßten er, Athleten Deutschland und die Deutsche Sporthilfe die Festlegung im Koalitionsvertrag begeistert. Heute waren die Reaktionen nicht nur überrascht, sondern verhalten. Da hatte man sich etwas anderes erhofft, heißt es.

Denn die Sportmacher erwarten auf diesem neuen Posten „einen Anwalt des Sports“. Wobei in vielerlei Hinsicht Kabinett und Parlament sich gegenüber dem Sport in den letzten Jahrzehnten ohnehin immer großzügig und als Interessenvertreter (besser Fans) des Sports verstanden haben.

Die neue Staatsministerin wird gute Nerven und Geduld brauchen, wenn sie nun das Amt übernimmt und als die „eine Stimme für den Sport“ gelten und gehört werden soll. Da wird ihr sicher ihre Erfahrung als Kommunikationswissenschaftlerin schon mal helfen. Denn mit Kommunikation und Transparenz tut man sich im deutschen Sport bekanntlich schwer.

Allein diese Qualifikation wird aber nicht reichen: Wer Strukturen, Funktionen und Personal im deutschen Sport, die Reibungsvielfalt an den vielen Schnittstellen zwischen Politik und Sport kennt, der weiß, dass Christiane Schenderlein keinen einfachen Job übernehmen wird. Und auch die Erwartung im Sport, dass die Staatsministerin dafür sorgen wird, dass der Geldhahn für Olympiagespinste oder große Sanierungswelle von Sportstätten viel weiter aufgedreht wird, wird sich nicht so erfüllen, wie die SportfunktionärInnen es sich erhoffen – denn auch für den Sport gilt: Alles unter Finanzierungsvorbehalt. Na denn: good luck, Frau Staatsministerin!